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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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war nun davon abhängig, was es mit Samers Verschwinden auf sich hatte oder unter welchen Umständen er wieder auftauchen würde.
    »Der Geheimdienstoffizier war ein Arbeitskollege von mir. Ich bat ihn, man möge dich am Flughafen nicht festhalten, und versprach ihm, dich persönlich in die Dienststelle zu begleiten. Das wäre weniger hart für dich, und ich könnte dich auf das vorbereiten, was dir dort eröffnet würde. Die Vorladung konnte ich dir nicht ersparen, aber ich war mir sicher, dass es dir helfen würde, wenn ich an deiner Seite wäre.«
    »Werde ich gesucht?«, fragte ich Hassan.
    »Nein, es liegt nichts gegen dich vor.«
    Ich begriff, dass Hassan seine Bekanntschaft zu einigen Geheimdienstleuten dazu nutzen wollte, mich zu begleiten, um auszuschließen, dass man mir in der Dienststelle zu nahe trat.
    »Ich versicherte dir, dass die Unterredung nicht lange dauern würde. Dass es nur um die Beantwortung einiger weniger Fragen ginge. Dass dies ohne Folgen bleiben und dich nicht daran hindern würde, jederzeit wieder zu deiner Arbeitsstelle in Dubai zu reisen.«
    Zwei Tage zuvor hatte ich in Dubai alles erledigt, was für den Antritt meiner neuen Stelle nötig war. Ich war als Berater für Politmagazine bei einem Fernsehsender angestellt worden. Wer diesen Sender finanzierte, interessierte mich nicht. Man forschte nicht mehr nach, mit wem man es zu tun hatte. Mir war, aufgrund der Personen, die mich für diesenJob vorgeschlagen hatten, nicht entgangen, dass suspekte Geldgeber nach heutigen Maßstäben nicht mehr als suspekt galten. Früher wäre die Verfügbarkeit von viel Geld Anlass gewesen, Dutzende von Fragezeichen zu setzen und die Betreffenden der Kollaboration und des Verrats zu beschuldigen. Heute bemühten sich immer mehr Leute, riesige Mengen schmutzigen Geldes zu waschen, und für uns sprang dabei für ein paar Jahre oder ein paar Monate eine Arbeitsstelle heraus.
    Mein Gespräch mit dem TV-Direktor war sehr offen verlaufen, denn ihm hatten ohnehin schon einige Informationen über mich vorgelegen. »Ich verheimliche Ihnen nichts«, hatte ich gesagt, »ich war lange Zeit ein Linker und wollte dabei mitmachen, die Welt zu verändern. Wie viele andere auch habe ich es weder geschafft, mitzumachen, noch die Welt zu verändern. Ich habe lediglich einige geistige Verluste davongetragen, wie das jungen Heißspornen eben passiert. Körperlich blieb es bei ein paar Blessuren durch Schlägereien unter Studenten, und ich war ein knappes Jahr im Gefängnis.« Der Chef machte ein nachdenkliches Gesicht und versuchte, seine Neugier zu verbergen, indem er sagte: »Ich habe gehört, dass Sie sich für solche Dinge nicht mehr interessieren.« – »Weder dafür noch für andere Dinge, ich bin nur noch an meiner Arbeit interessiert.« – Er zögerte, deshalb versicherte ich ihm: »Ich gehöre keiner Partei an und sympathisiere mit keiner Gruppierung.« – »Wir haben nichts gegen Ihre Einstellungen, wir müssen nur jeden Zweifel ausschließen.« Ich fand nichts dabei, noch klarer zu werden, und sagte: »Ich werde mein Leben keiner Idee opfern. Egal wie großartig sie sein mag.«
    Ich trat aus dem Sitzungssaal des Hotels, in dem das Gespräch stattgefunden hatte. Es war Mittag, und ich bestellte im Restaurant ein paar kalte Vorspeisen, ein Cordon bleu,das nach nichts schmeckte, und einen Orangensaft. Anders als sonst verspürte ich keine Müdigkeit. Ich zündete eine Zigarette an und bestellte ein Glas Tee. Ich hatte das Gefühl, dass ich auf etwas wartete oder dass gleich jemand zur Tür hereinkäme, auf mich zusteuern und mir etwas Unangenehmes mitteilen würde. Ich wünschte, ich könnte sofort ins Flugzeug steigen und nach Damaskus zurückfliegen. Aber ich hatte noch einiges zu erledigen. Zumindest musste ich das Ergebnis des Bewerbungsgesprächs abwarten, auch wenn es im Grunde bereits feststand, und einige Behördengänge machen.
    Plötzlich fiel mir etwas ein, und ich rief Sana an. Ich sagte ihr, dass ich einen Rückflug gebucht hätte, und bat sie, alles vorzubereiten, damit wir innerhalb von zwei Wochen unsere Angelegenheiten regeln könnten. Dann telefonierte ich mit Samer und verkündete ihm, dass ich in zwei Tagen zurückkommen würde, um in Damaskus noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor ich meine Stelle in Dubai anträte. Sein Aufenthalt in Latakia neige sich ohnehin seinem Ende zu, sagte er, und er würde mich am Dienstag am Flughafen erwarten. In Wirklichkeit plante er, von der Bildfläche zu

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