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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Frühlingszeiten.... Ihre [der Eltern]
Jugend scheint nie zu welken, solange der süße Duft einer Krippe im Hause
bleibt, solange die Wände des Hauses von den silbrigen Stimmen der Kinder und
Enkelkinder widerhallen.
     
    Der Papst wies darauf hin, daß
Heilige aus großen Familien gekommen sind. Bellarmine war eines von zwölf
Kindern, Pius X. von zehn, Katharina von Siena von fünfundzwanzig. Es ist
allerdings schwer zu glauben, daß selbst 1958 alle »Pilgergänge« italienischer
Eltern zur Kirche glücklich waren.
    Als Paul VI. mehr von Pius XII.
las, muß er bemerkt haben, daß eine wichtige Voraussage, die zehn Jahre zuvor
gemacht worden war, sich als falsch erwiesen hatte. Die neuen Energiequellen,
hatte er gesagt, garantierten »Wohlstand für alle, die auf Erden wohnen, für
lange Zeit«.
     
    Paul wußte, daß sich die Welt
seit dem Optimismus von Pius’ Zeiten tiefgreifend verändert hatte. In dem Berg
von Dokumenten auf seinem Schreibtisch waren etliche, die von Demographen
stammten. Sie waren eine düstere Lektüre. Der biblische Auftrag »Mehret euch
und füllet die
    Erde« war mehr als erfüllt. Die
menschliche Fruchtbarkeit ist ungeheuer; das muß sie sein, um das Überleben in
Zeiten von Seuchen, Kriegen, hoher Kindersterblichkeit und frühem Sterben zu
sichern. Dann kam die moderne Medizin, und das Bild wurde sofort anders. In
entwickelten Staaten ging die Kindersterblichkeit gegen Null, die Älteren
starben immer später. Selbst in Entwicklungsländern verhungerten viele, während
die Medizin Menschen am Leben hielt, die in der Vergangenheit gestorben wären,
ein Viertel davon im ersten Lebensjahr und ein Drittel der übrigen, bevor sie
fünfundvierzig Jahre alt wurden.
    Dies zog ein radikales Umdenken
zur Fortpflanzung nach sich. Davon waren Staaten wie die sie bildenden Familien
betroffen.
    Auf der staatlichen Ebene
schätzte man, daß, wenn die Sterblichkeit gesunken wäre, nicht aber ihr
entsprechend die Geburtenrate, Frankreich jetzt eine Bevölkerung von 500
Millionen hätte. Die Bevölkerung von Frankreich und England zusammen könnte
heute gleich groß sein wie die von China.
    Papst Paul muß das World
Population Data Sheet (Datensammlung zur Weltbevölkerung) gelesen haben, das
das Bevölkerungsbüro in Washington auf Quellen der Vereinten Nationen gegründet
und veröffentlicht hatte. Die Statistiken zeigten, daß die Weltbevölkerung um
1,9 % wuchs. Seit 1958, als die Alarmglocken zum erstenmal schrillten, lebten
500 Millionen Menschen mehr; die Gesamtsumme war 3520 Millionen. Indiens 500
Millionen wuchsen um 2,7 %; Pakistan schnellte um 3,1 % empor. Gleich danach
kam Lateinamerika mit 3 %. Das letzte Wachstum bedeutete, daß die Bevölkerung
sich in knapp über dreiundzwanzig Jahren verdoppeln würde. Slums wachsen immer
schneller als andere Wohngebiete; die Armen werden ärmer, die Hungrigen
hungriger. Anfang der 1960er Jahre — lange vor der gegenwärtigen Schuldenkrise
— gab es absolut keine Hoffnung, daß Länder mit hohem Bevölkerungszuwachs je
ausreichend Nahrung, Bildung, Gesundheitseinrichtungen, Wohnungen,
Freizeiteinrichtungen und, entscheidend, Arbeitsplätze haben würden. Auch Arbeitslosenunterstützung
gab es nicht.
    Empfängnisverhütung war nie die Antwort auf dies so große und vielschichtige Problem; ohne sie war jedoch keine
Antwort möglich. Wenn alle, auch die Armen, sich in der Nähe des biologischen
Maximums weiter fortpflanzten, würden ganze Staaten zu Bettlern werden. Die
Menschheit wäre am oder unter dem Existenzminimum und würde von den
traditionellen Geißeln heimgesucht: Krankheit und Krieg.
    In den 1960er Jahren, als Paul
seine Enzyklika schrieb, lebten die Völker Südamerikas unter schlimmeren
Bedingungen, als die Europäer in den finstersten Tagen der Industriellen
Revolution ertragen mußten. Eine Art, diese Bedingungen zu verbessern, war
Abtreibung. Es ist bekannt, daß der Papst offizielle Berichte aus fast jedem
Land in Südamerika auf seinem Schreibtisch hatte. In Chile wurde einer Erhebung
von 1967 zufolge jede zweite oder dritte Schwangerschaft abgebrochen; jahrelang
war über ein Drittel der Müttersterblichkeit durch Abtreibung verursacht. In
Kolumbien fanden 60 % der Abtreibungen statt, wenn Frauen siebenmal oder öfter
schwanger gewesen waren. Uruguay führte die Liste an; Untersuchungen zeigten
ein Verhältnis von 750 Abtreibungen auf 1000 Schwangerschaften. Eine strikte
katholische Ethik führte zu einer unkontrollierten

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