Gorian 3
der Falle!«, wandte sich Sheera mit einem Gedanken an ihn. »Was wir auch tun, die Schicksalslinien scheinen uns alle ins Verderben zu führen, ganz gleich, welcher wir auch folgen.«
In den Reihen von Morygors Horden tat sich etwas. Die Leviathane gerieten auf breiter Front in Bewegung, und Morygors Aura war auf einmal so bedrängend wie nie zuvor. Die riesigen Ungetüme wandten sich seitwärts und bildeten mit ihren Körpern eine Wand, und die Frostkrieger stiegen an ihnen empor, um sich auf den Rücken der großen
Tiere zu postieren. Ein burgähnlicher Ring entstand auf diese Weise, nur, dass diese Mauer aus lebendigen Wesen bestand.
Es gab kein Entkommen. Das wollte Morygor all jenen deutlich machen, die sich innerhalb dieses Ringes befanden, Gorian und Sheera ebenso wie den Maladran, die immer mehr Züge diesseitiger Wesen annahmen. Und je weiter dieser Prozess voranschritt, desto weniger waren sie vermutlich in der Lage, sich einfach über die Gesetze der Schwere und Dichte hinwegzusetzen und durch Felsgestein, Eis oder Mauern hindurchzudringen.
»Was haben sie vor?«, fragte Sheera mit einem Gedanken.
»Uns vernichten, Sheera. Vor allem mich.«
Da empfing er Morygors Gedankenbotschaft: »Du verstehst mich. Ach, wie bedauerlich, dass ich aus dir nicht einen treuen Diener machen kann. Einen wie Torbas.«
»Wenn Torbas dir so treu ergeben ist, warum hat er mich dann am Leben gelassen?«, fragte Gorian herausfordernd.
»Der richtige Ort und der richtige Zeitpunkt. Sie spielen eine große Rolle bei allem, was man tut. Wann und wo etwas geschieht ist ebenso wichtig wie die Frage, was geschieht. Aber wem erzähle ich das. Du solltest es eigentlich wissen, du Narr, der du geglaubt hast, mich herausfordern zu können.« Gorian hörte den Herrscher der Frostfeste in seinem Kopf auflachen. »Ein paar feine Verbündete hast du da. Sie sind schlimmer als jeder Feind. Wirf dich in dein Schwert aus Sternenmetall, Gorian. Jetzt und hier. Einen angenehmeren Tod hat das Schicksal für dich ansonsten nicht vorgesehen. Glaub es mir.«
Für einen Moment bedrängte ihn dieser Gedanke mit solcher Stärke, dass er Gorian vollkommen einleuchtend erschien und er sich fragte, weshalb er diesen Ausweg nicht längst gewählt hatte.
Aber das währte nur einen Augenblick, dann hatte er sich gegen Morygors Einflüsterungen genügend abgeschirmt.
»Nein, so einfach will ich es dir nicht machen, Morygor!«, rief er laut, um seinen Gedanken besser konzentrieren zu können und ihm mehr Kraft zu verleihen. Seine Augen waren schwarz, und er riss Sternenklinge hervor.
»Unser Fürst! Führe uns zum Angriff!«, rief der Krieger mit den Schattenflügeln und zog ebenfalls sein Schwert.
Und viele andere fielen in seinen Ruf mit ein – in Gedanken und mit ihren heiseren Stimmen.
»Und jetzt?« , erreichte Gorian Sheeras Gedanke.
Da schoss ein Lichtstrahl von einem der Leviathane aus bogenförmig zur anderen Seite des Ringwalls, der durch die Körper der wurmähnlichen Riesengeschöpfe gebildet wurde. Gorian entdeckte einen breitschultrigen, zwergenhaften Adh, der auf dem Rücken des Leviathans stand und eine Metallschüssel in der Hand hielt. Das Volk der Adhe hatte seine eigene Art der Magie – und die machte sich Morygor anscheinend zunutze, seit unzählige Adhe durch die Ausdehnung des Frostreichs zu Untoten geworden waren.
Auf der gegenüberliegenden Seite stand ebenfalls ein Adh auf dem Rücken eines Leviathans und fing mit einer ähnlichen Metallschüssel den Strahl auf. Selbst die Maladran schienen davon beunruhigt.
»Welch eine Magie!«, stieß der Krieger mit den Schattenflügeln hervor, deren Umrisse etwas unklarer wurden.
Der Lichtstrahl war zuerst hellblau und veränderte sich dann in ein blasses Grün. Er wurde breiter, fächerte sich wie eine Kuppel aus Licht auf.
»Morygor!«, rief der Blinde Schlächter von plötzlichem Grimm ergriffen. »Morygor, du Spross unserer verachtenswerten Vorfahren! Du scheinlebendiger Bastard!«
»Was hat er vor?«, fragte Gorian an Eldamir gerichtet, denn er war plötzlich überzeugt davon, dass der Blinde Schlächter ganz genau erkannt hatte, was da vor sich ging.
Eldamir nahm seinen Bogen vom Rücken, legte einen der schwarzen Schattenpfeile auf die Sehne und zielte auf einen der beiden Adhe. Schon surrte der Pfeil durch die Luft, aber seine Bahn wurde abgelenkt, plötzlich flog er empor, wurde von dem immer breiter werdenden Lichtfächer angesogen und löste sich, als er ihn
Weitere Kostenlose Bücher