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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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neben ihrer Matratze, und tatsächlich, das Handy zeigte plötzlich eine
ausreichende Signalstärke an. Nervös tippte sie Danis Nummer ein. Sie verrenkte
ihren Kopf, um den Kontakt zur Wasserleitung nicht zu verlieren. Es tutete
dreimal, bis er abhob.
    »Ich bin’s, Cäci«, flüsterte sie mit zitternder Stimme.
    –
    »Ja, mir geht’s gut. Ich weiß nicht, wo ich bin. Man hat mich
entführt.«
    –
    »Nein wirklich, ich bin okay. Ich habe nur ein bisschen
Kopfweh und ein steifes Genick.«
    –
    »In einem Keller, ich höre unsere Kirchenglocken, ich denke,
ich bin irgendwo im Dorf.«
    In dem Augenblick hörte sie von oben ein kräftiges Rumpeln,
eine Tür wurde knarrend geöffnet und Schritte nach unten waren zu hören.
    »Ich muss auflegen. Jemand kommt.« Ihre Stimme wurde noch
leiser und höher. Die Hände begannen wieder unkontrolliert zu zittern.
    –
    »Okay, ich rufe das nächste Mal bei Mama an, wenn’s geht.
Oder auch bei dir, ich weiß nicht. Ich muss auflegen«, hauchte sie.
    Die Luft zum Atmen schien aus dem Raum entwichen zu sein.
    –
    »Ich dich auch«, schluchzte sie mit tropfender Nase.

     
    Hastig steckte sie das Handy in die tiefe Tasche
ihres Rockes. Und dann wurde auch schon die Tür zu ihrem Verlies aufgeschlossen
und langsam einen schmalen Spalt geöffnet. Eine behaarte Hand erschien im
Türspalt. Ungeschickt tastete sie an der Wand herum. Cäci war starr vor
Schreck. Eine fahle Gänsehaut erschien auf ihren Armen, die feinen Härchen
stellten sich vor Furcht und Entsetzen auf. Die knochige Hand tastete weiter
die Wand ab, schließlich fand sie den Lichtschalter und es war völlig dunkel im
Raum. Eine Männerstimme, die bemüht war, sich zu verstellen, sagte kurz:
»Essen, guten Appetit.«
    »Danke«, hauchte sie.
    Man hörte es auf dem Boden rascheln, die Tür wurde zugezogen
und wieder abgeschlossen. Schritte nach oben waren zu hören, sie zählte sechs,
dann wurde eine Tür mit einem kräftigen Knall zugeschlagen, und wieder war das
eigenartige Rumpeln zu hören, als ob jemand etwas Schweres über den Boden zog.
    Zusammengerollt wie ein Ungeborenes lag sie auf der Matratze,
streichelte sich selbst ihre Oberarme. Sie atmete tief durch und tastete sich
dann auf dem Boden auf allen Vieren kriechend durch den dunklen Raum zum
Lichtschalter. Kurzzeitig befürchtete sie, die Orientierung zu verlieren und in
Panik zu geraten.

     
    Sie fand den rettenden Lichtschalter. Auf dem
Boden stand ein schön hergerichtetes Vesper. Sie wunderte sich über die
Gänseblümchen im Schnapsglas und wusste, dass sie einem Verrückten in die Hände
gefallen war. Jetzt erst merkte sie, wie hungrig sie war. Ein eigenartiger
Geruch, der nicht zum Vesperbrett passte, stieg ihr in die Nase. Sie kannte den
Geruch, sie mochte ihn nicht. Es fiel ihr nicht ein, wo sie ihn schon einmal
gerochen hatte. Sie schnupperte die Luft im Bereich der Türe, um sich den
Geruch zu merken. Dann war der Hunger stärker als alles andere, sie nahm
vorsichtig das runde Holzbrett, setzte sich auf die Matratze und mit Tränen in den
Augen aß sie alles, was auf dem Brett lag. Die Gänseblümchen stellte sie auf
die Camper-Toilette. Als sie das Vesperbrett auf den Boden legte, fiel es ihr
ein. Himbeer-Shampoo. Es war eindeutig der schwere süße Geruch von
Himbeer-Shampoo. Dani hatte es auch einmal gekauft, weil es billig war, aber es
roch so intensiv, dass es seine empfindlichen Bronchien reizte, er hatte es nie
wieder benutzt.
    Auch die Stimme, obwohl sie eindeutig verstellt war, kam ihr
bekannt vor. Aber alle Personen, die sie zu den Verdächtigen zählten, kamen
nicht in Frage. Entweder benutzten sie kein Shampoo dieser Qualität oder hatten
eine andere Stimme.
    Cäci ging vorsichtig zur Tür, drückte ihr rechtes Ohr dagegen
und lauschte. Sie musste sehr vorsichtig sein, aber sie hörte nichts. Auch von
oben war kein Geräusch zu vernehmen. Sie kramte das hellblaue Handy aus der
Rocktasche hervor. Zärtlich streichelte sie es.
    Diesmal tippte sie die Nummer ihrer Mutter ein.

19
    Mit Deos Quickly rasten wir zum Goldenen Ochsen.
Der giftgrüne Beetle zeigte uns an, dass wir nicht die einzigen Besucher waren.
Frieda hatte an der Eingangstür zur Gastwirtschaft einen handgeschriebenen
Zettel aufgehängt.
    ›Heute geschlossen – morgen vielleicht.‹
    Im Schankraum saßen die drei. Frieda erzählte wild
gestikulierend mit geröteten Augen, die Beamtin und der Beamte stellten Fragen
und

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