Gothic Girl - Sex, Blut, Dämonen Kapitel 2 (Torgänger) (German Edition)
geschwankt. Einerseits hatte sie sich ein Refugium in ihrer Burg aufgebaut, andererseits hatte es sie immer wieder dazu getrieben die Gesandten des Kaiserreichs zu jagen. Wäre es nicht so gewesen, würde sie heute irgendwo in einem Luxusbett liegen und sich von Bediensteten und Verehrern verwöhnen lassen. Stattdessen stand sie hier auf dem rostigen Gittergerüst in einem alten Kraftwerk im eiskalten Wind und war dabei, Gefühle für ein junges Mädchen zu entwickeln, das mehr Ärger versprach, als irgendjemand haben wollte. Fühlte sie sich wirklich zu dem hübschen, offenen Mädchen mit dem dunklen Geheimnis hingezogen oder war es vielleicht nur die Erinnerung an ein anderes Mädchen und ihr Gewissen, welches sich meldete? Wollte sie unbewusst etwas gutmachen, eine Schuld tilgen die auf ihr lastete? Sie schüttelte den Kopf. Nein, sie hatte so viel Schuld auf sich geladen ohne sich davon erdrücken zu lassen. Und doch gingen ihre Gedanken weit zurück. Zu einem anderen Leben und einer anderen Frau, die sie zurückgelassen hatte. Der Grund, warum sie sich nie konsequent für das Verstecken entscheiden konnte. Doch irgendwie war sie müde geworden und der Gedanke sich einfach irgendwohin zurückzuziehen und die Welt Welt sein zu lassen wurde immer verführerischer. Auf einmal hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Ohne sich umzudrehen fragte sie:
‚Was glaubst Du wohl, warum ich mich an diese einsame Stelle zurückgezogen habe , Betonung auf einsame?‘
Zad trat neben sie an das Geländer und lie ß ebenfalls seinen Blick über die nächtliche Landschaft wandern. Er ignorierte ihre Frage und stellte eine andere.
‚Was wirst Du tun?‘
‚Ich weiß es nicht, was soll ich tun?‘
Kurzes Schweigen.
‚Diese Entscheidung liegt bei Dir. Du hast immer die Wahl.‘
Zarah dachte zurück, weit zurück.
‚Das habe ich schon einmal gehört. Nachdem Du mich geschaffen hast, und es war damals schon gelogen, ich hatte keine Wahl‘.
‚Ich habe Dich nicht geschaffen. Aufgeweckt wäre vielleicht das richtige Wort. Alles was Du heute bist, war schon da, bevor wir uns getroffen haben. Damals wie heute gab es eine Wahl. Du fühlst Dich vielleicht von Deinen eigenen Ansprüchen und Werten in eine Richtung gedrängt, aber die Entscheidung triffst Du selbst. Wie auch immer sie ausfällt, es wird Dir leichter fallen den Weg zu gehen, wenn Du Deine eigene Verantwortung für Deine Entscheidung erkennst und übernimmst.‘
Er hatte Recht, und sie hatte es schon gewusst, bevor er es ausgesprochen hatte. Kalter Wind fuhr ihr durch das Haar und sie genoss die Kälte in ihrem Gesicht.
‚Was ist mit Kayleigh? Vor drei Tagen hast Du mir noch gesagt, ich solle sie in Ruhe lassen.‘
‚Das hättest Du auch sollen. Aber jetzt ist es offensichtlich zu spät. Mehr als einer wird hinter ihr her sein, und wenn sie jemand beschützen kann, dann Du.‘
‚So gut wie ich Horatio beschützen konnte?‘
‚Er hat keinen Schutz gebraucht und hätte ihn auch nicht gewollt. Wenn Du in einen Kampf eintrittst, weißt Du, dass Du sterben kannst. Er wusste es. Und Du weißt es auch, solltest Du Dich für den Kampf entscheiden. Vielleicht hast Du die Macht, diese Welt zu retten, Zarah Nachtfeuer.‘
Sie drehte sich um und schaute ihn an. Er blickte in ihre Augen und erkannte er mit einem Schaudern, dass er keine Ahnung hatte, was sie jetzt dachte.
Als Zarah in ihr Zimmer zurückkehrte, sie hatte im Gegensatz zu allen anderen den Luxus eines richtigen Raums, wartete Sul-Durat schon auf sie. Er lag auf dem Bett. Seine Verletzung machte ihm mehr zu schaffen, als er es bei der Versammlung gezeigt hatte. Sein erschöpftes Gesicht hellte sich auf, als er sie sah.
‚Bist Du mit Deinen Überlegungen weitergekommen?‘
‚Weiß denn hier jeder, was in mir vorgeht?‘
‚Das war nicht schwierig zu raten. Wer hat Dich noch durchschaut?‘
Zad, ich habe gerade mit ihm gesprochen.‘
Mit offenem Blick, soweit dies seine dämonischen, wie in schwarzem Marmor gemeißelten Züge die immer etwas Sinisteres hatten, überhaupt zuließen, fragte er:
‚Wer und was ist dieser Zad?‘
‚Ein alter, sehr alter Freund, und jemand, mit dem man sich nicht anlegt.‘
Den letzten Halbsatz schob sie gleichsam als Warnung hinterher.
‚Keine Angst, er hat mir das Leben gerettet. Ich weiß nicht wie, denn eigentlich war es nicht möglich, aber er hat etwas bei mir gut. Ihr verbergt ein gemeinsames Geheimnis, doch ich glaube nicht, dass es dem
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