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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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der
Scheidung, Isaak und Rebekka ganz einfach. Dieser verwunderliche Fall wurde
klugerweise vierzig Jahre lang unter Verschluß gehalten.
     
    1917 wurden die drei
Missionsdokumente von Paul III., Pius V. und Gregor XIII. als Anhang zum neuen
Kodex des Kirchenrechts gedruckt. Diese einst privaten Ausnahmen, gewährt
angesichts einer Notsituation in der Neuen Welt, wurden plötzlich Teil des
allgemeinen Kirchenrechts. Die Kirchenrechtler fanden Möglichkeiten in ihnen,
die sie sich zuvor nicht hatten träumen lassen. Konnte zum Beispiel der Papst
nicht sogar die Ehe zweier Nichtkatholiken, etwa einer Protestantin und eines
Juden auflösen?
    Aus heiterem Himmel löste der
Papst tatsächlich eine Ehe zwischen einer Protestantin und einem Juden auf. Die
Protestantin war schon getauft, als sie heiratete, also kam eine Berufung auf
das Paulinische Privileg nicht in Frage. Sie wollte katholisch werden und einen
Katholiken heiraten. In einer historischen Entscheidung löste Papst Pius XI.
ihre erste Ehe im April 1924 auf. Da er schon einmal dabei war, löste er drei
Monate später die Ehe zwischen einer Protestantin und einem Heiden auf. Es war
der dritte Fall, der am meisten Aufsehen erregte.
    1922 wandte sich Gerard G.
Marsh, ungetauft, an den Bischof von Helena, Montana, John P. Carroll. Drei
Jahre zuvor hatte er eine Anglikanerin geheiratet. Ihre Ehe war beim
Scheidungsrichter geendet, und seine frühere Frau hatte wieder geheiratet.
Marsh verliebte sich in eine Katholikin mit dem Tennessee-Williams-typischen
Namen Lulu La Hood, und äußerte den Wunsch, zu konvertieren. Bischof Carroll,
der im Kirchenrecht nicht auf dem neuesten Stand war, wandte sich an Rom, um zu
sehen, ob Marshs erste Ehe wegen Verschiedenheit der Religion annulliert werden
konnte. Der neue Kodex von 1917 sagte deutlich, daß es in diesem Fall keinen
Annullierungsgrund mehr gab. Das Heilige Offizium ignorierte die Argumentation
in der Einlassung des Bischofs und machte sie zu einem Antrag an den Papst, die
Ehe um des Glaubens willen aufzulösen. Am 6. November 1924 gewährte Pius XI.
Marsh die Scheidung. In dem Schriftsatz wurde nicht erwähnt, daß sie von Marshs
Konversion zum Katholizismus abhinge. Zum Erstaunen der Kirchenrechtler hatte
der Papst die erste Ehe einfach getrennt. Eine gültige, bindende, unauflösliche
Ehe war schlicht durch das Wort Pius’ XI. gelöst.
    Vier Jahre später, in der Zeit
der Lateranischen Verträge, verlangte derselbe Papst von Mussolini das
Versprechen, daß zivilrechtliche Scheidung in Italien verboten sein würde. Im
Jahr danach wurde Casti connubii veröffentlicht, worin Pius XI. nicht
nur Empfängnisverhütung verurteilte, sondern auch gegen Scheidung wetterte.
     
    Die
Vertreter des Neuheidentums von heute... fahren fort, durch Gesetzgebung die Unauflöslichkeit
des ehelichen Bundes anzugreifen, und verkünden, die Rechtmäßigkeit der
Scheidung müsse anerkannt werden und die antiquierten Gesetze sollten einer
neuen, humaneren Gesetzgebung weichen.... All diesen leichtfertigen Meinungen
steht das unveränderte Gesetz Gottes gegenüber, das Christus vollkommen
bestätigt hat..... Was Gott verbunden hat, soll kein Mensch trennen.... Diese
Worte beziehen sich auf jede Art Ehe, selbst solche, die nur natürlich und
legitim sind; denn... die Unauflöslichkeit, durch die das Lösen des Bundes ein
für allemal dem Belieben der Partner und jeder weltlichen Macht entzogen ist,
ist eine Eigenschaft jeder echten Ehe.
     
    Dies von einem Mann, der selbst
im Scheidungsgeschäft war. Seine Arroganz steht nicht hinter der
mittelalterlicher Päpste wie Gregor VII. oder Bonifaz VIII. zurück. Niemand auf
Erden kann selbst die unerträglichste Ehe trennen. Doch der Papst kann es, denn
er, hoch erhaben über alle weltlichen Regierungen, der einzige Mann auf der
Welt, dem Gott in einer so heiklen Sache trauen kann, handelt an Gottes Stelle
und für das Wohl der Kirche Gottes.
    Dieser Papst, der sich jede
Macht absprach, die »Tradition« zur Geburtenkontrolle zu ändern, hatte eine
radikale Veränderung in der Natur der Ehe und der Scheidung bewirkt. Der Kodex
kam 1917 heraus. Innerhalb von vier Jahren ging er weit über den Kodex hinaus
und löste im Angesicht einer völlig unvorbereiteten Welt vollzogene Ehen
zwischen Christen und Nichtchristen auf. Kein Theologe hatte ihn darum gebeten.
Seit zweihundert Jahren verneinte das Heilige Offizium unerschüttert, daß der
Papst es könne. Pius XI. — war es Herzensgüte, war es der

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