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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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verheiratet sind....
Vielleicht gründen Ordensleute viele ihrer Vorstellungen vom Familienleben auf
Erinnerungen an ihre Familien, in denen sie als Kinder lebten, nicht als
Erwachsene, die sich um die Probleme Sorgen machen mußten. Die Verantwortung
der Elternschaft muß man leben, um sie völlig zu verstehen.« In den Jahren
direkt nach Vaticanum II erwarteten viele Paare einen Wandel und trafen ihre
eigenen Entscheidungen. Sie riskierten nicht, ihre Familien zu überlasten oder
sich voneinander zu entfremden, indem sie ihre Liebe nicht ausdrückten, oder
sich ihre Liebe vom Kalender diktieren zu lassen. Enthaltsamkeit vor der Ehe
war eine Sache; Enthaltsamkeit in der Ehe eine ganz andere. Wie sollten sie
Priestern erklären, daß Sex nicht rohe Begierde war, sondern Ausdruck der
Liebe, manchmal entscheidend in einer Familienkrise oder als Mittel der
Versöhnung nach einer Auseinandersetzung? Sich zu enthalten, als wären sie
Ehelose, würde die physische Grundlage der Ehe untergraben und ihnen ein
grundlegendes Recht rauben. Die Anwendung von Verhütungsmitteln war kaum
»unnatürlicher« als eine Ehe ohne Sex oder mit von Ängsten ruiniertem Sex. Wenn
Kleriker glaubten, es sei »natürlich«, daß junge, verliebte Paare jahrelang
zusammen schliefen, ohne ihre Liebe voll auszudrücken, dann sollten sie es
einmal versuchen.
    Eine Generation von Eheleuten
erhob sich als eine Art trennende Schwelle zwischen den Katholiken vor und nach
der Einsetzung der Kommission für Geburtenkontrolle. Selbst konservative
Kleriker neigen dazu, Papst Paul die Schuld für das Chaos in der Kirche seit
Vaticanum II zuzuweisen. Angesichts seiner Versuche, dem Konzil Casti
connubii aufzuzwingen, ist es unumgänglich, seine Worte so zu nehmen, wie
er sie sagte. Er hat die »traditionelle« Lehre zur Empfängnisverhütung
persönlich nie angezweifelt. Alle Barrieremethoden waren in sich unrecht. Es
konnte therapeutische Gründe geben, die Pille zu nehmen—etwa, um den
Monatszyklus zu regulieren —, aber keine Rechtfertigung dafür, sie als
Verhütungsmittel anzuwenden, Vielleicht hoffte er, die Kommission würde ihn
hierin unterstützen, ihn mit soliden »naturrechtlichen« Argumenten versorgen,
die alle Menschen guten Willens akzeptieren konnten. Doch seine Hoffnungen
zerschlugen sich.
    Eine überwältigende Mehrheit
der Kommission stellte sich gegen ihn. Ihre vier konservativen Theologen gaben
zu, daß sie die alte Haltung nicht allein aufgrund der Vernunft oder des
Naturrechts rechtfertigen konnten. Sie brauchte die Unterstützung von Autorität
und Offenbarung.
    Kurz — nach mehreren Jahren des
Forschens durch dies gelehrte Gremium fand sich der Papst weit hinter seinen
Ausgangspunkt zurückgefallen. Es gab ihm nicht nur keine Unterstützung, sondern
seine konservativen Mitglieder sagten, es gebe keine überzeugenden Argumente,
auf denen sich das traditionelle Verbot gründete.
    Ottaviani weigerte sich, Paul
den Bericht der Mehrheit vorzulegen, obwohl er Vorsitzender der ganzen
Kommission war. Die vier unerschütterlichen Theologen gaben dem Papst eine
private Zusammenfassung.
     
     
    Die beiden Berichte
     
    Nach dem Mehrheitsbericht ist
es eine »Entwicklung« katholischer Lehre im Licht
veränderter Umstände, zu sagen, daß Empfängnisverhütung nicht immer unrecht
ist. Da die traditionelle Lehre war, daß Empfängnisverhütung in sich unrecht
sei und keine Umstände dies wesentliche Unrecht ändern können, war es sehr viel
verlangt von einem unentschlossenen Papst, den Inhalt des Berichts zu
akzeptieren.
    Auch die Art, wie er in eine
personalistische Philosophie eingebettet war, machte die Annahme des Berichts
unwahrscheinlich. Er sprach vom »Prinzip der Ganzheit«. Die sexuelle Fähigkeit
dürfe nicht als Person gesehen werden; sie sei Teil einer Person. Und die
Person sei in der Ehe Teil eines Paares und einer Familie. Daraus folgt, daß
man die Moral des Geschlechtsverkehrs nicht erfaßt, indem man die Funktion
einer Fähigkeit untersucht, auch nicht auf der Basis isolierter
Geschlechtsakte. Die Ehe muß als Ganzheit betrachtet werden. Es ist die Ehe als
solche, die mit Gottes Gesetz übereinstimmt oder nicht, d. h. fruchtbar ist
oder nicht. Die Mehrheit bezieht sich auch auf die Lehre des Konzils, daß Paare
das Recht haben, selbst im Angesicht Gottes zu entscheiden, wie viele Kinder
sie haben sollten. Verantwortete Elternschaft war eine Vorbedingung ehelicher
Keuschheit. Doch wie ist solche Elternschaft heute zu

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