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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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kann man abgenagte Baumstämme betrachten, die der Großnager
bearbeitet hatte – sehr zum Missfallen der Landwirte, die eines Morgens ihre
Wiesen rechts der Ostrach nur noch vom Schlauchboot aus mähen konnten.
    Und obwohl ich Arachniden in jeglicher Form nicht schätze –
ich gehöre zu den bedauernswerten Menschen, die eine genetische Prädisposition
für eine Spinnenphobie haben – ist es aufregend und gruselig zu wissen, dass
die große gelb-schwarze Zebraspinne ihr riesiges Netz nicht nur im
Mittelmeerraum baut, sondern auch hier in meiner direkten Nachbarschaft.
    An mir vorbei ziehen aber auch kultivierte Weideflächen,
zwischen dem fetten Grün dominiert das Gelb des Löwenzahns, der seine
Hauptblütezeit jedoch schon längst hinter sich hat. An den Ufersäumen war es
das Gelb der Wasserschwertlilien, das den Kontrast zu dunklen Wassern bildete.
Einige Stockenten dümpelten träge im Wasser eines beschilften Tümpels, als ich
ihn passierte. Schwarz-weiße Kühe standen auf weichen Weiden im Schatten der
Bäume oder stillten ihren Durst an mit Wasser gefüllten alten Güllefässern aus
Zink. Ich hupte jeder Herde freundlich zu, dankbar glotzten sie mir nach.

     
    Die zerfallene, schilfumwachsene
Wendelinus-Kapelle tauchte vor mir wie eine Fata Morgana als spiegelndes Bild
auf. Traurig stand das Kreuz schief auf der kleinen Turmspitze. Gemächlich kam
sie näher.
    Dann das Trugbild – die Alte war wieder da, auferstanden
von den Toten – Margot stand mit weit gebreiteten Armen, ganz in Schwarz
gekleidet, vor dem Weiß der Kapelle. Sie schien mir etwas sagen zu wollen, ihre
Arme bewegten sich wie in Zeitlupe durch die vor Hitze spiegelnde Luft. Sie kam
mit unsicheren Schritten durch die dürren Gräser auf die Straße zu und winkte
immer noch mit beiden Armen, als ob sie mich anhalten wollte. Trotz der Hitze
bemerkte ich eine Gänsehaut von meinen Armen aus bis zum Rücken hin. Ich
zwinkerte mit den Augen, um die Erscheinung verschwinden zu lassen – keine
Chance. Die Gestalt kam immer näher an die Straße herangeschwankt. Erst als ich
wenige Meter entfernt war, erkannte ich Deodonatus Ngumbu, unseren
breitschultrigen Pfarrer, in seiner unverzichtbaren Soutane. Er fuchtelte immer
noch wie wild mit seinen Armen in der Luft herum. Ich manövrierte meinen
schwarzen Metallblock vorsichtig an den Straßenrand und öffnete das Visier des
Helmes.
    »Oh Gottlob kommst du hia vorbei, Dani, meina Quickly ist
kaputt und fährta nimma mehr. Und die Hitza ina schwaaza Klamotta ist
furchtbar. Ich haba geschoba die Quickly bis zur Kapelle. Kannsa mich mitanehma
in die Stadt?«
    »Dir sollte doch die Hitze nichts ausmachen, in Afrikas Busch
ist es doch viel heißer.«
    Ich zog meinen Helm vom schweißnassen Kopf.
    »Oh du Dumma«, lachte Deodonatus sein weißes Lachen. »Nairobi
ista nicht Busch. Nairobi liegta 1600 Meta üba de Meerespiegal,
Durchschnittstemparatur nur 19 Grad. Und Nairobi heißt in da Maasai-Sprache
›Engare Nyarobie‹, und das heißta in de deutscha Spracha ›kühler Fluss‹.«
    »Bist du Massai?«, fragte ich überrascht.
    Mittlerweile war ich von meiner Maschine abgestiegen, hatte
meine Lederjacke geöffnet und fächelte mir, die beiden Jackenhälften wie große
Flügel hin und her bewegend, Frischluft zu.
    »Ja, meina Vata war großa Häuptling und lebta noch als Nomada
mit großa Rinderherda in Süda von Kenia.«
    Erstaunt schaute ich Deo, den unbekannten Massai-Krieger, in
seiner Soutane an.
    »Zeig mir deinen Feuerstuhl, vielleicht können wir ihn wieder
zum Laufen bringen.«
    Deodonatus’ über 50 Jahre alte perlgraue und jadegrüne
Quickly S war an die Kapellenmauer gelehnt. Er hatte wohl damit gerechnet, nach
Hause laufen zu müssen und hatte sein Fahrzeug in den heiligen Schutzbereich
der Kapelle gestellt. Ich stakste mit Deo über die Gräser hin zu dem Ort, mit
dem ich nicht die angenehmsten Erinnerungen assoziierte, und schaute mir das
havarierte Moped des transpirierenden Geistlichen kurz an, konnte jedoch keinen
äußeren Schaden erkennen.
    »Ista vielleicht da Zündung?«
    Benzin war auch genug im Tank.
    »Wo musst du hin?«
    »Oh Jesus unda Maria, zu da Polizei. Zu eina Vahöö mit da
blonda Fräulein. Und wenn i zu spät komma, denka die bestimmt, dass i Dreck an
da Stecka hab.«
    »Du hast Dreck an den Händen. Und jetzt beruhige dich, ich
muss auch zum Verhör. Ich nehm’ dich mit. Wasch dir aber zuerst die Hände, dass
du

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