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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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zuletzt gesehen?«
    »Das ist mehr als drei Wochen her.«
    »Aber Sie hatten Kontakt?«
    »In letzter Zeit nicht.«
    »Sie haben ihm am Mittwoch eine E-Mail geschickt.«
    Jesper Mann erstarrte. Das gutmütige Lächeln rutschte ihm aus dem Gesicht. Nun wirkte er plötzlich, als würde er es bereuen, dass er sich auf das Sofa und nicht wie Fredrik auf einen Stuhl gesetzt hatte. Vielleicht ärgerte er sich auch über seine lässige Kleidung und die Schlappen, aus denen seine blassen Zehen herausguckten.
    Er richtete sich auf, so gut es zwischen den weichen Sofakissen ging, stemmte sich die Ellbogen in die Seiten und spreizte die Unterarme seitlich vom Körper ab.
    »Ich habe nichts zu verbergen!«
    »Das dachte ich auch gar nicht«, sagte Fredrik, obwohl es nicht ganz der Wahrheit entsprach.
    »Wenn Sie unsere E-Mails gelesen haben, müssen Sie doch wissen, dass wir hauptsächlich so typisches Internetgequatsche ausgetauscht haben. Man labert eben so, um die anderen daran zu erinnern, dass man noch lebt.«
    »Ich verstehe.«
    »Für mich zählt das nicht als richtiger Kontakt.«
    »Ich verstehe«, versicherte Fredrik noch einmal.
    Jesper Mann sank wieder ein bisschen zurück.
    »Irgendeine Idee, wo er sein könnte?«
    Jesper Mann überlegte eine Weile, aber ihm fiel nichts ein.
    »Ehrlich gesagt, kannte ich ihn nicht besonders gut … oder besser gesagt, ich kenne ihn, aber ich weiß nicht viel über ihn.«
    »Ist er so ein Typ?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ein bisschen geheimnisvoll? Jemand, der nicht viel von sich erzählt?«
    »Nicht direkt, aber wir …«
    Er blickte zur Seite und zuckte mit den Schultern.
    »Sie …?«
    »Wir hatten nicht diese Art von Beziehung.«
    Fredrik war nicht sicher, ob er die Bedeutung dieses Satzes richtig verstanden hatte, oder besser gesagt, er war sich sicher, dass er sie überhaupt nicht verstanden hatte.
    »Woher kennen Sie sich?«
    Da die Wohnung im Erdgeschoss lag, huschte jedes Mal, wenn jemand durch die schmale Gasse ging, ein Schatten durchs Zimmer.
    »Wir haben uns letzten Sommer in einer Kneipe kennengelernt. Seitdem treffen wir uns sporadisch, aber als Beziehung kann man das nicht bezeichnen.«
    »Beziehung?«
    Jesper Mann grinste.
    »Wussten Sie nicht, dass Rickard schwul ist?«
    »Nein.«
    »Eigentlich kein Wunder. Er weiß es ja selbst kaum.«
    Er lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
    »Meinen Sie damit, dass er seine Homosexualität erst vor Kurzem erkannt hat oder dass es ihm schwerfällt, sie zu akzeptieren?«
    »Letzteres. Von seinem Coming-out ist der noch meilenweit entfernt. Es ist immer dasselbe. Er meldet sich, wir treffen uns, wir schlafen miteinander, und dann verschwindet er und lässt einen oder zwei Monate nichts von sich hören.« Jesper machte ein Gesicht, als hielte er das für eine hervorragende Art des Umgangs.
    »Abgesehen von der einen oder anderen E-Mail«, wendete Fredrik ein.
    »Ja, abgesehen von ein bisschen Gequatsche per Mail.«
    Vor dem Fenster waren Stimmen zu hören, einzelne Wortfetzen gingen in ein Gemurmel über, das bald wieder verstummte.
    »Aber wenn Sie eine intime Beziehung haben, müssen Sie ihn doch trotzdem etwas besser kennengelernt haben. Denken Sie bitte nach. Hat er Ihnen je einen Ort genannt, an den er sich zurückzieht oder wo er Freunde hat?«
    »Er hat mal gesagt, dass er seinen Vater in Japan besuchen will, aber das dürfte sich ja erledigt haben.«
    »Nichts, was hier in der Nähe wäre?«
    Jesper Mann schüttelte den Kopf.
    »Was wissen Sie über das Verhältnis zwischen Fredrik und seinem Vater?«
    »Er hat nicht viel über seine Familie erzählt.«
    »Ich denke, er hat Ihnen erzählt, dass er seinen Vater in Japan besuchen wollte?«
    »Das war doch bekloppt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na, von seinem Vater.« Jesper Mann setzte sich wieder aufrecht.
    »Er war jahrelang dort und hat Rickard, seine Frau oder seine Tochter nicht ein einziges Mal eingeladen. An Geldmangel kann das aber nicht gelegen haben.«
    »Haben Sie das Rickard gesagt?«
    »So was in der Art.«
    »Und wie hat er reagiert?«
    »Er hat seinen Vater verteidigt und wurde beinahe aggressiv. Ich kann mich nicht im Detail erinnern, aber er sagte wohl, sein Vater habe einen anstrengenden Job in Tokio und überhaupt keine Zeit für ihn, komme aber zu Besuch, sooft er könne.«
    »Glauben Sie, dass diese Darstellung zutrifft?«
    »Keine Ahnung, aber Rickard schien jedenfalls daran zu glauben.«
    »War das alles, was er über seinen Vater

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