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Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt

Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt

Titel: Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Müller
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sogar schon vorgekommen, dass Kommunen von sich aus auf die Schulstiftung zugekommen seien mit der Anfrage, ein konfessionelles Gymnasium zu gründen, um das städtische Schulangebot zu entlasten. »Ich stehe also nicht im Büro vor dem Reißbrett und sage: Da, da und da machen wir eine Schule auf. Es sind die Eltern, die uns rufen.«

12.
»Die können nicht mehr miteinander«
    Eine Entscheidung
    Am 19. März 2012 soll in Rauschendorf die vertagte Sitzung des Jugendhilfeausschusses nachgeholt werden. Eine Sondersitzung ist anberaumt. Die Stadtvertreter haben sich in der Zwischenzeit mit der Stellungnahme der Kirche befasst und wollen nun endgültig entscheiden: Kündigen sie der Kirche als Träger ihres Kindergartens? Oder bleibt die Kirche und Bernadette Knecht muss gehen?
    Alle Beteiligten sind angespannt. Bernadette Knecht hat keinen neuen Vertrag unterschrieben. Sie hat sich entschieden abzuwarten. Zu der Sondersitzung will sie selbst nicht gehen, die Eltern werden berichten, das haben sie schon versprochen. Auch Pfarrer Udo Maria Schiffers will nicht persönlich zur Sitzung kommen, er hat Ulrike Keller gebeten, den Kirchenvorstand zu vertreten.
    Die Eltern, Canina und Peer Jung, Alice Ernst und die andern, haben sich noch einmal für das Wochenende verabredet. Peer Jung soll im Ausschuss ein paar Minuten Redezeit bekommen. Sie wollen sich vorbereiten.
    Am Freitagmorgen dann, drei Tage vor der Entscheidung, haben die katholischen Haushalte in der Gegend einen grünen Zettel im Briefkasten. Ein DIN-A4-Blatt, beidseitig bedruckt, von Hand verteilt. Es liegt in den Kirchen aus, ist auf der Internetseite des Kirchengemeindeverbandes und des Bistums Köln zu sehen. Die Überschrift lautet: »Stellungnahme des Kirchengemeindeverbands zu den kontroversen Diskussionen um den katholischen Kindergarten in Königswinter-Rauschendorf« »Zur Auslage« steht da noch. Dieses Mal geht das Schreiben der Kirche nicht vertraulich an die Ratsmitglieder. Es geht raus ins Dorf, an die katholischen Bürger und damit auch an Alice Ernst.
    Sie sitzt mit dem Zettel im Herbst 2012 vor ihrem Haus auf einer Bank und liest ihn sich abermals durch. Während der Lektüre wird sie wütend. »Was mich so sehr ärgert, ist, dass in diesem Brief Persönliches, Persönlichstes von einer Frau ausgeplaudert wird. Das ist eine Schmähschrift. Gerade dieses Schreiben nehme ich der Kirche ganz besonders übel. So etwas zu verteilen, in den Kirchen auszulegen, mir in den Briefkasten zu stecken – das ist einfach eine andere Dimension.«
    Und so beginnt der Brief, den auch diesmal Kirchenvorstand Ulrike Keller im Namen des Gemeindeverbandes verfasst hat: »Die hitzigen Auseinandersetzungen um die Kündigung der Leiterin des Rauschendorfer Kindergartens und seinen Verbleib in katholischer Trägerschaft erzwingen eine umfassende Darstellung der kirchlichen Position.« Der Kern der Sache drohe sonst aus dem Blick zu geraten. »Die Kirche hat das Wohl der Menschen immer in einem höheren Kontext gesehen«, schreibt Ulrike Keller. »Sie weiß sich schließlich gemäß ihrem Auftrag einem Höheren verpflichtet. Sie kann sich deshalb nie nur als bloße Servicegesellschaft verstehen, die ihr Engagement lediglich nach den allgemeinen Bedürfnissen der Menschen ausrichtet.« Ihre hohe Auffassung von der Ehe könne die Kirche keinesfalls einer zunehmend liberalen Einstellung in der Gesellschaft anpassen. »Wer daher dieses Eheverständnis der katholischen Kirche kennt und sich daran vertraglich bindet, sollte sich nicht beklagen, wenn ein Vertragsbruch entsprechende Konsequenzen nach sich zieht.« Dann kommt die Stelle, die Alice Ernst meint: »Frau Knecht«, steht dort, »hat sich entschieden, ihren Ehepartner, ihre Familie zu verlassen und ist bei dem Fraktionsvorsitzenden der CDU Königswinter, Herrn Dr. Griese, der im Kirchengemeindeverband und Kirchenvorstand für den Kindergarten Rauschendorf zuständig war, als ihrem neuen Partner eingezogen.« Auch ihr gemeinsamer Wohnort wird genannt.
    »Wie kann man das den Leuten ins Haus bringen?«, empört sich Alice Ernst. »Monatelang haben wir alle die Details diskret behandelt. Selbst der Generalanzeiger hat den Namen von Frau Knechts neuem Partner nicht erwähnt. Das tut doch auch nichts zur Sache! Das ist nur schmutzige Wäsche. Wen interessiert, wo sie wohnen? Eine Woche vorher hat die Kirche ihre Stellungnahme vertraulich an den Rat geschickt und dann, wenn sich abzeichnet, dass die Stimmung eher gegen die

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