Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt
Schwankungen der Kirchensteuereinnahmen abhängig sein und soll sich möglichst selbst tragen, damit eine kontinuierliche Arbeit gewährleistet ist. Bis heute hat sich gezeigt, dass das eine sinnvolle Entscheidung war.« Er lächelt und konkretisiert: »Es fließen keine Kirchensteuermittel in die Finanzierung, sondern die Finanzierung läuft über die Landeszuschüsse, die wir erhalten. Das sind circa zwei Drittel der Vollkosten und das letzte Drittel müssen wir selbst erwirtschaften. Das sind die Elternbeiträge, die geleistet werden, das Schulgeld.« Beim Schulausbau sei man auf staatliche Mittel angewiesen. »Besonders wichtig waren da die umfangreichen Fördermittel, die über die Konjunkturprogramm-II-Mittel des Bundes und der Länder erlangt werden konnten.« Außerdem habe man noch weitere Partner, wie etwa die Kommunen, die dazu beitrügen, die Lücken zu schließen. »Die Kommunen helfen bei der Anschubfinanzierung, denn je nach Bundesland muss der Schulträger die ersten zwei bis drei Jahre selbst finanzieren. Oft können wir das ehemalige Schulgebäude kostenlos oder gegen einen geringen Betrag übernehmen, denn schließlich ist eine Schule ein Standortfaktor. Jeder Bürgermeister ist froh, wenn nicht alles verwaist.« Nicht zuletzt habe der Staat auch finanzielle Vorteile, denn bei Privatschulen müsse er nur siebzig bis achtzig Prozent der Kosten übernehmen. Und auch er sagt noch einmal: »Eine Kommune kann kein Schulgeld erheben.« So werden private Haushalte belastet und die Bildungsausgaben der öffentlichen Hand entlastet.
Die eine Kommune freut sich, die andere nicht. Denn die Schüler, deren Eltern sich entschlossen haben, sie lieber auf die neue christliche Privatschule im Nachbarort zu schicken, fehlen an den öffentlichen Schulen. »Ja, das ist nicht nur vom Publikum her ein Problem«, sagt Karl-Heinz Gebhard vom Schulverwaltungsamt des Märkisch-Oderland-Kreises in Brandenburg. Auch in seinem Verwaltungsbezirk ist ein öffentliches Gymnasium aus Schülermangel geschlossen worden, um andere Standorte in der Umgebung zu stabilisieren. Karl-Heinz Gebhard erzählt, dass der Landkreis die staatliche Schule 2007 vor den Sommerferien zugemacht habe und die neue evangelische Privatschule dann direkt danach im selben Gebäude mit einem neuen Kollegium wieder aufgemacht habe. Im Jahr darauf habe es im Nachbarort auf einmal nicht mehr genug Schüler für das dortige Gymnasium gegeben. »Wir mussten einen Jahrgang aussetzen«, erzählt Karl-Heinz Gebhard. Eigentlich kümmert sich sein Schulverwaltungsamt vor allem um die Ausstattung von Schulräumen, um den Hausmeister, den Schülerspezialverkehr, zum Beispiel für behinderte Kinder, die nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Schule kommen können. Dieser »Schülerspezialverkehr« hat jetzt allerdings noch eine andere Aufgabe.
Karl-Heinz Gebhard erläutert das Problem: Der Staat gebe jedem seiner Schüler eine Garantie auf einen Platz an einer öffentlichen Schule. »Wenn es hier aber nur noch eine evangelische Schule gibt und die Eltern ihre Kinder nicht dahin schicken wollen, weil sie vielleicht gar nicht religiös sind, hat der Landkreis als Schulträger eine Beförderungspflicht für diese Schüler. Das heißt, sie werden mit dem Daimler in die nächste staatliche Schule gefahren, nach Straußberg zum Beispiel. Das sind fünfzig Kilometer. Für den Taxifahrer zweihundert Kilometer, vier Strecken am Tag. Im Zweifel bis zum Abitur.« Wenn er die Taxirechnungen des Landkreises sehe, denke er manchmal, es wäre billiger gewesen, den Jahrgang nicht auszusetzen.
Ein Gutes habe das Ganze aber doch, resümiert der Leiter des Schulverwaltungsamtes. Das öffentliche Gymnasium, dem auf einmal die Schüler fehlten, habe sich so einiges überlegt, um die Schule wieder attraktiver zu machen. Es gebe jetzt zum Beispiel ein Begrüßungsgeschenk, einen Rucksack mit Schulmaterialien. Darin fänden sich ein Atlas und ein Taschenrechner. »Den zahlen die Stadt und die Wohnungsbaugesellschaft für jeden Schüler, der sich für die staatliche Schule entscheidet.«
»Die Eltern wollen uns«, fasst Frank Olie das Erfolgsrezept der evangelischen Schule zusammen. »Das ist der Grund für uns zu sagen, ja, da machen wir auf.« Im Regelfall seien die Eltern zuerst da. Die seien unzufrieden mit dem staatlichen System und machten sich auf die Suche nach einem starken Partner. Da kämen sie ins Spiel. »Schule ist das Beste, was der Kirche passieren kann.« Es sei
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