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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erkannte Gorian jedoch. »Nicht etwas, sondern jemand!«
    »Wer?«
    »Ich bin mir nicht sicher, Sheera. Eigentlich ist es unmöglich …«
    Funken sprühten, und Schwarzlicht strahlte aus dem Stamm, und innerhalb von Augenblicken veränderte sich das Geäst, das sie bislang gefangen gehalten hatte. Blitze zuckten knisternd über die Verästelungen, und der gesamte Baum zerfiel zu einem feinen grauen Staub, der einen Nebel bildete und alles einhüllte.
    Blitze zuckten zwischen einzelnen Trümmerstücken hin und her, die so langsam durch die Luft schwebten, dass es nur mit Magie zu erklären war. Sie strebten in alle Richtungen davon, wurden dabei schneller und zerfielen gleichzeitig.
    Der Zauber, der den Stadtbaum erfüllt und jede andere Magie gedämpft hatte, löste sich offenbar auf. Für die Maladran war das ein Anlass zum Triumphgeheul. Überall stürzten sie sich mit gesteigerter Wut und viel mehr Kraft auf die völlig konsternierten Wandler.
    Manche von denen verloren bereits jegliche feste Form, ohne dass irgendeine Waffe sie getroffen oder ihnen ein Teil
des Körpers abgeschlagen worden wäre. Sie wälzten sich als gallertartige Masse über das Eis, verwandelten sich dabei in vielbeinige Geschöpfe, die riesigen Tausendfüßlern ähnelten, um schneller davonlaufen zu können, oder versuchten, im letzten Moment noch Flügel auszubilden, um sich in die Lüfte zu erheben.
    Die meisten schafften es nicht, denn sowohl der Blinde Schlächter und seine Maladran als auch Beliak gingen erbarmungslos gegen sie vor und töteten so viele von ihnen wie möglich. Kein Einziger sollte überleben und zu Morygor auf die Frostfeste zurückkehren.
    Sheera aber ließ ihr Schwert sinken, und auch Gorian beteiligte sich nicht an dem Massaker. Flüchtende zu erschlagen war ihm ein Graus – selbst dann, wenn er befürchten musste, dass jeder der Metamorphen, die diesem Kampf entkamen, ihm irgendwann erneut gegenüberstehen würde.
    Davon abgesehen gab es etwas, das sein ganzes Interesse auf sich zog.
    Er schritt auf den Stadtbaum zu, der nichts mehr als ein zerfallender riesiger Stumpf war, eingehüllt von einer gewaltigen Staubwolke.
    Kein normaler Mensch hätte hier atmen können, aber Gorian und Sheera wendeten die Heilformeln des Ordens der Alten Kraft an. Ihrer beider Augen blieben vollkommen schwarz, denn es erforderte sehr viel Kraft, die Atmung über einen längeren Zeitraum extrem flach zu halten oder sie gar ganz einzustellen. Gorian wusste aus dem Reich des Geistes, dass es Caladran gab, denen das über Monate, manchmal sogar Jahre hinweg gelungen war. Aber dazu musste man den Körper und den Geist eines Caladran haben.
    »Was war das?«, nahm er Sheeras fragenden Gedanken wahr.

    Gorian hatte bereits eine Ahnung. Er spürte etwas Vertrautes. Den Geist eines Wesens, von dem er nicht geglaubt hätte, ihm noch einmal zu begegnen.
    Aus dem Staubnebel taumelte ihnen ein Wandler entgegen. Er hatte drei Waffenarme samt Schwertern ausgebildet, mit denen er wild umherfurchtelte. Ansonsten hatte er in etwa die Gestalt eines Caladran-Kriegers beibehalten, wenn man davon absah, dass sein Kopf dem eines Vogels glich und er offensichtlich versucht hatte, Flügel auszubilden; allerdings waren die so verschiedenartig ausgefallen, dass es völlig ausgeschlossen war, sich damit ohne Hilfe von Magie in die Lüfte zu erheben.
    Den ersten Schlag wehrte Gorian mit Leichtigkeit ab, den zweiten auch. Dann ließ der Metamorph von ihm ab und taumelte davon. Kaum war er im Staubnebel wieder zu einem Schatten geworden, flog sein Kopf Gorian vor die Füße.
    Beliak trat aus dem Nebel. »Kann mir jemand mal sagen, was hier eigentlich los ist?« Er prustete und stieß ein Röcheln aus. Aber da er ein Untoter war, konnte ihm der Staub nicht wirklich etwas anhaben.
    »Ich bin gerade dabei, es herauszufinden«, antwortete Gorian und ging weiter in jene Richtung, wo sich zuvor der Stamm des Stadtbaums befunden hatte. Der Staub am Boden verband sich mit dem Schnee zu einer grauen Masse.
    »Erkennst du mich nicht?«, erreichte Gorian auf einmal ein ziemlich deutlicher Gedanke.
    Grelles Licht strahlte durch den Staubnebel, so hell, als würde man geradewegs in die Sonne sehen. Gorian und Sheera wandten den Blick ab.
    Der viele Staub, der noch in der Luft schwebte, löste sich unter den Strahlen des Lichts auf. Innerhalb weniger Augenblicke herrschte wieder klare Sicht. Das Licht wurde schwächer
und verminderte seine Intensität auf ein erträgliches

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