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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Dispens automatisch erteilt, wenn die Frau über
vierundzwanzig ist (superadulta ). Oder der katholische Partner ist fest
entschlossen, auf jeden Fall zu heiraten, wenn nicht in der Kirche, dann
außerhalb, in einer zivilen Zeremonie. Ein herrliches Beispiel für den Lohn des
Ungehorsams. Seit 1970 werden nicht einmal mehr schriftliche Garantien
gefordert; das Wort des Katholiken oder der Katholikin, sein oder ihr Bestes
für künftige Kinder zu tun, reicht aus. Manchmal darf ein Katholik in einer
Mischehe sogar von einem protestantischen Geistlichen getraut werden. Hier hat
sich die Kirche um 180 Grad gedreht, wie es scheint.
    Die Päpste schienen zu hoffen,
eine gleichbleibende Sprache — so heftig wie die der Kirchenväter—würde die
Tatsache verschleiern, daß sich etwas geändert hatte. Diese Änderungen sind so
weitreichend, daß jeder heute auferstandene Kirchenvater denken würde, der
Satan hätte obsiegt und Mutter Kirche sei dem Heidentum anheimgefallen.
    Die Lehre zu Mischehen lehrt
uns dies: Wenn die katholische Kirche sich radikal wandelt, sagt sie,
unveränderte Prinzipien würden mit Milde auf veränderte Umstände angewandt;
wenn sie sich dem Wandel verweigert — wie bis heute im Zusammenhang mit
Empfängnisverhütung und Scheidung für Christen —, sagt sie, ihre unwandelbaren
Prinzipien gestatteten unter keinen Umständen eine Änderung. Ein früher Christ
hätte jeden Wandel aus jedem Grund in Fragen der Empfängnisverhütung, Mischehe
oder Scheidung gleichermaßen unglaubhaft gefunden. Bei Mischehen hat die Kirche
sich gewandelt. Wie sieht es damit bei der Scheidung aus?
     
     
    Päpstliche Scheidung nicht
vollzogener Ehen
     
    Mitte des zwölften Jahrhunderts
legte der englische Bischof von Exeter Papst Alexander
einen kniffligen Fall vor. Ein Adliger in seiner Diözese hatte bei seiner Verlobung
einen Eid abgelegt, seine Braut zu heiraten. Doch vor der Heirat erfuhr er eine
Berufung zum Ordensleben. Es kam zu einem Konflikt zwischen seinem Eid zu
heiraten, und seiner göttlichen Berufung, Gott als Mönch zu dienen. Alexander
war der führende Rechtsexperte seiner Zeit. Seine Lösung hatte keinen
Präzedenzfall und keine Logik, und sie löste eine kirchenrechtliche
Schnitzeljagd aus, die noch anhält. Viele verrückte Schnitzeljäger haben sich
daran beteiligt. Dem Papst zufolge mußte der Edelmann seinen Schwur halten und
seine Braut heiraten. Sofort nach der Trauung sollte er sie ohne jede
fleischliche Vereinigung verlassen und ins Kloster gehen. Seine Entscheidung
war von Geschichten über Heilige beeinflußt — Männern und Frauen mit einer
krankhaften Angst vor der Sexualität —, die ihre Angetrauten in der
Hochzeitsnacht verlassen hatten.
    Nur ein extremer Eheloser,
durchdrungen von einer ehefeindlichen Tradition, hätte sich ein so gemeines
Spielchen ausdenken können. Die Ehe des Edelmannes, sagte Alexander, wäre
gültig, denn nach Gratian sei es die Zustimmung, nicht die Paarung, die die Ehe
gründe. Waren Maria und Joseph nicht verheiratet, obwohl ihr Bund jungfräulich
war? Ihr jungfräulicher Bund war überdies nicht nur eine echte Ehe, sondern die
ideale Ehe. Der Edelmann aus Exeter konnte, nachdem er seine Hochzeit
durchgezogen hatte, seine nicht vollzogene Ehe lösen, indem er Mönch wurde. Das
war ein reichlich leichtfertiger Umgang mit dem großen Sakrament Christi und
Seiner Braut, der Kirche. Und wo war die Gerechtigkeit gegenüber der Braut?
Ihre ehelichen Rechte, ihre Ehre und die ihrer Familie wurden völlig ignoriert.
Seine Heiligkeit achtete nicht auf die Worte des hl. Paulus: »Der Mann ist
nicht Herr seines Leibes, sondern die Frau.« Die Kirchenrechtler fragten nun:
Wie konnte die einseitige Entscheidung des Mannes die Ehe lösen? In seinem
Dekret Commissum antwortete Alexander, dies sei ein Sonderfall. Das Gut
des Ordenslebens hatte Vorrang vor dem geringeren Gut der Ehe, Ordensgelübde
annullierten die Ehegelübde. Päpste behaupten, sie könnten die Bibel auslegen.
Hatte Jesus wirklich diese Ausnahme im Sinn, als er sagte: »Was Gott verbunden
hat, soll kein Mensch trennen«? Hätte der hl. Augustinus zugestimmt, daß die
Zwecke der Ehe — Nachkommen, Unauflöslichkeit, Treue — von Seiner Heiligkeit
gewahrt wurden, der einem Ehemann erlaubte, sofort nach der Trauung das Weite
zu suchen? Weiter: Bedeutete die Entscheidung des Papstes nicht, daß die ideale
Ehe, die Ehe zwischen jungfräulichen Menschen wie Maria und Joseph, die einzig
auflösbare Art Ehe

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