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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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einem Drink? Ich lade dich ein. Ich muss mir den Geschmack unbedarfter Denkungsart aus dem Mund spülen.«
    »Okay, warum nicht? Solange du zahlst.«

    Das Armstrong’s gehörte zu Nelsons Lieblingskneipen an der Tenth Avenue. Die Speisekarte war extravagant und vielfältig – und was für Nelson wichtiger war, sie schenkten ein gepflegtes und billiges Bier vom Fass aus. Das Armstrong’s war eines der bestgehüteten Geheimnisse von Hell’s Kitchen – allen Bewohnern des Viertels wohlbekannt, nicht aber den Touristen oder den Pendlern, die zu den Stoßzeiten die Ninth Avenue entlangsausten.
    »Das war eine recht weitschweifige Vorlesung«, bemerkte Lee, als der Barmann zwei frisch gezapfte Biere vor ihnen abstellte.
    »Heutzutage geht es mir vor allem darum, selbst Spaß dabei zu haben«, erwiderte Nelson und nahm einen tiefen Schluck. Er wischte sich die Oberlippe ab und stellte das Glas wieder auf die Theke. »Ah, genau das hat A.E. Housman gemeint, als er sagte: Besser als Milton vermag das Malzgetränk, den Menschen über sein Verhältnis zu Gott hinwegzutrösten.«
    »Und doch brauchen wir unseren Milton ebenso wie unser Malzgetränk.«
    Nelson langte in die Schüssel frischen Popcorns auf der Theke. »Stimmt. Es ist schon komisch, aber ich erinnere mich noch immer daran, wie ich in der Schule Das verlorene Paradies gelesen habe und dabei dachte, wie interessant doch Satan ist – und wie langweilig dieser Christus.«
    »Satan ist menschlicher«, pflichtete Lee bei. »Er ist innerlich zerrissen, während Christus genau weiß, was er zu tun hat. Wer kann sich damit schon identifizieren?«
    »Vielleicht mögen wir auch einfach nur die Bösewichte lieber«, entgegnete Nelson schmunzelnd. Er zündete sich eine Zigarette an und blies Rauch in die andere Richtung. Sie hatte einen kräuterartigen, aromatischen Geruch.
    »Nelkenzigaretten«, erklärte er als Antwort auf Lees fragenden Gesichtsausdruck. »Einige meiner Studenten rauchen sie. Angeblich gesünder.«
    »Ich glaube nicht, dass es Christi Tugend ist, die ihn so unfassbar macht«, bemerkte Lee. »Es ist seine Gewissheit . Dabei sind selbst tugendhafte Menschen von Zweifel und Ungewissheit erfüllt. Deshalb können wir uns mit Satan identifizieren – er leidet, seine Seele ist gemartert. Christus ist einfach so verdammt abgeklärt! Wer kann damit etwas anfangen?«
    »Ich jedenfalls nicht, mein Junge, ich jedenfalls nicht«, antwortete Nelson und winkte dem Barmann. »Noch eins für mich, mein Bester. Du musst schneller trinken«, fügte er hinzu, als er sah, dass Lees Glas noch halb voll war.
    Lee war besorgt über das Tempo, das sein Freund vorlegte. Nelson schien das zu bemerken, denn er legte beschwichtigend seine Hand auf Lees Arm.
    »Keine Sorge, Junge, ich habe heute keine Vorlesung mehr. Ich bin noch nie betrunken zu einem Seminar erschienen, und ich habe nicht vor, jetzt damit anzufangen. Also, wie kommst du mit deinem Fall voran?«
    »Wir haben einen Verdächtigen, aber ich glaube nicht, dass er unser Mann ist.«
    Lee erzählte Nelson von Pater Michael und seiner Beziehung mit der Toten. Nelson hörte aufmerksam zu, seine Miene konzentriert.
    »Er hat nichts mehr gesagt, sobald sein Anwalt da war?«
    »Nein. Sein Anwalt hat nur immer wiederholt, dass das Wort der Studentin gegen seines stünde und dass wir nichts hätten, wofür wir ihn anklagen könnten.«
    Nelson seufzte. »Stimmt natürlich. Du kannst durchaus recht haben, dass der Priester nicht der Mörder ist, aber ihr solltet ihn trotzdem im Auge behalten.«
    »Machen wir.«
    »Gut. Also, wie steht’s mit noch einer Runde?«
    »Nein danke«, sagte Lee. Ihm war etwas unbehaglich zumute. »Ich vertrage nicht mehr so viel wie früher.«
    »Behalt solche Geständnisse für dich, oder die werfen dich hier raus!«, erwiderte Nelson laut genug, dass der Barmann es hören konnte.
    Über seine Trinkgewohnheiten wollte Nelson eindeutig nicht sprechen. In gewisser Hinsicht war Lee erleichtert darüber. Er hatte nicht die Absicht, ihr Vater-Sohn-ähnliches Verhältnis auf den Kopf zu stellen. Lee war sich ziemlich sicher, dass sein Freund seit dem Tod seiner Frau mehr trank, doch der Gedanke, ihn darauf anzusprechen, war abschreckend. Er nahm sich vor, ein Auge auf seinen Freund zu haben, doch für den Moment war Nelsons Alkoholproblem zweitrangig, solange es galt, den Mann zu finden, der jungen Frauen nachstellte und sie erwürgte.
    Lee ließ seinen Blick über die fröhlichen, entspannten Gesichter

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