Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
Vom Netzwerk:
noch sehr vage. Ich nehme Ihren Wagen und schicke Ihnen sofort
zwei Kollegen vorbei. Die Leute von der Technik müssten auch bald hier sein.«
    Mit auf dem heißen Asphalt quietschenden Reifen schoss der
Hauptkommissar im Wägelchen der Blonden aus dem Ort hinaus. Die schaute besorgt aus dem Fenster, wie der
Kollege mit ihrem Auto viel zu schnell die Riedallee entlang raste und
schließlich hinter einer Kurve verschwand.
    Deo hatte einen Rosenkranz aus der Tasche seiner Soutane
geholt und bewegte seine Lippen zu einem stummen Ave Maria.
    Die Kommissarin kam rasch auf mich zu, ihr schien ein Gedanke
gekommen zu sein. Mit dem Zeigefinger zielte sie auf meine Brust.
    »Welchen Weg geht Ihre Freundin von der Kirche aus, wenn Sie
zu Ihnen nach Hause will?«
    Die Kommissarin nickte mit dem Kopf Richtung Ausgang.
Deodonatus, Frieda und ich folgten.
    Die Hitze legte sich wie ein heißes Tuch über uns. Die Sonne
stach gleißend hell. Wir gingen den offiziellen Weg entlang der Straße, den
Cäci vom Gasthaus aus genommen hätte, um zu meinem Haus zu gelangen. Von da aus
gingen wir Richtung Kirche. Die ganze Strecke über waren die Augen der Blonden
keine Sekunde untätig, jede Kleinigkeit wurde registriert. Als wir an der
Kirche angekommen waren, zeigte ich der verschwitzen Ermittlerin die Stelle, an
der ich mich von Cäci auf dem Friedhof verabschiedet hatte.
    »An dieser Stelle haben wir uns getrennt, und sie hat sich
auf den Weg zu mir gemacht – in diese Richtung. Vorher habe ich ihr mein Handy
gegeben.«
    Frieda zeigte in die Hecken unterhalb der Mauer und meinte:
»Hier vom Gott’sacker aus ist sie wahrscheinlich durch die Büsche
runtergelaufen.«
    Frieda deutete in die hohen Hecken unterhalb der
Friedhofsmauer.
    »Wie bitte, von wo aus?«, fragte die Kommissarin
verständnislos in Friedas Richtung.
    »Vom Gott’sacker, vom Friedhof eben.«
    Der Begriff ›Gottesacker‹ für Friedhof schien der sonst so
gewandten Kommissarin fremd.
    »Ein schöner Begriff. ›Gottesacker‹, das habe ich noch nie
gehört. Aber Sie haben hier in die Büsche gezeigt. Gibt es denn noch einen
anderen Weg als den, den wir hochgekommen sind?«
    »Ja klar, die Abkürzung durch die Hecken. Den nimmt man aber
nur abwärts und dann auch nur, wenn es trocken ist.«
    »Welchen Weg wäre sie gegangen?«
    »Die Abkürzung«, kam es aus drei Mündern gleichzeitig.
    Plötzlich hatten wir es sehr eilig. Deo steckte seinen
Rosenkranz in die Tasche, blickte nach oben und sagte mit tränenerstickter
Stimme: »Bitte, lieba Gott, hilf uns, de Cäci heile zu finda.«

     
    Ich ging den
steilen, engen Weg voraus und fragte mich, was Cäci hier erlebt hatte, wer sie
mitgenommen hatte und ob sie vielleicht doch schwerer verletzt war, als sie im
kurzen Telefonat angedeutet hatte. Mit großer Besorgnis dachte ich an die
Kreuze, die in den Toten gesteckt hatten. Ich hatte schreckliche Angst um Cäci.
Krampfartig zog sich mein Magen zusammen, mir wurde übel, ich würgte,
schluckte, beinahe hätte ich mich übergeben müssen.
    »Wenn sie hier gekidnappt wurde, konnte das von der Kirche
oder von der Straße aus niemand erkennen. Die Hecken sind viel zu dicht und zu
hoch«, bemerkte die Kommissarin.
    Frieda keuchte hinter uns her. Immer wieder schaute sie
suchend in die Hecken und auf die Erde.
    »Sie hatte ja nichts dabei. Was soll man denn hier finden,
nicht einmal das Gesangbuch wollte sie mitnehmen. Heute kriegt man ja selbst in
der Kirche immer eine ganze Zettelwirtschaft mit«, jammerte sie.
    Plötzlich ging die Kommissarin zielstrebig auf einen der
Büsche zu.
    »Das zum Beispiel.«
    Sie zeigte auf die Ohrhörer, die im Geäst hell in der Sonne
leuchteten.
    »Kennen Sie diese Ohrhörer?«
    Ich nickte und hatte das Gefühl, ein geschältes gekochtes
Hühnerei stecke in meinem Hals. Ich wollte es hinunterschlucken, es ging nicht.
Nur mühsam konnte ich antworten: »Ja, die sind von Cäcis iPod.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Natürlich, damit sie sich nicht ständig in ihren Haaren
verwursteln, habe ich hier das blaue Klebeband hingemacht.«
    »Nicht anfassen.«
    Sie zog meine ausgestreckte Hand sachte zur Seite und nahm
den Stift ihres digitalen Notizblockes aus der Tasche, angelte damit die
Ohrhörer an ihren Kabeln aus dem Busch heraus und ließ sie in ein kleines
Plastiktütchen, das sie aus der Innentasche ihres gelben Blazers zauberte,
fallen.
    »Der Stift lässt sich tatsächlich positiv nutzen«, sagte ich

Weitere Kostenlose Bücher