Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
Opfergaben dar, die ich gern angenommen habe, aber als die Zeit kam, meinen Teil zu erfüllen, bin ich einfach weggegangen.«
    Quick schrumpfte auf menschliche Ausmaße zusammen und half Lucky, das Sofa wieder aufzustellen.
    »Aber willst du wissen, was das Schlimmste daran war?«, fragte Quick. »Das Schlimmste war: Nachdem alles vorbei war, war es mir immer noch egal. Willst du wissen, seit wann es mich kümmert?«
    »Nein«, sagte Lucky.
    »Das war ungefähr fünfzehn Jahre später. Ich hatte eine Handvoll Anhänger, aber nichts Weltbewegendes. Ich kapierte es nicht. Da war ich, der gewaltige und verehrte Quetzalcoatl, und ich war nahezu vergessen. Ein paar Hunderttausend tote Sterbliche bedeuteten mir nicht viel, aber auf potenzielle Anhänger machten sie ganz eindeutig Eindruck. Ich schätze, sie haben beschlossen, wenn der alte Quick nicht mächtig genug war, um ein Reich zu schützen, sollten sie besser anderswo nach göttlicher Intervention suchen. Und ich will verdammt sein, wenn ich nach einem Jahrhundert Zeit zum Nachdenken nicht ihrer Meinung war.«
    Er nahm wieder seine gekrümmte Schlangengestalt an.
    »Aber bis dahin war es natürlich zu spät. Ich hatte meinen Ruf ruiniert. Ich hatte alle Glaubwürdigkeit verloren. Ende der Geschichte. Game over .«
    »Sei nicht so streng mit dir, Quick. Du kommst schon wieder auf die Füße … äh, den Schwanz.«
    »Nein, ich bin fertig. Nur ein alter, verbrauchter Gott, ein Überrest aus einer anderen Ära, eher ein Novum als eine Gottheit. Mach nicht dieselben Fehler wie ich, Lucky.«
    Quick seufzte und fuhr mit der Schwanzspitze um den Tomatensaftfleck herum. »Teri wird nicht glücklich darüber sein.«
    »Ich sage ihr, ich sei es gewesen«, sagte Lucky. »Das ist einfacher für sie.«
    »Danke.«
    Lucky schlug Quick auf die Schulter. »Ich hab kapiert, was du wegen Phil und Teri meintest.«
    »Also wirst du es ihnen sagen?«
    »Ich sage ihnen Bescheid. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
    Quick warf Lucky einen finsteren Blick zu.
    »Ich brauche ein bisschen Zeit, um ihnen die Vorteile meiner Gesellschaft zu zeigen. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich ihnen dieses winzige, eher unwichtige Detail so aus dem Nichts an den Kopf werfe, oder?«
    »Nein, wohl nicht«, stimmte Quick zu. »Aber du solltest es ihnen sagen. Und zwar bald.«
    »Oh, absolut. Nächste oder übernächste Woche. Allerspätestens in einem Monat. Bis dahin wird alles gut laufen, da bin ich mir sicher.«
    Mit einem Seufzen glitt Quick vom Sofa und schlängelte davon.

ELF
    Phil hielt auf dem Weg zur Arbeit an einem Mini-Markt an, um sich ein Lotterielos zu kaufen. Normalerweise verschwendete er sein Geld nicht, beschloss jetzt aber, es könne nicht schaden, den Nutzen seines neuen Gottes auszuprobieren. Er fand, ein Lotterielos sei ein guter Test für einen geringen Wohlstandsgott. Denn Phil glaubte nichts, wofür er keine Beweise hatte.
    Er gewann zwanzig Dollar.
    Aus wissenschaftlichem Interesse kaufte er noch einmal fünf Lose. Drei davon waren Gewinner, und bei einem bekam er seinen Einsatz zurück. Am Ende hatte er hundert Dollar. Unter normalen Umständen wäre er jetzt gegangen, aber er setzte das Experiment fort. Er gab den Gewinn für Lose aus. Manche gewannen. Andere verloren. Und er endete wieder bei der Hundert-Dollar-Schwelle.
    Phil hätte noch eine Runde Lose gekauft, aber er musste zur Arbeit. Sein Verständnis des Gott-Anhänger-Verhältnisses sagte ihm, dass es eine Obergrenze für das Glück gab, das Lucky bieten konnte. Seiner Meinung nach gab es nur einen gewissen Wohlstand, der die Runde machte. Und bis er sich mehr Gunst verdiente, um seinen Anteil zu erhöhen, fand er einen Hunderter schon gar nicht so schlecht. Nur eine kleine Hilfe. Genau, was Lucky versprochen hatte.
    Auf der Schnellstraße war Stau, und der Navigationszauber fuhr von selbst ab. Er wehrte sich nicht dagegen. Der Augapfel, der an seinem Rückspiegel hing, schien zu wissen, was er tat. Er leitete ihn über Seitenstraßen und kleine Gassen auf einer Strecke, die er niemals selbst gewählt hätte. Aber es funktionierte. Und sein Wagen fädelte sich so reibungslos ein – es war beinahe, als hätten die anderen Fahrer alle eine Erklärung unterschrieben, ihn vorbeizulassen. Das Einzige, worüber sich Phil hätte beschweren können, war, dass der Zauber so gut funktionierte, dass ihm irgendwann ein bisschen langweilig wurde. Morgen würde er daran denken, sich etwas zu lesen mitzunehmen.

Weitere Kostenlose Bücher