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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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schenkte der vorbeigehenden Kellnerin ein Lächeln. Sie war weder jung noch hübsch, doch das kümmerte Eddie nicht – er nahm, was er kriegen konnte. Er hatte einmal über sich selbst gesagt: »Zum Teufel auch, ich flirte mit allem, was eine Gebärmutter hat, und wenn ich genug intus habe, ist selbst das keine Bedingung mehr.«
    Zu Lees Überraschung erwiderte die Kellnerin das Lächeln. Eddie war weder jung noch gut aussehend, aber er kam bei Frauen an. Er war wie ein großer, fröhlicher Kobold oder der trottelige, lustige Onkel, der bei Familienfeiern immer ein Furzkissen dabeihat. Er mochte nicht gerade ein Ausbund an Stil und Eleganz sein, aber man musste schon ein sehr verbissener Mensch sein, um ihn nicht zu mögen.
    »Ich glaube nicht, dass ich in einem der Artikel erwähnt werde«, sagte Lee.
    Eddie verdrehte die Augen. »Was, denkst du etwa, ich würde nur glauben, was ich in der Zeitung lese? Wenn du nicht an dem Mädchenmord in der Bronx dran bist, dann fress ich meinen Hut.«
    Lee hob kapitulierend seine Hände. »Ich weiß nicht, Eddie – manchmal denke ich, du bist der Profi, nicht ich.«
    Eddie runzelte die Stirn. »Was soll das denn heißen? Ich bin ein Profi!« Er drehte sich zu der Kellnerin um, die gerade mit einem Tablett voller Gläser vorbeikam. »Hallo, mein Engel – kannst du uns wohl was bringen?«
    Sie sah ihn an und nickte kaum wahrnehmbar, bevor sie weiterging.
    Lee beugte sich vor. »Du weißt genau, was ich meine.«
    »Ja, ja – ich bin ein Profi auf meinem Gebiet, aber eins kann ich dir flüstern, was du tust, möchte ich nicht machen, Chef – nicht für alles Geld der Welt.«
    Als die Kellnerin zurück zur Theke ging, strich Eddies Hand beiläufig über ihren Oberschenkel. Sie drehte sich mit ärgerlichem Gesicht zu ihm um, doch Eddie grinste nur und zeigte seine schiefen gelben Zähne.
    »Tut mir leid, Herzblatt, aber mein Freund hier ist schon ganz ausgedörrt. Mit ihm ist nicht zu spaßen, wenn er betrunken ist, aber nüchtern ist er noch viel schlimmer.«
    Die Kellnerin lächelte matt. »Was kann ich Ihnen bringen?«
    Lee las Resignation aus ihrem Tonfall und ihren hängenden Schultern. Ihre Schicht war bald zu Ende, vermutete er, und ihr mussten die Füße wehtun. Ihre Wimperntusche war verlaufen, ihr mit Haarspray auftoupiertes Haar wurde schlaff, und das restliche Make-up konnte die Ränder unter ihren Augen nicht mehr verbergen.
    »Ich nehme ein Sam Adams vom Fass«, sagte Lee.
    »Für mich auch«, stimmte Eddie mit ein. »Und habt ihr Chips oder irgendwas anderes zum Knabbern?«
    »Es gibt Nachos oder Chips mit Salsa.«
    »Klasse. Das hätten wir gern beides. Danke«, sagte er und drückte ihren Arm. Zu Lees Überraschung sah sie ihn warmherzig an, so als wäre sie für die Berührung dankbar. Viele Männer handelten sich Ärger ein, wenn sie so etwas versuchten, aber Eddie kam aus irgendeinem Grund immer damit durch. Während Lee Eddies rundes, lächelndes Gesicht betrachtete, kam ihm ein mulmiger Gedanke: Der Mörder erscheint seinem Opfer harmlos, bis es zu spät ist .
    Als die Kellnerin das Bier und die Chips brachte, drückte Eddie ihr einen Geldschein in die Hand.
    »Danke, Schätzchen – das Wechselgeld kannst du behalten.« Lee konnte nicht sehen, wie viel es war, aber er war schon Zeuge gewesen, wenn Eddie zwanzig Dollar Trinkgeld für eine Dreißig-Dollar-Tresenrechnung gegeben hatte.
    Die Kellnerin starrte auf den Geldschein in ihrer Hand.
    »D-danke«, stammelte sie stirnrunzelnd.
    »Keine Sorge – das ist jetzt kein Versuch, dich anzubaggern«, versicherte Eddie und schob sich einen Chip in den Mund. »Was nicht heißt, dass du nicht äußerst attraktiv bist«, fügte er hinzu.
    »Ähm, okay. Danke.« Sie zog eine Augenbraue hoch und legte ihren Kopf schief, dann ging sie kopfschüttelnd davon.
    »Eine Angewohnheit aus meiner Zeit in Vegas«, erklärte Eddie, als sie weg war. »Da gilt, wenn du zur Bedienung gut bist, ist die Bedienung gut zu dir – du verstehst schon?«
    »Davon habe ich gehört. Wie läuft’s denn damit, wo wir schon mal dabei sind?«
    Eddie angelte ein kleines rundes Holzabzeichen aus seiner Jackentasche und hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger hoch.
    »Diese Woche sind es sechs Monate. Clean und – arm.« Er lachte und steckte das Abzeichen wieder in die Tasche.
    »Womit verdienst du jetzt dein Geld?«
    »Ach, dies und das. Hauptsächlich das.« Eddie grinste. »Weißt du, ich war eine Rarität – ein Spieler, der tatsächlich

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