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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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er sie in die Hand nahm.
    In der Mittagspause ließ der Kellner Phils Essen dreimal fallen und musste es in die Küche zurückschicken. Der Kellner entschuldigte sich. Das Restaurant berechnete ihm sein Essen nicht. Aber Phil war sich sicher, dass nicht ihre Inkompetenz das Problem war.
    Ungefähr eine Stunde lang gingen ständig seine Schnürsenkel auf. Er versuchte Knoten und Doppelknoten, aber nichts half. Er stolperte nicht, war aber ein paar Mal kurz davor.
    Er ignorierte den Kuli-Zwischenfall und versuchte, nicht zu viel auf das fallen gelassene Essen zu geben. Aber nach dem Schnürsenkelproblem hätte er beinahe Lucky angerufen. Er gab dem Impuls allerdings nicht nach. Er wollte nicht einer dieser Leute sein, die in jeder Kleinigkeit das Werk göttlicher Mächte sahen. Oder noch schlimmer: einer dieser anderen Typen, die bei der kleinsten Unannehmlichkeit um göttliches Eingreifen flehten. Göttliche Gunst sollte sein Leben leichter machen, aber nur ein Idiot erwartete, dass sie alle seine Probleme löste.
    Er beschloss, nicht mehr darüber nachzudenken. So ganz schaffte er es nicht, aber es gelang ihm, sich nicht mehr so sehr darauf zu konzentrieren. Bis zum Feierabend beschäftigte der Gedanke nur noch einen kleinen Teil seiner Gedanken, und meistens konnte er diesen Teil ignorieren.
    Elliot und Phil verließen das Büro gemeinsam. Sie stiegen die Treppe zum obersten Parkdeck hinauf, wo sie aus Gewohnheit parkten. Eigentlich waren sie weniger Freunde als vielmehr zwei Typen, die fünf Tage die Woche acht Stunden am Tag nebeneinander verbrachten. Keiner hatte etwas gegen den anderen, aber sie trafen sich nie außerhalb des Büros.
    »Ein Tag näher am Tod«, bemerkte Elliot grinsend. »Wenn ich zu Tartaros komme, werde ich zumindest an die Plackerei gewöhnt sein. Bis in alle Ewigkeit einen Felsblock einen Hügel hinaufzustemmen klingt fast entspannend, jedenfalls im Vergleich zu noch einer langweiligen Sitzung zum Thema« – er schüttelte sich – »Dynamiken des Teamworks.«
    Phil kicherte, während sie auf das Parkhausdach traten. Die Hälfte der Parkplätze war leer, sodass sie die Ebene gut überblicken konnten. Die abflauende Hitze des Tages stieg vom Asphalt auf. Eine Schar Finken saß auf Phils Wagen. Und nur auf Phils Wagen.
    Alle Vögel waren rot mit schwarzen Punkten und strahlend blauen Augen. Sie waren unheimlich still und rührten sich kaum. Außerdem verkrusteten sie sein Auto mit Vogelkacke. Elliots Wagen, direkt neben dem von Phil, war unberührt geblieben.
    Gleichzeitig wandten die Vögel den Blick ihrer blauen Augen in Phils Richtung. Mit plötzlichem Kreischen erhob sich der Schwarm in die Luft und flog auf Phil zu. Dann wirbelte er wie ein Zyklon um Phil und Elliot herum. Das Kreischen wurde zu einem grausigen Chor. Phil hielt sich die Ohren zu. Doch es war nicht das Geräusch, das drohte, sein Gehirn in Pudding zu verwandeln. Es war etwas Übernatürliches dahinter, ein psychischer Angriff. Das Rauschen erschwerte das Denken, hielt ihn aber nicht davon ab, sich zu überlegen, wie schmerzhaft es wohl war, von hundert kleinen Vogelschnäbeln zu Tode gepickt zu werden.
    Phil und Elliot rannten los. Phils Wagen war näher und öffnete ihnen zuvorkommend die Türen. Sie sprangen hinein, und die Türen knallten wieder zu. Durch pures Glück schaffte es keiner der Vögel, gemeinsam mit ihnen hereinzukommen. Das Auto schirmte sie von dem ohrenbetäubenden Tschilpen der Vögel ab.
    Phil sank auf seinem Sitz zusammen und atmete auf.
    »Danke«, sagte er zu dem Navigationszauber am Rückspiegel.
    Der Augapfel wippte in seine Richtung.
    Die Finken landeten im Kreis um sein Auto. Sie wurden wieder still.
    »Danke, Lucky.« Er wandte sich an Elliot. »Alles in Ordnung?«
    »Ja. Und bei dir?«
    Phil suchte sich nach möglichen Schnitten oder Prellungen ab, aber die Vögel hatten wundersamerweise keinen Schnabel an ihn gelegt.
    Ein besonders großer Fink starrte ihn wütend durch die Windschutzscheibe an. Dann, innerhalb eines Augenblicks, waren sie plötzlich fort, erhoben sich in die Lüfte und verschwanden.
    Der Navigationszauber, der an Teris Rückspiegel hing, war nicht perfekt. Er hatte Probleme mit dem parallelen Einparken. Und auch wenn er ziemlich gut darin war, Staus zu meiden, konnte er keine Wunder bewirken.
    Eine Reihe von kleinen Blechschäden, ein ernsterer Unfall und ein querstehender Sattelschlepper hatten den Verkehr zum Kriechtempo gezwungen. Sie konnte nichts weiter tun, als es

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