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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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die Erkenntnis, dass es ihnen selbst auch an den Kragen geht.«
    »Wenn man davon absieht, dass Basilisken keine Krägen tragen, würde ich da eher auf die erste Möglichkeit setzen.«
    Sie passierten das Hafentor in der großen Stadtmauer, die alle sieben nelbarischen Burgen umschloss. Eine Kontrolle fand wohl schon lange nicht mehr statt. Angesichts der schieren Massen von Menschen und anderen Geschöpfen wäre dies kaum möglich gewesen. Auch waren die Torwachen sogar schwächer besetzt, als Gorian es aus vergleichbaren Städten wie Thiskaren oder Segantia kannte, was sicherlich damit zu tun hatte, dass dafür einfach keine Truppen erübrigt werden konnten. Nelbar war zurzeit sicherlich ein Paradies für Taschendiebe und anderes Gesindel – aber dieses Paradies würde nur kurzen Bestand haben, ganz gleich, wie sich die Dinge entwickelten.
    Ein Netz aus engen Gassen durchzog die Stadt. Sie wirkten wie mit dem Lineal auf einer Karte gezogen, was die Orientierung erleichterte. Aber auch sie waren völlig überlaufen. Überall kampierten Menschen, und mitunter waren in den Gassen sogar Zelte aufgestellt.
    Stadtwachen versuchten deren Bewohner – zumeist Menschen aus Garilanien oder Mitulien, die vor den herannahenden Eismassen und Morygors Horden geflohen waren – dazu zu überreden, ihre Zelte doch auf einem der zahlreichen Plätze in der Stadt aufzuschlagen. »Glaubt Ihr, da wäre noch irgendwo ein freier Flecken für Leute wie uns?«, hörte Gorian eine aufgebrachte Männerstimme.
    Gorian und Sheera erreichten schließlich jenes Viertel, in dem die meisten Krämer und Händler ihre Läden hatten. Auch hier sah es nicht anders aus als sonst in der Stadt. Alles
war überfüllt, und aufgeregtes Stimmengewirr, Kindergeschrei und die lauten Rufe, dass irgendwer irgendwem Platz machen sollte, vermischten sich zu einem brausenden, schrillen Klangteppich, der über allem lag. Pferdewagen quälten sich im Schritttempo durch die Gassen, und ein paar Schlangenmenschen-Krieger drängten sich züngelnd zwischen den Gestrandeten hindurch. Gorian hatte keine Ahnung, mit welchem Auftrag man sie in dieses Gewühl geschickt hatte, aber allein ihr Auftreten war ein weiteres Indiz dafür, dass sich das Basiliskenreich tatsächlich mit all seinen Kräften in das Bündnis gegen Morygor eingereiht hatte.
    Allerdings war es mittlerweile fraglich, ob dieses Bündnis nicht viel zu spät zustande gekommen war, wenn man sich den Zustand des Heiligen Reichs vor Augen führte, von dem nur noch einzelne Bruchstücke zu existieren schienen.
    Sheera führte Gorian zu einem mehrstöckigen Haus, dessen Fassade reichhaltig verziert war. Die tragenden Balken des Fachwerkgebäudes waren mit Schnitzereien von Schutzgeistern versehen. Mit dem Glauben an den Verborgenen Gott und den Lehren der Priesterschaft war das zwar nicht vereinbar, aber es war bekannt, dass gerade die Bewohner Oquitoniens und die Menschen in den Küstenstädten von Eldosien in diesen Dingen weit weniger dogmatisch waren und nicht in jedem Geistergesicht gleich einen Verrat am Glauben sahen.
    Allerdings war Gorian auf dem Weg hierher auch schon aufgefallen, dass an anderen Gebäuden solche Schnitzereien von Schutzgeistern mutwillig zerstört worden waren. Offenbar schwand in der Zeit einer so extremen Bedrohung, wie sie im Moment herrschte, die allgemeine Toleranz.
    »Hier ist es«, sagte Sheera, aber es war sofort zu erkennen, dass sich in dem Haus, vor dem sie stehen blieb, kein Handelskontor
mehr befand. Die meisten Fensterläden standen offen. Aus ihnen schauten Menschen hervor, die offenbar frische Luft schnappten, während sie auf die Straße hinabsahen. Es war unschwer zu erkennen, dass es sich auch bei ihnen um Flüchtlinge handelte, und mehr als der Blick aus dem Fenster blieb ihnen angesichts der herrschenden Umstände nicht, um der Enge ein wenig zu entfliehen.
    Sheera klopfte an die Tür. Eine Frau öffnete ihr. Sie trug Lumpen und hielt ein kleines Kind auf dem Arm.
    »Hier kann niemand mehr rein«, sagte sie, während sich das Kind an ihr festklammerte. Sie redete in einem Dialekt, wie er eigentlich für das Kronland Olanien typisch war und oft als »Sprache der Heiligen« verspottet wurde, weil die kaiserlichen Beamten und die oberen Ränge der Priesterschaft überwiegend diesen Dialekt sprachen. Die Frau und ihr Kind hatten also offenbar einen weiten und vermutlich sehr beschwerlichen Weg hinter sich.
    »Hier wohnte ein Händler und seine Frau, denen dieses Haus

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