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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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Ich denke, das ist von Bedeutung.«
    »Er will so lange wie möglich die Macht über Leben und Tod in seinen Händen halten«, spann Nelson den Gedanken weiter.
    »Ja, das natürlich«, sagte Lee, »aber ich denke, dass es auch etwas mit der Atmung zu tun hat.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Chuck, während er einige Wasserflaschen aus dem kleinen Kühlschrank neben seinem Schreibtisch holte.
    »Na ja, vielleicht hat er Atemprobleme – irgendeine chronische Erkrankung. Ich weiß, es klingt merkwürdig, aber er leidet mit seinen Opfern, während er sie umbringt.«
    »Was für eine chronische Erkrankung?«, wollte Butts wissen. Er streckte die Hand nach einer Wasserflasche aus.
    »Das kann ich nicht sagen … Bronchitis, eine Allergie … vielleicht Asthma. Für ein Emphysem ist er zu jung«, antwortete Lee.
    »Interessant«, bemerkte Nelson, »aber die Beweislage dafür ist etwas dürftig, findest du nicht?«
    »Ich sagte ja, dass es nur so eine Ahnung ist. Aber da ist noch etwas anderes«, fuhr Lee fort.
    Die anderen sahen ihn erwartungsvoll an.
    »Ich weiß, was er sich als Souvenir nimmt.«
    »Wirklich?«, sagte Nelson und beugte sich vor.
    »Er nimmt ihnen die Kreuze ab, die sie um den Hals tragen. Maries Freund sagte, dass sie ihres immer getragen habe, aber wir haben es nicht gefunden. Und das Gleiche gilt für Pamela, nach Aussage ihrer Freunde. Ich wette, Annie O’Donnell hat auch eins getragen.«
    »Schmuckstücke der Opfer als Souvenir mitzunehmen ist nichts Ungewöhnliches«, entgegnete Nelson und nahm die Wasserflasche, die Chuck ihm anbot.
    »Er hat aber nicht nur irgendwelchen Schmuck genommen«, erwiderte Lee. »Er hat ein Kreuz genommen. Ich denke, das ist von Bedeutung. Das könnte für die Viktimologie wichtig sein – die Art, wie er seine Opfer aussucht.«
    Butts trank einen Schluck vom Mineralwasser und runzelte die Stirn. »Ach ja? Wie das?«
    »Er hat es auf brave junge Katholikinnen abgesehen, die ein Kreuz um den Hals tragen.«
    Lees Handy piepte, als Signal, dass eine SMS eingegangen war. Mit klopfendem Herzen fischte er es aus seiner Tasche.
    Doch als er die Nachricht las, stand da einfach nur:

    Hey, Chef, können wir uns treffen?

    »Ist alles in Ordnung, Junge?«, fragte Nelson. »Du bist ja kreidebleich.«
    Chuck blickte besorgt zu Lee herüber. »War das wieder –?«
    »Nur ein alter Freund, den ich um einen Gefallen gebeten habe«, antwortete Lee erleichtert. »Ich dachte, vielleicht kann er etwas herausfinden, das uns bei der Suche nach dem Mörder weiterhilft.«
    »Davon hast du mir ja gar nichts gesagt«, beschwerte sich Chuck.
    »Und deshalb machst du so ein Gesicht?«, sagte Nelson.
    »Ich bin nur etwas verwundert, SMS sind eigentlich nicht sein Stil. Er ruft mich sonst immer auf dem Festnetz an.«
    »Okay«, sagte Chuck. »Lasst uns noch mal zusammenfassen, was wir bis jetzt haben.«
    »Also«, sagte Butts. »Wenn ich das gerade richtig verstanden habe, dann müssen wir doch nichts weiter tun, als so einen Versager zu finden, der sich das Blaue vom Himmel herunterphantasiert und bei seiner Mutter lebt. Warum schauen wir uns nicht einfach bei der nächsten Star-Trek-Messe um? Ich sag Ihnen, was wir über diesen Kerl in der Hand haben: Absolut Null – das haben wir über ihn in der Hand.«
    Nelson lächelte ihn an, aber es war weniger ein Lächeln als eine Herausforderung.
    »Tja«, sagte er, »dann müssen wir alle uns wohl mehr ins Zeug legen, oder?«

KAPITEL 26

    Chuck Morton ging den langen, kalten Korridor des städtischen Leichenschauhauses entlang. Von all seinen Pflichten als Cop war ihm diese am meisten verhasst. Schon während er sich dem Paar im mittleren Alter näherte, das am Ende des Flurs stand und sich verzweifelt aneinanderklammerte, erkannte er die Körpersprache. Er hatte das öfter erlebt, als ihm lieb war. Er holte tief Luft und trat auf die beiden zu. Die Frau starrte wie gebannt durch die große Glasscheibe vor sich, doch der Mann wandte seinen Kopf, als er Chuck herankommen hörte. In seinem von Sorge verzerrten Gesicht stand eine unausgesprochene Frage geschrieben, die Chuck nur allzu gut kannte. Sagen Sie mir, dass das alles hier nicht wirklich passiert – könnten Sie sich nicht geirrt haben? Chuck schaute durch die Scheibe zu der stählernen Bahre mit dem zugedeckten Leichnam darauf und wappnete sich für den unausweichlichen Ausbruch der Trauer, der nun folgen würde.
    »Mr. O’Donnell?«
    »Ja?« Die Stimme des Mannes klang verhalten. Er war

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