Gott sacker Kriminalroman
sprangen mit ihren Würsten in der Hand und
verschmierten Gesichtern hinterher und riefen: »Wauwau auch sehen!«
Deodonatus schüttelte langsam und streng seinen Kopf: »Das
ista Gottalasterung, man machta eine tota Hund keina Denkmal.«
Es entbrannte eine hitzige Diskussion zwischen der leicht
beschürzten Hildegard und dem schwarzen Pfarrer in seinem schwarzen Talar.
»Das sehe ich nicht so, auch ein Hund hat ein Recht auf
Würde!«
»Aba nicht auf da Menschawürde.«
»Eigentlich schon, denn ein Hund kann nichts dafür, dass er
nicht als Mensch auf die Welt gekommen ist, daraus darf ihm ja kein Nachteil
erwachsen.«
»Das ista absurde Argumentation. Gott hatta bei Genesis
Schöpfung die Mensch nach seina Ebabild geschaffa und nicht die Hund.«
»Wenn euch Pfarrern eine Diskussion zu heiß wird, dann beruft
ihr euch immer auf Gott, das ist das Einfachste. Gott ist aber kein Argument.
Gott ist Glaubenssache.«
»Richtig, und ich glauba, die Gott machta doch Untaschied
zwischa Mensch und Hund, sonst hätta nur Hund oder nur Mensch geschaffa.«
»Ach, das ist doch zu einfach. Ich denke, Tiere sind dem
Menschen gleichgestellt, deshalb sollte der Mensch sie nicht essen! Ich finde
es aber ganz toll, dass Sie ›die Gott‹ sagen.«
»Was ista mit Regawurm?«
»Wie … mit dem Regenwurm?«
»Ista Regawurm mit Ihnen gleichgestellt?«
»Blödsinn, ein Regenwurm mir gleichgestellt. Es ist ja wohl
ein Riesenunterschied zwischen einem Regenwurm und einem Hund. Und vor allem
zwischen einem Regenwurm und mir.«
»Würda Sie Regawurm essen?«
»Igitt, natürlich nicht, was soll die Frage? Ich esse
überhaupt kein Fleisch.«
»Warum?«
»Das ist Steinzeit, schauen Sie sich doch die Tiere hier am
Tisch an!«
Sie deutete auf die MIKEBOSS ler, die an ihren Steaks
herumnagten.
»Was denken Sie, wie die Kreaturen leiden mussten, die gerade
verspeist werden?«
»Schmeckta aber gut und die Mensch mussa auch leba, nicht nur
de Tier.«
»Aber nicht auf Kosten der Tiere.«
»Wenn jeda Mensch auf der Welt isst nur Grünezeug, dann gibta
keina Futter mehr für die Tiere, dann mussa die Kuh und alle Vegetarier
verhungern, auch Sie.«
Hilde überlegte lange und schüttelte mit bitterer Miene ihren
Kopf.
Vom Nachbargrundstück hörte man das energische
Anstoßen von Flaschen. Philipp, der Alt-Hippie, und Herr Müller, der
Jungrentner, tranken Brüderschaft und unterhielten sich prächtig. Zwei von Joes
Kindern hatten die Hundegedenkstätte erklommen und hüpften zur Freude Rackos
auf den Rasen. Der kleinste von Joes Nachwuchs stand in Windeln weinend vor dem
Denkmal und hob die kleinen Hände fordernd zum Himmel empor.
Obwohl die Sonne schon in den Dämmerungsmodus übergegangen
war, hing die Hitze noch wie eine Glocke über dem Dorf. Die Stimmung war wieder
deutlich gestiegen, als die Diskussion zwischen Pfarrer und Hilde beendet war,
und erreichte ihren vorläufigen Höhepunkt mit dem überraschenden Eintreffen von
Susi. Susi sprang wie ein Grashüpfer von ihrem papageienbunten Motorroller,
riss sich den Halbschalenhelm vom Kopf, schüttelte ihr Feuerwehr-Haar aus und
quietschte von Weitem: »Au, voll geil, eine Party, ich wollte eigentlich nur
die Bilder angucken, Dani.«
Schon saß Susi neben mir auf der Bierbank. Ihre
Abendgarderobe bestand aus einer Art kurzärmeligem Rollkragenpullover, der am
Rücken gänzlich frei war und demonstrierte, dass ihre beachtliche Oberweite
auch ohne Büstenstütze der Schwerkraft erfolgreich trotzte. Um ihr Gesäß hatte
sie eine Art Seidenkopftuch in Blitzgelb gewickelt. Ihre Füße waren bar. Keine
Sekunde war ihr üppiger, ansehnlicher Hintern in Ruhe, sie rutschte hin und
her, quietschte und kicherte, erzählte von der Ausfahrt mit mir ohne Sitzbank
und den Gudvaibraischens. Cäci hatte sich Gott sei Lob und Dank in eine
intensive Diskussion mit Deodonatus versenkt. Psychologie und Theologie in
hitzigem Diskurs. Unbemerkt signalisierte ich Gesicht mit Blickkontakt, sich
von Hilde abzuwenden und sich um Susi zu kümmern. Hocherfreut ging er auf den
Deal ein. Bald schon schwallte er Susi zu, die ihrerseits seinen
Fitnessstudio-Oberkörper bewunderte. Seine Salzstangenbeinchen waren unter der
schwarzen Lederhose verborgen.
Und Hilde stürzte sich auf mich.
»Ich mache mir Sorgen um Philipp, er trinkt.«
»Das muss jeder Mensch, sonst kann man nicht leben, der
Körper trocknet sonst …«
»Ich meine, seit der Mordsache
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