Gott geweiht
was antun – fragt doch meine Freundin. Ich bin ein handzahmes Miezekätzchen.«
»Wie die Tänzerinnen in der Pussycat Lounge?«, bemerkte Butts und deutete auf das Streichholzbriefchen auf dem Tisch.
»Oh nein, da seid ihr auf dem Holzweg – meine Freundin arbeitet da, okay?«
»Na, das passt ja«, murmelte Butts.
»Sie ist Kellnerin , okay?«, knurrte Walker und griff nach seinen Zigaretten.
»Hier drinnen wird nicht geraucht«, schnauzte Chuck. Er versuchte, Walker die Zigarette aus dem Mund zu reißen, doch Walker war schneller und steckte sie zurück in die Schachtel.
»Hände weg, Mann – diese Stängel sind teuer ! Meine Güte, ihr Jungs hier wisst wirklich nicht, wie man Spaß hat, was?«
»Wenn wir uns amüsieren wollen, dann prügeln wir Kerle wie dich windelweich«, entgegnete Butts.
»Ach was. Und keiner kriegt euch wegen Polizeibrutalität am Arsch?«, fragte Walker betont unschuldig.
»Warum finden wir es nicht einfach heraus?«, erwiderte Butts.
»Das reicht jetzt!«, blaffte Chuck den Detective an.
Walker grinste, und Lee war bestürzt über den grausamen Zug um seinen Mund. »Jede Minute, die ihr mit mir vergeudet, ist eine Minute weniger, in der ihr diesen Kerl schnappen könnt. Vielleicht ist er gerade jetzt da draußen und sucht sich sein nächstes Opfer aus, irgendein nettes katholisches Mädchen. So ’ne geile kleine Jungfrau. Und er legt gerade in diesem Moment seine Hände um ihren Hals und drückt –«
Lee sah rot. »Es reicht !«, schrie er und stürzte sich mit einem Satz auf Walker. Seine Hände schlossen sich um Walkers Hals.
Doch Walker war größer als er und sehr flink. Er riss sich aus Lees Klammergriff los und landete mehrere Fausthiebe in so schneller Folge, dass niemand im Vernehmungszimmer ihn aufhalten konnte. Der erste Schlag traf Lees Magengrube und raubte ihm den Atem, dann zielte Walker auf sein Gesicht, ein Kinnhaken, gefolgt von einer Geraden, die Lee direkt am Nasenbein traf.
Er taumelte nach hinten. Blut schoss ihm in die Nase, und die Wucht des Schlags machte ihn für den Moment blind. Lee ging benommen zu Boden.
Chuck packte Walker an den Schultern, während er gleichzeitig nach Verstärkung rief. Butts war direkt hinter ihm und hielt Walkers Hände fest, als zwei uniformierte Cops mit gezückten Waffen in das Vernehmungszimmer stürmten.
»Legen Sie dem Kerl Handschellen an«, befahl Chuck, und einer der Polizisten folgte eilig seiner Anweisung. »Und jetzt schaffen Sie ihn hier raus!«
Als die Cops Walker aus dem Vernehmungszimmer führten, rief er über seine Schulter zu Chuck: »He, warum besorgst du deinem Freund nicht ’ne Dosis Valium, um ihn zu beruhigen?«
»Halt’s Maul!«, schrie Butts.
»Ihr werdet von meinem Anwalt zu hören kriegen!«, versprach Walker, als sie ihn wegzerrten.
»Ich kann’s kaum erwarten«, murmelte Chuck. Er sah zu Lee, der inzwischen aufrecht an der Wand lehnte, keuchend und mit blutender Nase.
»Du bist verletzt.«
»Es geht mir gut.«
Chuck hörte diese Antwort nicht zum ersten Mal.
»Ich rufe einen Arzt.«
»Nein!« Lee versuchte, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen.
»Ich denke, wir haben für heute genug.«
»Es tut mir leid.«
»Schon in Ordnung, aber mach so was nicht noch mal.«
»Okay. Werd ich nicht.«
Chuck seufzte. »Also, was ist mit Walker? Könnte er –«
»Nein. Der Schlitzer ist kein Kinderschänder. Seine Wut richtet sich gegen Frauen – und Gott. Und ich denke, er könnte noch Jungfrau sein.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Ich weiß, es klingt ein bisschen weit hergeholt, aber ich denke, das Messer ist ein Phallusersatz. Es gibt keinen Hinweis auf tatsächliche Penetration. Was bedeutet, dass er wahrscheinlich emotional unreif ist.«
Chuck schnaubte verächtlich. »Wann hast du schon mal einen emotional reifen Verbrecher getroffen?«
»Nein, ich meine emotional ernstlich gestört. So sehr, dass es einem auffallen würde, wenn man ihm begegnet. Schüchtern, in sich zurückgezogen, eigenbrötlerisch – kein unverschämter Kotzbrocken wie Walker. Eher kindlich.«
»Der Priester ist ziemlich kindlich.«
»Ja, da hast du wohl recht«, gestand Lee.
»Und er würde auf Frauen vollkommen ungefährlich wirken.«
Selbst Lee musste zugeben, dass Pater Michael Flaherty sich immer mehr zum Hauptverdächtigen mauserte. Doch in einem Punkt waren sie alle einer Meinung – ihnen lief die Zeit davon, und wenn sie nicht bald ihren Mörder fanden, würde eine weitere Frau
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