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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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bewerkstelligen? Durch
die Anwendung moderner Methoden, von denen eine, zuerst von Pius XII. erlaubt,
die Nutzung unfruchtbarer Tage ist. Der Bericht wiederholt die Aussage des
Konzils — die von der Kirche nie zuvor akzeptiert worden war—, daß langes
Fehlen des Liebesaktes zur Untreue führen kann.
    Die Kommission schloß, daß es
keine moralischen Einwände gegen empfängnisverhütende Mittel gibt, wenn Sex
nicht länger zuerst und immer als Zeugungsakt gesehen wird, wenn Sexualität im
vollen Kontext der Ehe als Liebemachen und nicht immer als Kindermachen gesehen
wird. Moralische und geistige Werte sollten das Verhalten bestimmen, nicht
Biologie.
    Das Dokument, das hier nur kurz
zusammengefaßt ist, war wohlbegründet, doch für Paul war es längst nicht so
einleuchtend wie der Minderheitsbericht.
     
    »Ist Empfängnisverhütung immer
böse?« Das Minderheitspapier — es war nie ein offizieller Bericht — ging gleich
aufs Ganze. Mit der trügerischen Klarheit eines scholastischen Lehrbuchs
analysieren die Autoren jeden Begriff der Frage.
    Empfängnisverhütung: jeder
Vollzug der Ehe, in dem der Akt durch menschliches Eingreifen seiner
natürlichen Kraft zur Weitergabe des Lebens beraubt wird. Immer böse: etwas,
das nie, durch keinerlei Motiv und keinerlei Umstand, gerechtfertigt werden
kann. Es ist immer böse, weil es in sich böse ist, durch das Naturrecht. Es ist
nicht böse, weil es verboten ist — es ist verboten, weil es böse ist.
    Als nächstes fragt das Papier:
»Welche Antwort hat die Kirche bisher auf diese Frage gegeben? Eine ständige
und bleibende Bejahung ist in den Dokumenten des Magisteriums und in der
gesamten Geschichte der Lehre zu dieser Frage zu finden.«
    Das Papier zitiert Quellen.
Bezeichnenderweise geht es nicht weiter zurück als bis zur Enzyklika Casti
connubii von Pius XI. aus dem Jahr 1930. War es ausreichend für ihre
Zwecke, daß die Enzyklika von »beständiger christlicher Tradition« sprach? Es gab
einen anderen Grund dafür, nicht weiter in der Vergangenheit zu graben, der
später erwähnt werden wird.
    Laut Pius XI. ist
Empfängnisverhütung ein »verbrecherischer Mißbrauch«.
     
    Kein
Grund, wie schwer er auch wiegt, kann vorgebracht werden, durch den etwas in
sich Naturwidriges naturgemäß und moralisch gut werden kann. Da der eheliche
Akt von der Natur zur Zeugung von Kindern bestimmt ist, sündigen deshalb die,
die seine natürliche Kraft absichtlich behindern, gegen die Natur und begehen
eine Tat, die schändlich und in sich lasterhaft ist.
     
    »Die göttliche Majestät«, fährt
Pius fort, »verabscheut dies unsägliche Verbrechen mit dem tiefsten Haß und hat
es manchmal mit dem Tod bestraft.« Die Idee einer Gottheit, die bereit ist,
Empfängnisverhütung mit Tod heimzuzahlen, ist wahrhaftig erschreckend.
    Pius XI. sprach dann von der
katholischen Kirche, die »aufrecht inmitten des moralischen Niedergangs steht,
der sie umgibt, damit sie die Keuschheit des ehelichen Bundes davor bewahrt,
von diesem Schandfleck besudelt zu werden«. Wer der Empfängnisverhütung
»frönt«, ist »einer schweren Sünde schuldig«.
    Es war ein virtuoser Auftritt
in der besten italienischen Operntradition. Der Anlaß war die Lambeth-Konferenz
gewesen, die früher im Jahr 1930 die künstliche Geburtenkontrolle sanktioniert
hatte. 1951 war Pius XII. immer noch gegen das eingestellt, was in katholischen
Kreisen als »der Lambeth-Weg aus der Enge« (The Lambeth Walk from the Straight
and Narrow) bekannt war. »Diese Vorschrift [gegen Empfängnisverhütung]«, sagte
Pius XII., »ist heute ebenso gültig wie gestern, und so wird es morgen und
immer sein, denn es geht nicht um eine Vorschrift des menschlichen Gesetzes,
sondern um den Ausdruck eines Gesetzes, das natürlich und göttlich ist.«
    Die Autoren des Papiers bringen
nach den Zitaten von Pius XI. und Pius XII. ihren machtvollsten Appell an Papst
Paul vor. Seit Jahrhunderten hat die Kirche Empfängnisverhütung ohne Ausnahme
verdammt. Wenn sie ihre Meinung ändert, wird sie nicht nur sich und ihre
Ansprüche, für alle Zeit gültige Wahrheit zu lehren, verleugnen; sie wird sich
mit etwas sehr viel Demütigenderem abfinden müssen.
     
    Wenn
Empfängnisverhütung für nicht in sich böse erklärt würde, müßte man
ehrlicherweise anerkennen, daß der Heilige Geist 1930, 1951 und 1958 [Daten
päpstlicher Verlautbarungen] den protestantischen Kirchen beigestanden hat und
daß seit einem halben Jahrhundert Pius XL, Pius XII.

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