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Gotterbarme (German Edition)

Gotterbarme (German Edition)

Titel: Gotterbarme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Lagot
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mit der Nase am Boden, seinen Kopf hebend und senkend, schnellte er die begrünten Wegränder ab. Freundlich kam er auf Maja zu, wedelte mit seiner Rute, als signalisierte er ihr alles im grünen Bereich. Als ausgebildeter Spürhund witterte er alles, zeigte deutlich Körperspannung, sobald etwas bedrohlich wirkte. Maja genoss die Spaziergänge durch die warmen abendlichen Felder, jedoch nicht Artus Vorliebe für kleine von der Natur vernachlässigte Hundedamen. Ernst Schuster schwankte mit seinen kurzen massigen Stelzen und hastete mit seinem Hund herbei. Seine üppig geformten Rundungen quetschen aus seinem Filzmantel. Der kühle Herbst wehte mit seinen charakteristischen Böen.
    »Artus, mein Freund, da ist sie wieder die Tusnelda.«
    Zwergpudel Tusnelda trippelte mit wirrer Mähne und hocherhobenem Kopf und Artus ging jaulend in Spielposition.
    »Da ist ja, der Artus, so ein Lieber«, schnaufte er und zog vornehm seinen Hut.
    Artus sprang wie ein Kaninchen hin und her.
    »Ja, der Artus ist halt immer nett«, sagte Maja, sie hielt sich die Hand vor dem Mund, um ein Lächeln zu unterdrückten.
    »Was gibt es denn Neues Maja?«
    »Alles wie immer.«
    »Ihr Artikel letzte Woche war ja richtig gut, Sie sind ein echtes Talent, woher haben Sie die Informationen über die ›andere Welt‹?«, fragte er wissbegierig.
    »Das bleibt mein Geheimnis, Herr Schuster«, er sah sie an, als wollte er sich mit ihrer Antwort nicht abfinden.
    »Ich muss los, ich arbeite wieder an einem neuen Artikel.« Bevor er seine Neugier befriedigen konnte, eilte sie mit Artus davon.
     
    Um Schuster nicht zu begegnen, bog sie in eine alte Gasse mit teilweise verlassen Häusern, roten Ziegeln, die quer aus den Wänden hingen. Müll zu Türmen gestapelt, Tüten, Fernseher, Fetzen hingen farbenprächtig herab, ein Gestank zum Luftanhalten. Sie hastete auf den unebenen, mit Unkraut übersäten, aufgerissenen Pflastersteinen und mit Kies gefüllten Löchern weiter. Am anderen Ende schritten mit lautstarkem Geschwätz drei Gestalten in weit herunterhängenden Jeans, T-Shirts mit Totenschädeln, armwedelnd als würden sie in einem Paddelboot sitzen auf Maja zu. Artus erstarrte und die Halbstarken hielten kurz an. Beim Verlassen des Verlages sah sie die Drei angelehnt an der Häuserwand, aber jetzt hier in dieser schäbigen Gasse? Was sollte sie jetzt tun? Was wollte das Trio von ihr? Die Hand am alten Gemäuer gestützt hielt sie inne, der Kies unter ihren ausgelatschtem Schuhwerk knarrte. Sie lief mit Artus in einen halb geöffneten Kellereingang. Zitternd umfasste sie Artus Leine, die Hände im Dunkeln an der Wand entlang tapsend blieb sie stehen. Der modrige Kellergestank drang in ihre Lungen, sie hustete bei jedem Atemzug. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, horchend stand sie da. Artus knurrte leise. Dröhnend kamen sie näher, fühlten sich stark zu dritt.
    Seine Hand steuerte die Bildschirme langsam, sodass er die Bilder näher heranzoomen konnte. Die roten Schaltknöpfe auf dem weißen Pult wurden geschickt von seiner gepflegten Hand navigiert.
    »Da ist sie wieder, die Schöne und das Biest an ihrer Seite. Das hast du jetzt von deinem Artikel«, stellte er bescheiden fest.
    Auf den Bildschirmen sah er wie, die drei Burschen schallend auf den Kellereingang zu eilten. Seine Muskeln verspannten sich, er zog seine Hände zu Fäusten, schmerzhafte Erinnerungen kamen hoch. Ihr Artikel wies Ähnlichkeiten auf. Alles nur ein Irrtum? Er rang nach Luft, Falten legten sich auf seine Stirn. Er kannte sie nicht, aber irgendwie hatte er das Gefühl, er konnte sie nicht ihrem Schicksal überlassen. Ihre Gesten und Bewegungen, seit einer Woche beobachtete er sie. Ihr Verhalten zeigte keinerlei Auffälligkeiten. Alles schien normal zu sein. Ihr außergewöhnliches Antlitz, die Artikel, die sie schrieb, dass sie über Informationen verfügte, die sie nicht wissen konnte, außer sie hatte einen Informanten. Die Zeit wurde zu knapp, stundenlang zu überlegen, er musste ihr helfen, herausfinden, warum sie den Artikel schrieb. Er stürmte aus dem Labor und nahm die Abkürzung, um sie rechtzeitig zu erwischen.
     
    Nervös harrte sie an den kalten Wänden und lauschte. Die Jugendlichen näherten sich ihrem Versteck, sie hielt den Atem an und überlegte, wie sie aus dieser Misere wieder herauskommen könnte. Maja erschrak, eine Hand legte sich von hinten auf ihren Mund, zog sie mit starker Hand fest um ihre Taille geschnürt ins Dunkel. »Sei still, kein Ton«,

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