Gott im Unglück
das Blut zu bekommen, das er in Gorgoz’ Namen vergossen hatte. Aber ehrlich gesagt war er nicht überrascht.
Das Gewimmel von Eichhörnchen, Ratten und einem raubgierigen, rot gefleckten Wombat warf sich auf ihn, verschlang ihn – und Bruces Laufbahn in Gorgoz’ Kult nahm ein blutiges Ende.
ZWÖLF
»Das gilt nicht«, sagte Lucky.
»Wieso nicht?« Quick trommelte mit den Krallenspitzen auf dem Tisch. »Es ist ein existierendes Wort. S-O-M-B-R-E-R-O . Ein Hut mit breiter Krempe.«
»Ich weiß, was das ist«, sagte Lucky. »Aber es ist kein englisches Wort, und die Regeln besagen sehr deutlich, dass alle Wörter auf Englisch sein müssen.«
»Nein, die Regeln sagen, die Wörter müssen im Wörterbuch stehen.«
»Das will ich sehen. Sieh im Wörterbuch nach.«
Quick nahm das Taschenwörterbuch, das neben dem Scrabblebrett lag und blätterte zu S .
»Ist es drin?«, fragte Lucky mit einem schiefen Grinsen.
»Nein, ist es nicht«, gab Quick zu, »aber das ist nicht fair. Die Seite fehlt. Genau wie alle anderen Seiten, auf denen die Wörter gestanden hätten, die du nicht gelten lassen wolltest.«
»Es ist nicht meine Schuld, dass das einzige Wörterbuch, das wir finden konnten, beschädigt ist.«
»Wessen Schuld ist es dann?«
»Hey, es ist einfach meine Natur! Ich kann nichts dagegen tun!« Lucky legte all seine Spielsteine aus und las dabei vor: » Z-E-O-L-I-T-H .«
»Das ist kein Wort«, sagte Quick.
»Willst du sehen?«
»Was soll das sein?«
»Willst du sehen?«, fragte Lucky noch einmal.
»Du weißt nicht, was das ist, oder? Du hast die Steine nur in zufälliger Reihenfolge hingelegt, stimmt’s?«
»Ich weiß, was es ist«, erwiderte Lucky nach kurzem Zögern. »Weißt du es auch?«
»Warum sagst du es mir dann nicht?«, fragte Quick.
»Warum sagst du es mir nicht?«, fragte Lucky zurück.
»Gib’s einfach zu. Du hast keine Ahnung, was das ist.«
»Okay, hab ich nicht. Aber ich muss es auch nicht wissen. Das steht nicht in den Regeln.«
Die Götter starrten einander über dem Couchtisch der Ehre an.
Lucky lächelte. »Willst du sehen oder nicht?«
Quick schnappte sich das Wörterbuch und blätterte es durch. Dann knallte er es auf den Tisch zurück. »Ich hasse es, Glücksspiele mit dir zu spielen.«
»Scrabble ist kein Glücksspiel. Es ist ein Geschicklichkeitsspiel mit einem Teil Glück. Das ist ein Unterschied. Und sei nicht so ein schlechter Verlierer. Komm schon! Du bist fällig! Niemand kann ständig gewinnen. Nicht einmal ich. Ich glaube, ich hab eine alte Ausgabe von Cluedo im Schrank gesehen.«
»Muss man für Cluedo nicht zu dritt sein?«
Phil kam durch die Eingangstür.
»Phil macht auch mit«, sagte Lucky. »Nicht wahr, Phil?«
»Äh, klar«, sagte Phil. »Was tun wir?«
»Cluedo spielen.« Lucky hüpfte ins andere Zimmer, um das Spiel zu holen.
»Ist schon ewig her, seit ich das zum letzten Mal gespielt habe«, sagte Phil.
Quick schüttelte den Kopf.
»Was?«
»Du wirst schon sehen.«
»Du hast da was.« Quick deutete auf einen weißen Vogelmist-Fleck auf Phils Schulter.
»Du solltest mal mein Auto sehen.«
»M-hmm.« Quick grinste. »Lass mich raten. Größtenteils lief heute alles super, aber manchmal haben dich fast unmögliche Anfälle von Pech wie aus dem Nichts erwischt.«
Phil nickte. »Woher weißt du das?«
»Das Universum ist von Natur aus ein chaotischer Ort. Glücksgötter können das drosseln, sogar zu Gunsten ihrer Anhänger verbiegen, aber sie können nicht ganz verhindern, dass negative Dinge passieren.«
Lucky kam mit dem Spiel zurück und begann, es aufzubauen.
»Willst du ihm was zum entropischen Gleichgewicht erzählen?«, fragte Quick. »Schließlich bist du der Glücksgott.«
»Das ist gar nicht so kompliziert«, sagte Lucky, während er die Miniatur-Mordwaffen aus Zinn auslegte. »In früheren Zeiten haben wir es einfach ignoriert, und das ganze Pech hat sich zu einem riesigen Klumpen aus negativem Karma zusammengeballt, der über den Köpfen unserer Anhänger hing. Irgendwann fiel er dann runter, und zwar hart. Päng!« – er boxte sich mit der Faust in die Handfläche – »ein ganzes Leben aufgeschobener Entropie traf sie auf einen Schlag. Die Folgen waren … nicht besonders hübsch.
Aber darüber musst du dir keine Sorgen mehr machen«, fuhr er fort. »Irgendwann haben wir herausgefunden: Wenn wir ein kleines bisschen zufälliges Chaos im täglichen Leben unserer Anhänger zulassen, können wir das große Pech entschärfen.
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