Gott sacker Kriminalroman
trinkt er mehr Alkohol«,
unterbrach sie mich und verdrehte ihre Augen unwillig im Uhrzeigersinn.
»Hm … das muss nichts mit dem Mord zu tun haben.«
»Das denke ich auch, Philipp ist einfach zu sensibel für
diese Welt. Manchmal wünsche ich mir, er wäre ein bisschen männlicher.«
Ich spürte ihre Hand kurz auf meinem Schenkel. Schnell nahm
sie einen Schluck von ihrer Bierschorle sauer.
»Ich mag ja Machos überhaupt nicht, so das ganze frauenfeindliche
Gehabe. Schau dir doch deine Kumpels an. Das ist ja nicht zu glauben, die
springen wohl auf jede an.«
Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Gesicht, der näher als
notwendig an Susi herangerutscht war und dessen Kopf vor Freude glühte. Susi
redete ununterbrochen auf ihn ein, fasste ihn immer wieder bewundernd an den
linken Oberarm und schüttelte auffällig ihr schönes Haar.
»Gesicht sieht mir im Moment nicht gerade wie ein Macho aus.
Ich denke, die Susi …«, versuchte ich meinen Freund zu verteidigen.
»Ach, das sagt ja der Richtige, du und die Susi, da war doch
bestimmt mehr als …«
»Mein Gott, in so einem Kaff wird doch nur getratscht …«
»Ich denke, ein Kerl von deinem Format steht doch eher auf
Frauen, die nicht nur gut aussehen, sondern auch was im Kopf haben?«
Sie straffte ihr Kreuz, hob ihren Kopf und tippte sich mit
dem Zeigefinger gegen die Stirn.
»Das stimmt, drum stehe ich immer noch auf Cäci.«
Sie rückte ein Stückchen von mir weg und fragte: »Was glaubst
du eigentlich, wer’s war … der Mörder?«
»Ich würde Cäci und mich ausschließen.«
»Sei doch mal ernst, denkst du, dass es jemand ist, den wir
kennen?«
»Ich vermute schon, wir haben auch die Opfer gekannt.
Außerirdische haben bestimmt kein Interesse, ausgerechnet die beiden und noch
einen Hund zu töten.«
Hilde lenkte ihren Blick
unauffällig zu meinem Nachbarn Müller und flüsterte mir ins Ohr: »Bei dem
könnt’ ich’s mir vorstellen, der tickt doch nicht richtig. Schau dir doch mal
die Klamotten an. Ich denke, der ist schwul. Und das blonde Polizistenpüppchen
hat ihn vorher noch mal extra zur Seite genommen und ihn lange befragt. Als
Frührentner hat er auch die Zeit, sich das alles auszudenken.«
»Und deshalb bringt er den Alt-Pfarrer, davor seine
Haushälterin und dazwischen noch seinen eigenen Hund um? Außerdem ist nicht
jeder, der eine karierte Krawatte trägt, schwul, da erwarte ich von einer
Lehrerin schon etwas mehr an Toleranz.«
»Nein … ja … bei so Pfarrern weiß man ja nie, da
liest man auch einiges. Vielleicht hatten die was miteinander, als Nachbar
hätte er es nicht weit gehabt, und die alte Hexe Margot hat dann was gemerkt.
Er hat zuerst sie, dann ihn umgebracht.«
»Und den Hund?«
»Das arme Tier musste er opfern, um den Verdacht von sich zu
lenken.«
»Hmmm.«
»Ich finde, das ist die erste plausible Theorie in diesem
Fall.«
»Hmmm … nicht ganz schlecht, aber ich glaube eher, dass
der Müller asexuell ist.«
»Quatsch, du hättest mal sehen sollen, wie der mir vorhin auf
die Brüste geschaut hat.«
»Du widersprichst gerade deiner eigenen Theorie vom Schwulen
… und außerdem, wer bei dem Aufzug nicht hinschaut … mich wundert’s, dass
Philipp dich bis hierher nicht angefallen hat.«
»Na ja, der ist einfach etwas zurückhaltend und sanft, ich
mag das eigentlich bei Männern, wenn sie nicht sofort angreifen und
lossabbern.«
Sie rückte wieder etwas näher an mich heran und gurrte: »Aber
siehst du, meine Theorie vom Mörder war nicht so schlecht und ich habe immer
noch den Müller im Verdacht, es gibt genug Menschen, die auf Frauen und auf
Männer stehen. Ich hab’ auch was im Köpfchen, nicht nur deine
Psycho-Studentin.«
Sachte fand ihre Hand wieder meinen Oberschenkel.
Mir wurde die
Sache eindeutig zu heiß, und ich kann es einfach nicht leiden, zum reinen
Sexobjekt degradiert zu werden. Ich setzte mich zu meinen Stammtischlern, die
mittlerweile ein prächtiges Lagerfeuer entfacht hatten und wie
Steinzeitmenschen mit Stecken in der Glut herumstocherten oder Steine
hineinwarfen. Gesicht war sogar einige Male über das Feuer gesprungen. Susi
fand das ›voll geil‹ und bewunderte ihn ununterbrochen. Hier fühlte ich mich
sofort wieder wohler. Philipp hatte sich mit seinem neuen Duz-Freund Müller zu
uns gesellt, in seiner Hand hielt er eine alte rot lackierte Framus-Gitarre von
Müller.
»Franz hat früher in einer Rock ’n’ Roll Band
Weitere Kostenlose Bücher