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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Vielleicht konnte er sich auch einen DVD -Player installieren lassen.
    In seiner Arbeitswabe wartete ein neuer Computer. Er fuhr mit den Händen am Monitor entlang.
    Elliots Kopf erschien über der Trennwand. »Sie haben ihn ganz hinten im Lagerraum gefunden. Keiner wusste, dass er überhaupt existiert. Muss falsch abgestellt worden sein. Sie haben ihn Bob angeboten, aber das Ding ist relativ alt, also hat er abgelehnt. Glücksfall für dich, was? Und da mein Auto gestern ganz poliert, mit vollem Tank und einem Zwei-für-eins-Gutschein von Applebee’s unter dem Scheibenwischer vor meiner Wohnung stand und dein Hemd heute keine Marmeladenflecken hat, kann ich nur annehmen, dass du die Sache mit deinem neuen Gott in Ordnung gebracht hast.«
    »Jau. Von jetzt an läuft alles glatt.«
    Phil lehnte sich zurück. Sein Stuhl brach zusammen, und er krachte auf den Boden.
    Elliot konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen.
    »Das ist einfach zu gut!«, keuchte er unter schallendem Gelächter.
    Phil untersuchte den Stuhl. Die Schrauben waren alle herausgefallen.
    »Aber seltsam ist es schon«, bemerkte Elliot unnötigerweise. »Du hast doch nichts getan, um deinen Gott zu verärgern, oder?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Ach, wahrscheinlich nur ein Streich. Das machen sie ständig. Oder es könnte auch Zufall sein. Solche Sachen passieren, selbst wenn das Glück auf deiner Seite ist.«
    Phil steckte die Schrauben wieder in ihre Löcher. Er rüttelte an dem losen Stuhl.
    »Hey, Mann, den hier brauchst du vielleicht.« Elliot hielt ihm über die Trennwand einen Schraubenzieher hin.
    »Danke«, sagte Phil. »Wo hast du den her?«
    »Aus meinem Schreibtisch. War schon da, als ich in die Wabe eingezogen bin. Lustiger Zufall, was?« Elliot grinste teuflisch. »Oder?«
    Phil lächelte, als fände er das komisch, doch sein Lächeln wurde von der heraufdämmernden Erkenntnis begleitet, dass das Leben vielleicht doch nicht so leicht war, wenn man einem Glücksgott nachfolgte. Der Gedanke ging ihm immer wieder durch den Kopf. Am Anfang war er leicht zu ignorieren, aber während der Tag voranschritt, nahm er immer mehr Raum ein, bis er ihn so ablenkte, dass es nicht nur ihm, sondern auch seiner Umgebung auffiel.
    Ohne einen Gott, der über einen wachte, konnte man davon ausgehen, dass Dinge einfach passierten. Einen Zwanziger auf der Straße zu finden war Glück, und wenn einem eine Taube auf die Schulter kackte, bedeutete das nur Pech. Es lag ein Vorteil darin, den Launen eines gleichgültigen Universums ausgeliefert zu sein. Man musste nicht jede Kleinigkeit interpretieren, die einem so im Lauf des Tages passierte.
    Hätte sich Phil einen Schutzheiligen der Gärtner ausgesucht, wäre es viel einfacher gewesen, diese kleinen Vorkommnisse zu ignorieren, solange die Tomaten gut wuchsen und die Erdhörnchen nicht die Karotten fraßen. Wären Autos das Fachgebiet seiner Gottheit gewesen, hätte Phil wissen können, dass ein Leck im Kühler wahrscheinlich ein Zeichen dafür war, dass er zu nachlässig in der Huldigung gewesen war, und eine Windschutzscheibe frei von Insekten bedeutete ein göttliches Daumen-Hoch. So oder so konnte man dann einen verstauchten Knöchel oder einen Riss im Fundament als zufälliges Ereignis abtun.
    Phils Gott war ein Gott des Glücks, und in seinen Zuständigkeitsbereich fiel alles. Die ganzen kleinen Dinge jedenfalls. Und Phil verstand allmählich, dass das Leben oftmals gerade von diesen Momenten abhing.
    Die Unterstützung der Götter war nicht absolut. Mindestens einmal im Jahr wurde einer von Zeus’ Anhängern vom Blitz erschlagen, weil er annahm, er sei immun dagegen. Die Wahrheit war: Mit Zeus auf seiner Seite sank das Risiko zwar beträchtlich, aber kein Gott, nicht einmal einer aus der obersten Liga – wie der König des Olymps – konnte alle seine Anhänger gegen jeden verirrten Blitz immun machen. Und Lucky konnte Phil nicht vor jedem bisschen Pech schützen.
    Doch Phil konnte nicht anders als ein Zusammenwirken göttlicher Missbilligung hinter jedem Hauch von Pech zu sehen. Die höchste Ironie war, dass solche Momente mit Lucky an seiner Seite tatsächlich rar waren, was sie nur noch offensichtlicher werden ließ. Und Phil bildete sich nicht nur ein, dass diese Pech-Momente jetzt ein bisschen seltener auftraten.
    Fünf Minuten musste er nach einem funktionierenden Kugelschreiber suchen. Selbst die Kulis, die ihm die Kollegen gaben, waren ganz plötzlich unerklärlicherweise ausgetrocknet, sobald

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