Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
Vom Netzwerk:
[katholische] Kirche irre, wenn sie lehrt,...
daß der Bund der Ehe nicht gelöst werden kann, so sei er Anathema.« Das ließ
die Möglichkeit offen, daß die Kirche diese Position irgendwann einmal
überprüfte. Seit dem Tridentinum ist dies nicht geschehen. Die Tür ist nicht
geschlossen worden.
    B
    ibelwissenschaftler haben
kürzlich nahegelegt, die Kirchen von Ost und West gingen die Schrifttexte auf
die falsche Weise an. Jesus werde vor allem als Gesetzgeber gesehen, etwa wie
Mose. Tatsächlich wurde er als Kirchenrechtler gesehen, dem es darum ging,
präzise Kriterien für gültige Ehen und Scheidungen festzulegen. Deshalb hat die
Kirche im Lauf der Jahrhunderte diesen Teil der Bergpredigt zu einem rechtlichen
Dokument verfälscht. Seither haben Kirchenrechtler an Details genagt wie ein
Hund an einem Knochen. Was sind die Bedingungen für eine rechtmäßig gültige
Ehe? Was sind gültige Gründe für Dispense von Ehehindernissen wie
Blutsverwandtschaft, Mischehe oder Ehe mit Ungetauften? Und so fort. Natürlich
gehört die Ehe zum Recht der Kirche, und da die Gesellschaft sich ändert, muß
sie mit manchmal komplexer Gesetzgebung reagieren. Der Fehler lag in dem
Gedanken, daß die Bergpredigt irgend etwas mit derlei Dingen zu tun hätte.
    Jesus stellte seinen Jüngern
das Ideal der Ehe vor Augen. Es ist höchst unwahrscheinlich, daß er irgendeine
bestimmte Ausnahme im Sinn hatte, ob nun Verlassen oder Untreue. Doch es ist
eine Sache, ein Ideal der Ehe darzustellen, und eine andere, Scheidungsgesetze
von fast talmudischer Komplexität festzulegen. Der Kontext der Rede Jesu macht
das deutlich. Direkt vor den Worten zur Ehe sagte Jesus in der Bergpredigt:
»Wenn dich deine rechte Hand zum Abfall verführt, so hau sie ab und wirf sie
von dir. Es ist besser für dich, daß eins deiner Glieder verderbe und nicht der
ganze Leib in die Hölle fahre (Mt. 5,30).« Einer der griechischen Kirchenväter,
Origenes, gehorchte aufs Wort und schnitt sein schuldiges Glied ab; es war
nicht die Hand. Dies war eine persönliche Tragödie, denn Origenes, der in
mystischen Auslegungen überragend war, nahm fast nichts sonst in der Bibel
wörtlich.
    Die Kirche mißbilligte
Origenes’ Anwendung des Messers, weil sie fürchtete, sie könnte Schule machen.
Jesus wollte nicht, daß einer, der ihm nachfolgte, sich die Hand oder sonst
etwas abschnitt. Anders war es, wenn Päpste, Kirchenväter und Theologen sich
das Höllenfeuer vornahmen, das niemals ausgeht. Dies, sagten sie, müsse man
wörtlich nehmen. Das war ein schlimmerer Fehler als der des Origenes. Er führte
sie über etliche Jahrhunderte hin zu Fragen wie dieser: Welche Art Feuer kann
endlos brennen und nie ausgehen? Welche Art Körper haben die Toten bei der
Auferstehung, daß sie für immer brennen können? Und wie kann ein Mensch den
Schmerz des Brennens fühlen, bevor sein Leib am Jüngsten Tag aufersteht? Auch
unbeantwortbare ethische Fragen gab es. Wie kann man für eine in der Zeit
geschehene Handlung eine Bestrafung in Ewigkeit rechtfertigen? Gott ist
unendlich, argumentierten sie oberflächlich, also ist auch eine Sünde gegen ihn
unendlich. Es kamen psychologische Fragen auf. Wie können Eltern im Himmel
frohlocken, wenn sie wissen, daß ihre Söhne und Töchter in der Hölle braten?
Wir haben gesehen, daß die Kirche über den größten Teil der christlichen
Geschichte hin ungetaufte Neugeborene zum ewigen Feuer verurteilte — als Gottes
gerechtes Urteil über sie. Dies schmälert mysteriöserweise nicht die Seligkeit
der Eltern, wenn sie ins Paradies kommen. Wie ist das möglich? Und wieder
machten sich die Theologen an ein vergebliches Unterfangen.
    Für moderne Exegeten ist die
Antwort einfach. Jesus sprach nicht wortwörtlich über »ewige Flammen«. Er bezog
sich auf das Begräbnistal Gehenna außerhalb von Jerusalem. Es rauchte Tag und
Nacht von den verbrannten Abfällen der Stadt und den Leichen gekreuzigter
Verbrecher. Eine wörtliche Deutung trivialisiert seine Aussage. Dasselbe gilt
für seine Lehre zur Ehe. Er sprach prophetisch.
    Er hält die Ehe als lebenslange
Bindung zwischen einem Mann und einer Frau hoch. Gegen diese Bindung zu
sündigen, ist Ehebruch. Dies ernst nehmen ist nicht dasselbe wie es wörtlich
nehmen, wie es die Kirche leider oft getan hat. Es brachte Kirchenrechtler
dazu, sich sinnlos im Kreise zu drehen, genau wie die Theologen das über Hölle
und Höllenfeuer taten. Ein Ideal kennt keine Ausnahmen, und Jesus drückte ein
Ideal

Weitere Kostenlose Bücher