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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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das wahrscheinlich Schwierigkeiten
hat, seinen eigenen Namen richtig zu schreiben, fortwährend von ›wir‹ redet und
›sich‹ meint, dann sind eindeutig die Grenzen der Zumutbarkeit für den
Kommunikationspartner überschritten.
    Er holte, immer noch mit Triumphgesicht zu seiner schönen
Kollegin schauend, aus einer der Innentaschen mein hellblaues Handy. Erstaunt
schaute er es an: »Donnerwetter, das scheint die erste Handy-Generation zu
sein. Das hat ja noch eine kleine Antenne. Eine echte Antiquität.«
    Er fummelte weiter mit sanften Klatschbewegungen an meiner
Jacke herum: »So, was haben wir denn hier, das wird doch wohl keine Kamera
sein?« Und wieder schaute er mit souveränem Lächeln zu seiner Chefin.
    Er zog einen fast bierfilzgroßen heiligen Christophorus aus
Silber aus der Seitentasche der Lederjacke heraus.
    »Was ist denn das?«
    »Der Heilige Christophorus.«
    »Ach, abergläubig sind Sie auch noch«, bemerkte die
Sonnenblonde.
    »Nein, gläubig, aber es heißt ›abergläubisch‹.«
    »Ach, lecken Sie mich …«
    »Gern, aber das heißt ›necken‹.«
    Ich hatte Verständnis, dass der Kommissarin die Nervenbahnen
etwas zu heiß liefen. Das Wetter, die häufigen Begegnungen, einfältige
Kollegen …
    Während all dieser Aktivitäten lag meine Kamera auffällig
neben meinem Bierglas auf dem grünen Gartentischchen in Deodonatus’ Vorgarten.
    Beamtin und Beamter verschwanden im Dunkel des Pfarrhauses.
Als sie wiederkamen, fiel das Wort ›Spurensicherung‹
    Zwischen Zeigefinger und Daumen hielt sie ein kleines
Plastikbeutelchen, in diesem wiederum befand sich ein orangefarbenes Feuerzeug
mit auffälligem Logo. Es war eine stilisierte schwarze Hand. Als ich neugierig
zum Plastiksäckchen schaute, steckte die Beamtin es schnell in ihre Tasche. Ich
wandte mich nicht zu hastig ab und versuchte mein kurzzeitig erstauntes Gesicht
den beiden dienstbeflissenen Beamten nicht preiszugeben, sonst hätten sie meine
Mimik eventuell richtig verstanden. Ich hatte das Feuerzeug erkannt. In meinem
Kopf rasten die Gedanken wie Jungfische, die dem unausweichlichen Käscher
entgehen wollten. Wenn ich nur noch wüsste, wo ich es vor Kurzem gesehen hatte.
Die Jungfische in meinem Kopf wurden immer aufgeregter, trotzdem stellte sich
die Erinnerung nicht ein.
    Der Beamte kam missmutig auf mich zu, zielte mit dem
Zeigefinger auf meinen Kopf: »Wir sollten uns die nächsten Tage zur Verfügung
halten.«
    »Werden Sie auch verdächtigt? Ich habe Zeit, wie steht’s mit
Ihnen?«
    Er schaute mich leicht verwirrt an.
    »Jetzt wollen wir aber nicht auch noch frech werden.«
    »Sie doch nicht.«
    Die Kommissarin schüttelte den Kopf in Richtung ihres
Kollegen, tippte mit dem rechten Zeigefinger zweimal unauffällig gegen ihre
Stirn.
    Die eindeutige Symbolik der Geste schockierte mich nicht.
Vielmehr war ich überrascht, als ich die Maishaarige fragen hörte: »Herr
Ngumbu, hätten Sie auch ein Bier für mich und meinen Kollegen?«
    »Das heißt ›für meinen Kollegen und mich‹«, sagte ich zur
Gerstenblonden.
    Ihr Kollege nickte anerkennend in meine Richtung.
    »Eins können wir uns schon genehmigen«, lachte der Polizist.
    Bevor sich die beiden an das grüne Tischchen setzten, ließ
ich unbemerkt meine Kamera in meine Hosentasche gleiten.
    »Wenn Sie Lust haben, Herr Bönle, kann der Kollege auch jetzt
schon Ihre Aussagen aufnehmen, auch die von Herrn Ngumbu, dann brauchen Sie
nicht noch einmal im Revier anzutanzen.«
    Deodonatus hatte drei Bier mitgebracht. Alle waren wir
dankbar.
    Der freundliche Beamte nahm mit unserem Einverständnis die
Befragung auf ein altmodisches Diktafon auf und notierte nebenher in einen
Notizblock aus Papier.
    Die Kommissarin schaute nach der langatmigen Befragung auf
ihre Damenarmbanduhr, die mit hässlichen Swarovski-Steinen besetzt war, und
meinte: »So, Dienstschluss, haben Sie noch ein Bier, Herr Pfarrer?«
    Sie wurde mir immer sympathischer. Auch ich sah mich
genötigt, noch einen halben Liter zu mir zu nehmen, damit sie nicht allein
trinken musste. Deodonatus selbst verweigerte, er müsse noch einen klaren Kopf
haben, um die Predigt für den Sonntag vorzubereiten, die er auf die Ausnahmesituation
des Dorfes ausrichten wolle. Im Übrigen steige ihm der Alkohol auch zu schnell
zu Kopfe.
    Der chauffierende Beamte nuckelte immer noch an seinem
mittlerweile handwarmen ersten Biergetränk herum und schien weniger glücklich
über die

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