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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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ein Interview mit dem Papst,
in dem das Hamlet-Syndrom schlimmer geworden schien.
     
    Die
Welt fragt sich, was Wir denken, und Wir müssen Antwort geben. Aber was? Die
Kirche hat nie in ihrer Geschichte einem solchen Problem gegenübergestanden.
Dies ist ein seltsames Gesprächsthema für Kirchenmänner, sogar menschlich
peinlich. Die Kommissionen tagen, und Berge von Berichten türmen sich auf. Es
werden eine Menge Untersuchungen angestellt; aber Wir müssen eine Entscheidung
treffen. Dies ist allein Unsere Verantwortung. Beschließen ist nicht so leicht
wie Untersuchen. Doch Wir müssen etwas sagen. Was?... Gott muß Uns wahrhaft
erleuchten.
     
    Demut vor einer so bedeutsamen
Aufgabe war verständlich. Er war wie alle Kleriker ein Leben lang Eheloser ohne
Wissen aus erster Hand und mit wenig intuitivem Verständnis für das Thema, das
er zu beurteilen hatte. Selbst er gibt zu, es sei »peinlich«. Er ging auf die
Siebzig zu, war müde und erschöpft und hatte sich um die ganze Kirche zu
kümmern. Jeden Tag wurde er gebeten, Streitfragen zu entscheiden, Tausende von
Dokumenten zu unterzeichnen, ausländische Würdenträger und Botschafter zu
treffen. Hinzu kam noch der »Berg« von Berichten zur Geburtenkontrolle, der
besorgniserregendsten Frage, die ein moderner Papst je vor sich gehabt hatte.
Für unabhängige Beobachter kam die Situation einer Posse nahe. Diese große,
dauerhafte Institution war in der Krise wegen einer Sache, die die meisten
Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche seit Ewigkeiten für sich geregelt
hatten. Eine Gemeinschaft von 700 Millionen Menschen schaute auf diesen heiligen,
zölibatären, eingepuppten alten Mann als die Konzentration der Weisheit in
Sachen Sexualität und Ehe. Paul war intellektuell fähig, besonders in seinem
erwählten Bereich der Diplomatie; doch es hätte Genie gebraucht, um mit einem
Problem fertig zu werden, das zu lösen er allein sich vorbehalten hatte. Mit
der Hilfe seiner Bischöfe im Konzil hätte er vielleicht eine progressivere
Haltung eingenommen, wie es beim Judentum, der Religionsfreiheit usw. gewesen
war. Doch er hatte die kollektive Weisheit des Episkopats beiseite gefegt und
die Welt wie Atlas auf seine Schultern genommen. Es war heldenhaft, aber war es
klug? Seine einzigen engen Berater waren nun Kurienkardinäle wie Ottaviani und
Browne, gerade die, deren Ansichten von den Konzilskommissionen und den
Konzilsvätern rundweg abgelehnt worden waren, wenn es zur Abstimmung kam. Der
Oberhirte war in den Händen der alten Garde, die, wenn es in ihrer Macht
gestanden hätte, überhaupt kein Konzil gehalten hätten.
    Paul erweckte kein größeres
Vertrauen zu seiner endgültigen Entscheidung, als er am 29. Oktober 1966 zu
Delegierten der Italienischen Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde
sprach. In einem Auftritt, der eines Salvador Dali würdig gewesen wäre, sagte
er:
     
    Für
Uns ist die Frau ein Widerschein einer Schönheit, die sie transzendiert,
Zeichen einer Güte, die Uns unendlich scheint, das Spiegelbild des idealen
Menschen, so, wie Gott ihn sich zum Bilde erdachte. Für Uns ist die Frau eine
Vision jungfräulicher Reinheit, die die höchsten moralischen und emotionalen
Regungen des menschlichen Herzens wiederherstellt.... Für Uns ist sie das
formbarste, gelehrigste Geschöpf.... Deshalb scheint sie singend, betend,
sehnsüchtig, weinend ihrer Natur nach mit einer einzigartigen und hohen Gestalt
zu verschmelzen, unbefleckt und schmerzensreich, die zu werden einer
auserwählten Frau, gebenedeit unter allen, bestimmt war, der jungfräulichen
Mutter Christi, Maria.
     
    Es ist nicht überliefert, ob
die Frauenärzte in diesen Worten die durchschnittliche Schwangere
wiedererkannten, die zu ihnen in die Praxis kam. Es ist eine Tatsache, daß
jedesmal, wenn ein päpstliches Dokument Frauen und Maria zusammen erwähnt, die
Sache der Frauen in der modernen Welt eher leidet.
    »Sehen Sie, meine Herren«,
sagte Paul, »dies ist die Ebene, auf der Wir der Frau begegnen.... Zweifeln Sie
nicht daran. Es wird Ihnen Nahrung für neue, edle und gute Gedanken geben, und
Sie werden Würde und Verdienst für Ihren Beruf hinzugewinnen.«
    Als nächstes sprach der
Oberhirte über Geburtenkontrolle. Es war keine Hilfe, daß der Verkauf von
Verhütungsmitteln in Italien damals ungesetzlich war und daß das Familienrecht
kinderreiche, sogar sehr kinderreiche Familien bevorzugte. Zwei Jahre waren
seit dem Konzil vergangen, und er studierte, wie er

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