Gott sacker Kriminalroman
Wenn Sie noch einmal Ihre Luden-Stiefel … «
Dankbar für
den kurzweiligen und unterhaltsamen Nachmittag trat ich die Rückfahrt zur
Kapelle mit dem zappeligen Deodonatus auf dem Kotflügel an. Von der Kapelle ab
saß Deodonatus zwar immer noch im Damensitz auf dem Kotflügel meiner Harley,
aber als zusätzliche Geschicklichkeitsübung zog er am Lenker seine defekte
Quickly neben sich ins Dorf. Letztendlich erreichten wir das mit Efeu
bewachsene Pfarrhaus bei der Kirche. Deodonatus war völlig verkrampft und
schüttelte sich kräftig aus.
»Meinst du, da Butzi kann de Quickly repariera? Ich brauch da
Maschine dringaand.«
Deodonatus hatte keinen Autoführerschein, vermutlich war er
auch nicht berechtigt, die Quickly zu fahren. Da die antike Maschine
zusätzliche Pedale hatte, hielt er sie vermutlich für ein Fahrrad und somit für
führerscheinfrei.
»Ich werde es ihm sagen.«
»Hasda noch Zeit für Besprechung, wega die Doppal-Beerdigung
am Montag?«
Zusammen gingen wir durch den welken Vorgarten zum Pfarrhaus.
Deodonatus holte den Hausschlüssel aus dem Geldbeutel und stutzte vor der
hölzernen Tür: »Ich bin mir sicha, dass ich abgaschlossa hab.«
Erstaunt drückte er die angelehnte Tür auf.
»Hallo, ist da wea?«
»Ein Einbrecher würde nicht antworten.«
»Ich haba ganz bestimmt abgeschlossa! Hiea stinkt’s nach
Rauch.«
Tatsächlich herrschte im Haus ein starker Geruch von
Verbranntem.
»Schau mal, ob etwas fehlt.«
Deodonatus durchsuchte schnuppernd sein zweistöckiges Reich,
doch erst im Keller, der sogenannten Bibliothek, wurde die Nase fündig.
Auf einem großen Holztisch lagen drei aufgeschlagene Bücher.
Inmitten der Bücher lag ein verkohlter Lappen. Einige Bücher waren leicht
angesengt. Das Feuer war von allein wieder ausgegangen.
»Was hat das zu bedeuten?«
»Igandjeman hata vesucht de Bücha zu verbrenna. Gott sei
Preis und Ehre, dass das wieda von alleina ausgeganga ist.«
Deodonatus faltete die Hände und schaute kurz dankbar zur
Decke.
»Was sind das für Bücher?«
Der Pfarrer nahm eines der Bücher, das in Leder eingebunden
war, in die Hand, blätterte kurz darin und betrachtete die übrigen: »Sinda
alles Bücha von Gemeindaleben. Von Gebuat, von Heirat und vonna Beedigung. Da
steht bis in alta Zeit alles drin mita Datum.«
»Meinst du, das müssen wir der Polizei melden?«
»Sicha!«
Deodonatus zog das Handy aus der Soutane, hatte jedoch im
Keller keinen Empfang. Während er nach oben ging, fotografierte ich alle mir
wichtig erscheinenden Details im Keller, vor allem von den aufgeschlagenen
Buchseiten versuchte ich gute Bilder zu machen. Immer wieder kontrollierte ich
die Lesbarkeit der aufgeschlagenen Seiten am kleinen Bildschirm der Kamera.
»Deo, ich gehe lieber, bevor die herbe Blonde
wieder anrückt. Wenn die mich schon wieder an einem Tatort sieht, wird sie mich
verhaften«, sagte ich ihm, nachdem er sein Telefonat erfolgreich abgeschlossen
hatte.
»Das kannsta nicht macha, Dani! Dann komm ich in Widaspruch,
das kommta raus, bleib in Gottas Willa da! Ich bring dia eina Walda Hefabier
von Kühlschrank«, flehte er mich an.
Das letzte Argument war das beste.
So warteten wir im Glutofen des pfarrlichen Vorgartens, bis
die angeforderte Beamtin mit Dienstfahrzeug und Chauffeur im Pfarrhof ausstieg.
Sie nickte wissend: »Das war mir klar. Sie sind an jedem Tatort zu finden.«
»Sie doch auch – aber immer etwas später.«
»Wollen Sie mir gleich Ihre Kamera geben?«
»Ich habe heute leider keine dabei«, ich spreizte meine Arme
ab und zog das Genick etwas ein.
»Soll ich Sie durchsuchen lassen?«
»Nein, bitte machen Sie es selbst.«
Sie nickte sichtlich genervt ihrem Kollegen zu, und der kam
tatsächlich zu mir und verlangte, den Inhalt meiner Hosentaschen und meiner
Lederjacke preiszugeben. Oberflächlich entleerte ich den Inhalt meiner Taschen.
Ich zauberte einen Kugelschreiber und einen Geldbeutel aus der Innentasche
meiner Lederjacke. Der Beamte war mit meiner laienhaften Durchsuchung nicht
zufrieden: »Darf ich mal?«
Er nahm meine schöne Jacke und tastete sie gekonnt von außen
ab, bis er triumphierend grinste, seine sensiblen Hände hatten die Kamera
aufgespürt: »Na, was spüren wir denn da? Da haben wir’s doch schon.«
Eigentlich habe ich ja nichts gegen den Pluralis
Majestatis, wenn er von Königen oder anderen bedeutenden Würdenträgern
verwendet wird. Wenn aber ein Polizistchen,
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