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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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schlechtem Gewissen. »So ein verdammtes Feuer in der U -Bahn.« Er lockerte seine Krawatte und trank einen Schluck aus dem Wasserspender in der Ecke.
    Walker grinste und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, als würde er sich prächtig amüsieren. Er war einer dieser großspurigen Machotypen, wie Lee sie nur zu gut kannte. Lee fragte sich immer, ob das alles nur Getue war oder ob diese Typen wirklich so waren – ihr Verhalten war eine solch unendliche Ansammlung von Klischees.
    Doch Selbsterkenntnis zählte nicht zu Jerry Walkers Stärken. Er saß ihnen am Tisch gegenüber, die Beine breit, seine ganze Haltung unverschämt und verächtlich. Eine Schachtel Camel steckte unter dem Ärmel seines T-Shirts – noch ein Klischee, dachte Lee bei sich. Er war angezogen wie ein Rocker aus den Fünfzigerjahren: weißes T-Shirt, Jeans, schwarze Bikerstiefel, das Haar mit Pomade zurückgekämmt.
    Seine muskulösen Arme waren verschränkt, sodass die Tätowierungen an seinem prallen Bizeps hervortraten – eine kurvenreiche Meerjungfrau auf dem linken Arm, »I Love Jenny« in Fraktur auf dem rechten. Lee fragte sich, wer Jenny war und ob sie wusste, dass sie in Tinte auf Jerry Walkers Arm verewigt war.
    Detective Butts leerte seinen Pappbecher. Er begann, hinter Walker auf und ab zu wandern und sich die fleischigen Hände zu reiben, während Chuck vor Walker auf der Tischkante hockte. Lee kannte diese Strategie. Komm ihm zu nahe, bedräng ihn, gib ihm das Gefühl, in die Enge getrieben zu sein, verunsichere ihn . Aber nach Walkers frechem Grinsen zu urteilen, funktionierte das nicht.
    »Ihr denkt also wirklich, dass ich der Mörder bin?«, fragte Walker verächtlich.
    »Sagen Sie es uns«, erwiderte Chuck, und sein Tonfall konnte seine Abneigung gegen Walker nicht verbergen. »Der Bürgermeister hat uns beauftragt, ein paar Sexualtäter zu befragen, die in der Gegend leben. Und darunter fallen auch Sie.«
    »He, mit solchen Sachen habe ich nichts mehr zu tun«, protestierte Walker. »Ich habe jetzt ein neues Leben, feste Arbeit, eine Freundin – die ganze Chose. Ich bin sogar in Therapie«, fügte er hinzu, »nicht, dass es euch etwas angeht.«
    »Da haben Sie recht«, erwiderte Chuck, »das geht uns nichts an. Was uns interessiert, ist, wo Sie am elften Februar waren.«
    Walker grinste breit, zeigte dabei einen Goldzahn. »Kein Problem. Am elften war ich nicht in der Stadt. Hab meine arme alte Mom besucht – ich bin ein sehr fürsorglicher Sohn. Ich kann euch die Flugtickets zeigen, um es zu beweisen.«
    Chuck sah ihn gelassen an. »Flugtickets kann man fälschen.«
    »Ruft meine Mutter an, und fragt sie.«
    Butts baute sich hinter Walker auf. »Oh, das ist eine gute Idee«, sagte er. »Ich bin mir sicher, dass sie keinerlei Interesse daran hätte, ihrem einzigen Sohn ein falsches Alibi zu verschaffen – bestimmt würde sie niemals auch nur auf die Idee kommen, die Polizei anzulügen.«
    Lee tippte Chuck gegen den Ellbogen.
    »Was?«, fragte Chuck.
    Lee beugte sich vor und flüsterte in sein Ohr: »Er ist es nicht gewesen. Er ist nicht unser Mörder.«
    »Okay«, flüsterte Chuck zurück, »aber ich muss das hier trotzdem durchziehen.«
    »Dein Freund hat recht«, sagte Walker, »ich bin nicht euer Mörder.«
    Chuck lief rot an. »Wissen Sie was? Das entscheide ich immer noch selbst.«
    Walker lehnte sich achselzuckend auf seinem Stuhl zurück. »Wie du willst«, sagte er und fing an, sich mit einem Streichholzbriefchen die Nägel zu säubern. Das Bild auf dem Streichholzbriefchen zeigte eine vollbusige Katze in schwarzer Reizwäsche. Die Aufschrift lautete »Pussycat Lounge«.
    »Wisst ihr«, sagte er, »ich steh nicht auf kleine Katholikinnen. Sind mir zu verklemmt.«
    Chuck beugte sich dicht vor Walkers Gesicht. »Für Sie mag das hier ja alles ein großer Spaß sein, Sie Dreckskerl, aber für uns nicht, und wenn Sie noch eine solche Bemerkung machen, dann schwöre ich Ihnen –«
    »He, immer mit der Ruhe«, sagte Walker und hielt seine schwieligen Hände hoch. »Ich hab’s nicht böse gemeint, Mann. Ich wollte euch doch nur klarmachen, dass ich nicht euer Mörder bin.«
    »Himmel«, murmelte Chuck. »Was geht bloß in den Gehirnen von Kerlen wie Ihnen vor, dass Sie über so etwas wie das hier Witze machen können? Wurden da beim Zusammenbau ein paar Teile vergessen, oder was?«
    »Ich kann diesen Kerl ebenso wenig ausstehen wie ihr«, schnauzte Walker. »Verdammt, ich bin kein Mörder. Ich würde niemals einer Frau

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