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Gotterbarme (German Edition)

Gotterbarme (German Edition)

Titel: Gotterbarme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Lagot
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Gedanken kreisten. Das Apartment ähnelte denen auf der Erde. Gelblich abgesetzte Wände und eine mittig gestellte Wohnlandschaft schenkten Entspannung. Gegenüber vom Sofa führten drei Türen in andere Räume, eine in knalligem Rot.
    Er war der schönste Mann, den sie je ges
e
hen hatte, einer der Frauen wie Taschentücher wechselte. Sie zündete sich eine Zigarette an, zog heftig und blies den Qualm wedelnd zur Seite. Fröstelnd zog sie ihren Parker enger um den Körper.

    Er stellte ein Tablett mit belegten Broten auf den Tisch, durchwühlte einen der beiden Weichholzschränke nach etwas Aschenbecherähnlichem und stellte ihn ebenfalls auf den marmorierten Tisch. Sie beobachtete ihn.
    »Wer ist dein Kontaktmann?«
    »Für was?«
    »Wer hat dir die Informationen gegeben, woher weißt du von uns?«
    Maja krallte ihre Finger in die Polster, Artus gähnte beschwichtigend und legte den Kopf auf ihre langen schlanken Beine.
    »Ich weiß gar nichts von euch, ich bin hier zum ersten Mal und ich habe davon noch nie gehört, dass irgendjemand hier unten wohnt« zischte Maja.
    »Ich muss dir vertrauen können.«
    »Du mir vertrauen?«, sie blickte auf seine gestriegelten Hände.
    Maja sprang auf, aufgebracht stampfte sie auf dem beigefarbenen wattierten Teppich auf und ab. Artus und Hamp blickten mit erhobenem Kopf hinter ihr her.
    »Mir vertrauen, dass ich nicht lache,« sie zog hastig an ihrer Zigarette und drückte sie fest in den mit großen roten Kreisen bemusterten Teller.
    »Woher kennst du das alles, du hast Dinge geschrieben, die nur wir kennen, dass wir seit zweitausend Jahren bewahren.«
    »Das, was ich in dem Artikel, oh man, ich kann das Wort Artikel nicht mehr hören, ist aus meiner Fantasie, außerdem - meine Quellen würde ich nie verraten«, schnaubend ging sie auf Hamp zu und starrte ihn auf die roten geschwungenen Lippen.
    »Es ist wohl besser, wenn wir später darüber reden«, lenkte er ein und konnte den Blick nicht von ihrer Narbe abwenden.
    »Eine Frage habe ich noch, wann ist das passiert mit deinem Sohn?«
    »Das weißt du auch? Vor drei Jahren.«
    Sie zündete sich erneut eine Zigarette an, ihr Gesicht zog sich schmerzlich zusammen und Tränen rannen über ihre Wangen.
    Er stand aus seinem ledernen Sessel auf und wollte sie in den Arm nehmen.
    Sie stieß ihn zur Seite, »lass das, wir kennen uns nicht.«
    »Ich habe hart daran gearbeitet, die Schmerzen zu vergessen und du reißt die Wunden wieder auf, warum? Macht dir so was Spaß?«
    »Ich musste Erkundigungen einholen, weil dein Leben in Gefahr ist, jemand ist hinter dir her und will dich töten. Jeder der von ›Under‹ weiß muss sterben.«
    »Ich weiß überhaupt nichts mehr, außer, dass ich mit einem Fremden hier bin, nicht mehr weg kann, du willst mir vertrauen? Was ist mit mir? Kann man dir vertrauen? Jemand der entscheidet, ob ich leben darf? Ist nicht gerade vertrauenswürdig, oder? Was ist ›Under‹?«
    Maja stopfte eines der Brote in sich hinein, als wolle sie das schmerzende Gefühl in ihrem Magen töten.
    »Wir sind ›Under‹, wir sind hier seit zweitausend Jahren«, er tupfte vornehm mit einer Serviette seine Mundwinkel.
    »Jetzt lass dir nicht wieder jedes Wort aus der Nase ziehen, wer ist wir?«
    Er räusperte sich und musterte sie, wie sie händeringend, Brote stopfend durch sein Apartment stiefelte.
    »Wir sind dasselbe wie du, nur, dass wir zweitausend Jahre hier unten wohnen. Wir erschufen alles mit eigenen Händen und tun es noch. Wir sind ein großes Team aus Wissenschaftlern, Männer, Frauen und Kinder aus allen Klassen«, sagte er amüsiert und musterte ihre überschwänglichen Handbewegungen.
    »Findest du das lustig? Das hier ist todernst.«
    »Ich glaube dir, dass du nichts weißt und den Artikel zufällig geschrieben hast.«
    »Oh, wie gnädig von dir.«
    »Lass uns was essen, ich sehe dir gern dabei zu.«
    Maja schnappte sich ein neues Brot und warf auch Artus eins zu, der es gekonnt schnappte und verschlang.
    »Warum seit ihr hier, wieso seit ihr nicht oben, wie wir?«, sagte sie kaum verständlich mit vollem Mund.
    »Kannst du dich nicht setzen? Als die Menschen, sich immer wieder gegenseitig abschlachteten, verschwanden wir in den Höhlen und bauten das hier alles auf. Vieles holen wir immer noch von der Erde, dazu erschufen wir moderne Aufzüge.«
    »Was ist hier los, dass mein Artikel so ein Aufsehen erregt?«, sie setzte sich und überkreuzte schräg ihre Beine, ihre weiße Bluse spannte sich. Sie strich

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