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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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sagte, noch immer
wissenschaftliche und demographische Daten sowie die Implikationen für Lehre
und Seelsorge. Kein Papst war so von Papier überhäuft, seit Sixtus V. die ganze
Bibel allein revidiert hatte. Paul sprach von seiner Kommission als »breit,
vielfältig und außerordentlich kompetent«.
    »Diese Kommission... hat ihre
große Arbeit vollendet und Uns ihre Schlüsse vorgelegt.« Die Feststellung ihrer
extremen Kompetenz ist gefolgt von einem typischen Zusatz nach der Art Hamlets:
»Es scheint Uns dennoch, daß diese Schlüsse nicht als definitiv gelten können.«
Der Bericht hatte schwerwiegende Implikationen, und es war allein seine
Verantwortung, sie zu lösen. Inzwischen, erinnerte er sie, war die bis dahin
von der Kirche gelehrte Verhaltensnorm noch in Kraft.
     
    Sie
kann nicht als nicht bindend angesehen werden, als wäre das Magisterium der
Kirche gegenwärtig im Zustand des Zweifels; vielmehr ist es in einem Zustand
des Forschens und Nachdenkens über Angelegenheiten, die schon zuvor die
aufmerksamste Überlegung lohnten.
     
    Die Kommentatoren waren
verwirrt. Seit Papst Johannes XXIII. die Kommission eingesetzt hatte, waren
etliche Jahre vergangen. Paul hatte sie erweitert und sie gedrängt, die Frage
umgehend zu behandeln. Wenn es keinen Zweifel gab, warum brauchte er dann
überhaupt eine Kommission? Und warum nicht selbst zu diesem späten Zeitpunkt
einfach die Lehre seines Vorgängers wiederholen, wie die Kurie es wünschte?
     
    An der Basis ereignete sich
eine stille und nachhaltige Revolution wie noch nie in der Geschichte des
Katholizismus. Viele Laien begannen, ermutigt von ihren Priestern, für sich
selbst zu denken. Sie nahmen an, daß es für das endlose Zögern des Papstes
keine andere Erklärung gab als Zweifel; inzwischen waren sie selbst zu Schlüssen
gekommen. Die Knaus-Ogino-Methode — bekannt als Vatikanisches Roulette — war
lästig und wirklich künstlich. Sie warf selbst die Berechnungen
fortgeschrittener Mathematiker mit der Hilfe von Computern über den Haufen, was
zu gewissen Witzeleien führte: »Die sicheren Tage sind nur erlaubt, weil der
Papst weiß, daß sie nicht sicher sind« und: »Die einzig sicheren Tage sind bei
manchen Frauen im Alter von sechzig bis neunzig Jahren.«
    Vom medizinischen Standpunkt
aus funktionierte die Methode am besten bei denen, die sie am wenigsten
brauchten. Es ist relativ einfach für ein alleinstehendes Mädchen, ihre
unfruchtbaren Tage herauszufinden. Einer Frau mit Familie ist es praktisch
unmöglich. Sie springt wahrscheinlich nachts aus dem Bett, um bei ihren Kindern
zu sein; sie wird deren Infektionen bekommen, was ihre Temperatur erhöht und
ihre Berechnungen durcheinanderbringt. Auch in der Stillzeit ist die Methode
nutzlos, wenn die Menstruation aufhört, aber trotzdem eine Empfängnis möglich
ist. Schließlich ist die Knaus-Ogino-Methode nutzlos, wenn eine Frau sich der
Menopause nähert und ihre Zyklen hoffnungslos unregelmäßig werden.
    Das fehlende Vertrauen kann zu
neuen Ängsten führen, selbst zu Bitterkeit und Auflehnung, wenn die Methode
trotz aller Vorsicht versagt. Einige Frauen finden sie so künstlich, so
hinderlich für echte Liebe, daß sie totale Enthaltsamkeit vorziehen. Einige
frohlocken über eine Fehlgeburt, wenn die Methode versagt und sie schwanger
werden. Solcherart sind die merkwürdigen Folgen der »natürlichen«
Empfängnisverhütung.
    Für Frauen, die eine
Schwangerschaft um jeden Preis vermeiden müssen — aufgrund von Krankheit in der
Familie, bei sich selbst, ihren Männern oder einem behinderten Kind —, wird die
Knaus-Ogino-Methode zum Alptraum. Dies geschieht, wenn sie in einem Monat zwei
Eisprünge haben oder jahrelang keine Menstruation hatten, weil sie nach
Niederkunft und Stillzeit immer wieder schwanger wurden.
    Wie können diese Frauen ihren
Priestern erklären, daß die Ehe selbst, auch wenn der Geschlechtsverkehr an den
sicheren Tagen natürlich sein sollte, hoffnungslos unnatürlich ist? Viele
Eheleute begannen sich schon in den frühen 1960er Jahren diese Frage zu
stellen. Ist es richtig, den Klerus in seiner Ignoranz und Arroganz zu
belassen? Ignoranz über die vielen Facetten der Geschlechtlichkeit und das
Chaos der Kinder, und Arroganz, die sie überzeugt, Ignoranz sei die beste
Grundlage, um über Ehe zu predigen. Wie eine Frau in The Experience of
Marriage (1964) schrieb: »Warum haben Kleriker so wenig Mitgefühl mit den
Problemen von Eltern? Wahrscheinlich, weil sie nicht

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