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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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haben. Der Konkurs eines Unternehmens birgt Unsicherheit, und Unsicherheit ist nie gut. Optimal wäre es wahrscheinlich gewesen, sich ein dickes Stück vom Kuchen abzuschneiden, gerade so viel, wie man bewältigen konnte, und Pricom gnädig die Reste zu überlassen. Aber es war nun einmal anders gekommen. Niemand machte ihm Vorwürfe. Alle waren zufrieden, und bis sich eventuelle Nachteile bemerkbar machten, würde noch ein wenig Zeit verstreichen. Dann hatten sie seinen Namen vergessen, und er konnte auf der anderen Seite des Erdballs in Ruhe sein Vermögen hegen und pflegen. In der Branche blickte man nicht zurück, sondern richtete den Blick nach vorn.
    Als der Kellner an seinem Tisch vorbeirauschte, wollte er ihm seine Kreditkarte reichen. Doch der Kellner hielt ihn wie ein Verkehrspolizist mit ausgestreckter Hand zurück.
    »I’m sorry, fire alarm, you’ve got to leave immediately.«
    »Fire alarm?«
    »Yes, you’ve got to leave.«
    Arvid steckte seine Karte wieder ein, griff nach seiner schweren Aktentasche und stand auf.
    Feueralarm? Er hatte gar keine Sirene gehört. Ringsumher kamen Geschäftsleute und Rucksacktouristen auf die Beine und begaben sich gemächlich zum Ausgang. Die kurzen Blicke, die gewechselt wurden, waren eher fragend als besorgt.
    »This way, please, this way.«
    Die Flughafenangestellten in den neongelben Westen trieben die trägen Flugreisenden zur Eile und deuteten auf einen nicht näher bestimmten Punkt am anderen Ende der dämmrigen Halle. Bars, Taxfreeshops und andere Läden scheuchten ihre Kunden hinaus und verriegelten ihre Gitter oder ließen die Jalousien hinunter.
    Ohne zu übertreiben, beschleunigte er seinen Schritt ein wenig. Er hatte sich das Vermögen auch nicht zusammengespart, um sein Leben auf dem Flughafen Heathrow zu lassen. Feueralarm? Was bedeutete das? Eine Bombendrohung, eine Feuersbrunst oder nur eine Zigarette unter dem Rauchmelder?
    Im Pulk mit den anderen Passagieren trottete er in einen abgelegenen Seitenarm irgendeines Terminals. Offenbar eine Sackgasse. Immer mehr Menschen gesellten sich zu ihnen. Flughafenpersonal war jedoch nicht mehr zu sehen.
    Ein Mann in seinem Alter mit Anzug, lederner Aktentasche und Designerbrille breitete mit resignierter Miene die Arme aus. Arvid reagierte mit einem Achselzucken.
    Die Räumung war anscheinend im Sande verlaufen, und niemand klärte sie darüber auf, ob sie nun in Lebensgefahr schwebten oder es sich um einen Fehlalarm gehandelt hatte.
    Arvid entdeckte einen freien Platz und setzte sich. Ein absurdes Gefühl von Belanglosigkeit erfüllte ihn. Es war ihm vollkommen fremd. Normalerweise war ihm nichts gleichgültig. Natürlich hatten die Dinge eine unterschiedlich große Bedeutung und mussten dementsprechend gewichtet werden, aber für wen gar nichts von Belang war, für den sah es übel aus.
    Er bekam nicht die Information, die er gebraucht hätte, um eine Entscheidung zu treffen. Musste er zum Notausgang rennen, oder durfte er in die ewig herbstliche Transithalle zurückkehren und sich ein frisches Bier bestellen? Oder sollte er in einer Art Vorhölle auf dieser Bank verharren?
    Um sich die Zeit zu vertreiben, sortierte er im Geiste seine bislang noch schemenhaften Pläne für eine eigene Consultingfirma. Diese Aussage, er müsse nie wieder arbeiten, war natürlich nicht wörtlich zu verstehen. Das war nur seine Art, über Geld zu sprechen, ohne eine konkrete Summe zu nennen. Er hatte nicht vor, in den Ruhestand zu gehen. Leute, die nach finanzieller Unabhängigkeit strebten, nur um sich rund um die Uhr auf Golfplätzen und an Sandstränden zu tummeln, konnte er überhaupt nicht verstehen.
    Mit einem Kern von zehn fest angestellten Seniorberatern wollte er anfangen und dann nach und nach weitere Angestellte und freie Mitarbeiter für einzelne Projekte an sich binden. Er rechnete mit einer einjährigen Planungs- und Aufbauphase, in der er seinen Ideen den Feinschliff geben und gute Kontakte knüpfen konnte. Als Einzelkämpfer war er zwar auch nicht gerade erfolglos gewesen, aber eine eigene Firma eröffnete ihm ganz andere Möglichkeiten. In Schweden würde er vermutlich nicht bleiben können, aber er hatte nichts dagegen, nach London oder Zürich zu ziehen. Und diesmal würde er Kristina mitnehmen.
    Zwei Asiaten auf der Bank gegenüber, ein Mann und eine Frau, diskutierten leise, aber engagiert. Er hörte, dass es Japaner waren. Mit fünfundneunzigprozentiger Sicherheit konnte er sie in den oberen Etagen der

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