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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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in ihre Richtung.
    »Vielleicht finden wir verwertbare DNA -Spuren vom Täter.«
    Meine Bemerkung ignorierte sei einfach, sie war schon eine
verdammt gute Psychologin.
    »Und zum Stift: Sie wären wahrscheinlich zu doof, ein
Notizpad zu bedienen. Sie würden es vermutlich mit der Mistgabel versuchen. Ich
möchte das Thema aber heute nicht vertiefen. Ich habe das Gefühl, Sie brauchen
noch etwas Schonung.«
    Das saß.
    Sie bewegte sich von uns weg in die Wiese hinein und führte,
mit dem Rücken zu uns gedreht, zwei Telefonate.
    Deodonatus war die ganze Zeit schweigsam mitgegangen. Er ließ
seinen Rosenkranz wieder zwischen Daumen und Zeigefinger wandern und murmelte
ein Vaterunser.
    »Du, Dani, mich lässt die Sache mit da Bücha nicht in Ruhe,
wir sollten uns des mal anschaua.«
    Die fesche Kommissarin fuchtelte mit dem Handy und
signalisierte uns über die Wiese hinweg: »Hallo, ich muss dringend weg, ein
Kollege holt mich ab. Ich bin«, sie schaute auf ihre Armbanduhr, »in zirka 45
Minuten wieder im Gasthaus. Wir dürfen den Anruf von Cäcilia nicht verpassen.«
    Sie winkte uns zu und rannte über die Wiese zur Straße hin.
    Wir liefen zur Gastwirtschaft und setzten uns an einen Tisch
mit Fenster. Frieda brachte drei WalderBräu naturtrüb hell. Noch nie schmeckte
es so schlecht, aber es löschte den Durst und glich den Flüssigkeitsverlust
aus.
    Eigentlich neige ich ja nicht zu Depressionen, sie sind mir
eher fremd. Männer bleiben, so meine Beobachtungen, eher von diesen
befremdlichen Gemütsschüben verschont. Der richtige Artikel heißt ja auch nicht
›der‹, sondern ›die‹ Depression. Es heißt ja auch nicht ›der Frau‹, sondern
›die Frau‹ Trotzdem hätte ich auf der Stelle losheulen können.

20
    Der Mann saß in der Werkstatt. Er wusste, dass
er noch einmal heilige Arbeit verrichten musste. Er dachte an die Bibelworte
aus dem Buch Genesis, die er mittlerweile auswendig dahersagen konnte: »Hör uns
an, Herr! Du bist ein Gottesfürst in unserer Mitte. In der vornehmsten unserer
Grabstätten darfst du deine Tote begraben. Keiner von uns wird dir seine
Grabstätte versagen und deiner Toten das Begräbnis verweigern.«
    Er lachte heiser und rief in die Werkstatt hinein: »Vornehm,
vornehmer, am vornehmsten. Keiner wird das Begräbnis verweigern. Scheißdreck
alter.«
    Er schlug heftig mit der Hand auf die Holzplatte der
Werkbank. Die Schublade sprang ein Stück auf. Er nahm die kleine Ausgabe des
Alten Testamentes heraus und steckte sie in die weite Tasche seiner Cordhose.
Das, was er für ein winziges Handy hielt, erinnerte ihn an seine Prophetin.
Wenn er zurück war, das konnte aber lange dauern, musste er sich um sie
kümmern. Dann drehte er sich ruckartig von der Werkbank weg und verließ die
kühle Werkstatt.

     
    Vor dem Schopf stand immer noch die Schubkarre.
Er legte die kleine Holzkiste hinein, versteckte sie unter der alten
Bundeswehrdecke, in der noch eingewickelt Spaten und Schaufel von der
nächtlichen Arbeit lagen. Er ging erneut zurück in die Werkstatt und holte die
Spitzhacke. Dann lief er mit seinem Gefährt los, weg vom Dorf, weg vom Ried
Richtung Hagelloch, zum Schindanger.
    Er hatte keine Angst, gesehen zu werden, der Weg war einsam
und alle Aufmerksamkeit richtete sich zurzeit aufs Unterdorf, auf den Ochsen.
Das sollte ihm ganz recht sein, er würde so die vorletzte Phase in aller Ruhe
und mit der nötigen Andacht beenden können.
    Er holperte mit seinem einrädrigen Gefährt den grünen
staubigen Planweg entlang und erreichte dann die Senke, deren Trichter mit
Mischwald bewachsen war.
    Das Hagelloch. Hier gingen immer die heftigsten Gewitter
nieder und hier war es im Winter auch am frostigsten. Die Stelle hatte für die
Menschen der Umgebung etwas Unheimliches. Vielleicht lag es daran, dass der
bewaldete Trichter außerhalb des Rieds lag, aber die tiefste Stelle im Zentrum
immer moorig war. Mit Sicherheit lag es aber daran, dass es hieß, hier wäre
früher der Schindanger gewesen. Hier seien die beerdigt worden, denen ein
christliches Begräbnis verwehrt wurde. Aus diesen Gründen wurde das kleine
Waldstück auch nie bewirtschaftet, es war ein kleines Stück Urwald. Es hieß
auch in Stammtisch-Erzählungen, man dürfe keine Hunde zum Gassigehen
hineinführen, sie würden dort verschwinden und abgeschlachtet. Es war ein
begrenztes Areal – ein oberschwäbisches Tabu.
    Man redete selten über das Hagelloch. Mutige Kinder

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