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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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zu sonnen. Wie kann ich …«
    »Ruhe!« Der Gott nickte in Richtung Fernseher. »Bei deiner ganzen Arschkriecherei kann ich Wally und Beaver nicht richtig hören.«
    Worthington erhob sich von den Knien und setzte sich. Gorgoz sah noch eine Weile weiter zu und schaltete dann den Ton aus.
    »Wenn ich in die Vergangenheit reisen könnte, würde ich Barbara Billingsley mal ordentlich rannehmen«, sagte Gorgoz. »Und Hugh Beaumont den Kopf abreißen. Salbadernder Hurensohn.«
    Er beugte sich vor, und einen Augenblick lang sah es so aus, als könnte er tatsächlich von seinem Fernsehsessel aufstehen. Doch das tat er natürlich nicht. Worthington fragte sich, ob sich Götter wohl wundliegen konnten. Gorgoz’ grün-schwarz-rot-gräuliche Haut, zumindest das, was Worthington davon erkennen konnte, war schon von vornherein feucht und nässte, und sein Hintern sah vermutlich ziemlich ähnlich aus.
    »Ich bin verärgert und verlange ein Blutopfer von all meinen Anhängern als Besänftigung.«
    »Ja, Herr.«
    »Ruhe! Ich bin noch nicht fertig.«
    »Ja, Herr.«
    Der Gott schnaubte. »Jeder meiner Jünger muss tausend Dollar stehlen und sie dann in meinem Namen verbrennen.«
    Er tippte die langen schwarzen Nägel aneinander.
    »Außerdem müssen sie eine rohe Taschenratte essen.«
    »Eine Taschenratte?«
    »Ja, eine Taschenratte!«, knurrte Gorgoz. »Das ganze Ding!«
    »Auch die Knochen?«
    »Habe ich mich unklar ausgedrückt?«
    »Es ist nur, na ja, ist dir klar, dass wir Sterblichen nicht die richtigen Zähne und Kiefer haben, um eine Taschenratte zu essen? Könnte ein bisschen schwierig werden.«
    »Natürlich wird es schwierig!«, grollte Gorgoz. »Deshalb ist es ja Buße. Wäre es einfach, wäre es keine Buße, oder?«
    »Aber …«
    Er seufzte. »Ihr könnt die Knochen, wenn es sein muss, in einen Mixer tun oder so.«
    »Mixer können keine Knochen häckseln.«
    »Wie wäre es mit einer Steintrommel?«, schlug Gorgoz vor. »Irgend so was.«
    »Das könnte funktionieren«, stimmte Worthington zu. »Aber es erscheint mir immer noch unpraktisch.«
    Gorgoz schüttelte den Kopf. »Na gut, na gut. Ihr müsst die Knochen nicht essen. Aber alles andere. Das ist mein Befehl!«
    »Auch das Fell?«
    »Alles!«
    »Wie du befiehlst, glorreicher …«
    »Würdest du endlich die Klappe halten? Ich bin noch nicht fertig.«
    »Nicht? Verzeih mir, wenn ich das sage, Herr, aber ist das nicht außergewöhnlich hart? Selbst an deinen strengen Maßstäben gemessen.«
    Der Keller bebte infolge von Gorgoz’ Unmut.
    »Was an diesen zwei speziellen Menschen hat deinen Zorn geweckt?«, fragte Worthington. »Wenn ich so kühn sein darf zu fragen. Wie haben sie dich verärgert? Hat das etwas mit dem Waschbärgott zu tun?«
    »Du nimmst dir zu viel heraus.«
    »Ich möchte dir nur besser dienen.«
    »Dein Los ist es, zu tun, was ich sage. Blinde Ergebenheit ist alles, was nötig ist, um mir zu dienen.«
    »Wie du befiehlst.« Worthington wandte sich zum Gehen, wurde aber von Gorgoz unterbrochen.
    »Fünftausendunddreiundvierzig«, sagte Gorgoz leise.
    »Wie bitte? Dein bescheidener Diener hat dich nicht verstanden.«
    »Fünftausendunddreiundvierzig Anhänger«, erklärte Gorgoz. »So viele hat der Waschbärgott jetzt. Weißt du, wie viele ich habe?«
    »Nein.«
    »Fünftausendunddreiundvierzig.« Der Gott knurrte. »Siehst du jetzt das Problem?«
    Worthington wusste von Gorgoz’ Rivalität mit dem Waschbärgott, auch wenn er ihren Ursprung nicht kannte.
    »Wenn du mir einen Vorschlag erlaubst, Herr: Falls dich das stört, können wir jederzeit den Befehl aussenden, die Reihen dieses falschen Gottes auszudünnen.«
    »Nein, es müssen diese beiden sein.«
    Worthington hatte ein paar Recherchen über Phil und Teri Robinson angestellt. Sie wirkten vollkommen unauffällig.
    »Er wohnt bei ihnen«, sagte Gorgoz. »In ihrem Haus. Sie sind seine Lieblingskinder – für diese Sünde müssen sie zugrunde gehen. Und wenn sie tot sind, vor seinen Augen in Stücke gerissen, soll er wissen, dass meine Macht größer ist als seine und er immer in meinem Schatten stehen wird.«
    Er lachte, lange und laut. Aus den Wänden quoll ein dicker, schwarzer Sirup, der nach altem Blut roch.
    »Oookay«, sagte Worthington. »Wenn das alles ist, das du im Moment benötigst, dann …«
    »Warte. Ich habe meine Bußbefehle noch nicht fertig.«
    »Da kommt noch mehr?«
    »Ja. Und als letzten Akt der Reue befehle ich, dass … hey, wie spät ist es?«
    »Fünf vor neun«,

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