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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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zu Häuptlingen mit mehreren Frauen befragt und antwortete, wenn der
Häuptling sich nicht erinnern könne, welche Frau zuerst gekommen sei, könne er
sich die aussuchen, die er mochte. Seine Entscheidung half Indianern mit
schlechtem Gedächtnis. Dreißig Jahre später sagte Pius V., ein Häuptling mit
mehreren Frauen dürfe sich die Frau aussuchen, die mit ihm getauft worden sei,
auch wenn sie nicht die erste war. Pius sicherte sich ab, indem er beharrte,
wenn die erste Frau ohne große Schwierigkeit auffindbar sei, müsse der
Häuptling mit ihr verheiratet bleiben.
    Dann kam Gregor XIII., der im
Jahr 1585 die päpstliche Autorität über die Ehe auf bemerkenswerte Art
erweiterte. Er gab bekehrten Sklaven eine Blankoerlaubnis zur
Wiederverheiratung. Ihre ursprünglichen Ehen waren echt, aber nach der Taufe
des Sklaven nicht bekräftigt und deshalb nicht unter allen Umständen
unauflöslich. Er als Papst war Richter darüber, welche Umstände eine Scheidung
gestatteten. Diese Macht delegierte er großzügig an Bischöfe und Priester.
    Das war ein Riesenschritt
vorwärts. Er bedeutete, daß die Päpste sich imstande fühlten, die Ehe zwischen
einem Gläubigen und einem Ungläubigen aufzulösen. Mit welcher Begründung?
Wahrscheinlich um des Glaubens willen. Es war kein Fall des Paulinischen Privilegs,
bei dem ein Ungläubiger einen Christen verließ. Paulus’ Text wurde auf den Kopf
gestellt. Ein Christ verließ in gewisser Weise einen Ungläubigen. Diese
Autorität, den natürlichen Bund zu lösen, kam nicht von Paulus, deshalb mußte
sie von Christus kommen; und der Papst war Stellvertreter Christi. Einigen
Kirchenrechtlern kam es vor wie Weihnachten. Gierig suchten sie nach weiteren
Fällen, in denen der Papst eine Scheidung gewähren konnte.
    Nach 1585 zog die Kurie
allerdings die Fühler ein. Es war Zeit zum Nachdenken im Vatikan. Sie wurden in
Ruhe gelassen, weil noch keins der drei außergewöhnlichen päpstlichen Dokumente
zur Mission veröffentlicht war. Offenbar wollten die Päpste die Welt nicht
wissen lassen, daß sie hinter den Kulissen eifrig Ehen auflösten, besonders
weil der Staat das nicht erlaubte. Es ist eine der verblüffenden Tatsachen, auf
die man als Historiker von Zeit zu Zeit stößt. Es waren nicht Regierungen,
sondern Päpste, die die Scheidung wieder einführten, nachdem sie über
vierhundert Jahre ungesetzlich gewesen war.
     
    Das Potential für Veränderungen
war nun enorm.
    Am Anfang konzentrierte sich
das Interesse auf Bekehrte, die von ihren heidnischen Partnern verlassen
wurden: das Paulinische Privileg. In der Missionszeit löste Gregor XIII.
insgeheim Ehen zwischen Heiden und neubekehrten Christen. Was war mit Christen,
die von ihren heidnischen Partnern verlassen wurden? Rom sprach ein
ohrenbetäubendes Nein. Amerikas erster großer Moraltheologe, Francis P.
Kenrick, später Erzbischof von Baltimore in der Mitte des neunzehnten
Jahrhunderts, ließ sich nicht beirren. Er glaubte, ein Christ, der einen Heiden
geheiratet hatte und verlassen wurde, dürfe wieder heiraten. Niemand teilte
seine Meinung. Auf Anfragen sagte das Heilige Offizium stets: Wenn ein Christ
mit kirchlichem Dispens einen Heiden heiratet, ist die Ehe unauflöslich.
    Als jedoch das neunzehnte
Jahrhundert voranschritt, begannen die geheimen Dekrete von Paul III., Pius V.
und Gregor XIII. durchzusickern. Den Kirchenrechtlern dämmerte allmählich, was
die Päpste die ganze Zeit betrieben hatten. Wenn sie Macht hatten, nicht
vollzogene Ehen und Ehen zwischen Heiden und neubekehrten Christen aufzulösen,
wo endete dann die Macht der Päpste?
     
     
    Von modernen Päpsten gewährte
Scheidungen
     
    Leo XIII. prangerte die
Scheidung oft an. Siesei, sagte er, geboren »aus der
pervertierten Moral eines Volkes und führt... zu schlimmen Gewohnheiten im
öffentlichen und privaten Leben.... Ist Scheidung einmal erlaubt, wird es keine
ausreichenden Mittel geben, um sie in Grenzen zu halten.« Dies macht eine
Entscheidung, die er 1894 traf, schwer verständlich. Sie wurde in den
offiziellen Acta, den Protokollen des Apostolischen Stuhls, nie
veröffentlicht. Der Fall war folgender:
    Zwei Juden, Isaak und Rebekka,
heirateten und ließen sich scheiden. Rebekka wurde Katholikin, Isaak heiratete
in zivilrechtlicher Trauung eine Katholikin namens Antonia. Als nächstes wollte
Isaak katholisch werden, um seine Verbindung mit Antonia in den Augen ihrer
Kirche zu legalisieren. Am 23. Mai 1894 schied Leo XIII., strikter Gegner

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