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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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und
amerikanischen Sklaven auflöste. Noch einmal dreieinhalb Jahrhunderte
vergingen, bis diese Macht zur Auflösung von Ehen 1917 in den Kodex des
Kirchenrechts Eingang fand. Dreißig Jahre danach führte der Bischof von Fresno
seinen eigenen Feldzug, um die Bandbreite päpstlicher Scheidungen zu erweitern.
Und nur drei Jahre nachdem Cinelli seine Scheidung vom Papst bekam, kam die
letzte Scheidung — oder die vorletzte, je nach dem theologischen Standpunkt.
    Kein Papst hatte je vollkommen
Ungläubige geschieden. 1957 geschah es. Am 12. März jenes Jahres löste Pius
XII. die Ehe zweier Moslems auf. Die Frau hatte nach der zivilrechtlichen
Scheidung das Kind in ihre Obhut genommen. Ihr Mann ging nach Frankreich und
heiratete dort standesamtlich eine Katholikin. Er war ein Konvertit in spe. Das
Heilige Offizium unter der Leitung Kardinal Ottavianis empfahl das Petrinische
Privileg — es ging schneller als das Paulinische. Pius XII. löste die Ehe auf,
ebenso später fünf weitere, an denen kein Christ beteiligt war. Er trat
wirklich in die Fußstapfen Bonifaz’ VIII.
    Johannes XXIII. folgte ihm.
Inzwischen war es klar, daß der Ausdruck »um des Glaubens willen« breit genug
war, um jeden geistlichen Vorteil aus der Scheidung abzudecken.
    Paul VI. nahm sich, als er Humanae
vitae schrieb, Zeit, um am 7. Februar 1964 zwei Chicagoer Juden zu
scheiden. Der Mann hatte sich von seiner Frau scheiden lassen und dann eine
Katholikin geheiratet. Er hatte nicht den Wunsch zu konvertieren, das sagte er
ganz offen. Er wollte einfach das Gewissen seiner neuen Frau beruhigen.
Erzbischof Meyer unterstützte seinen Antrag auf Legitimierung dieser
Verbindung. Die frühe Kirche hätte jede Ehe zwischen Katholiken und Juden als
Verbrechen und Gotteslästerung bezeichnet, und als zweite Ehe erst recht. Doch
Paul VI. ließ sich von Mitleid rühren. Er zeigte der Katholikin ein Mitgefühl,
das er nicht mit gutem Gewissen auf die Millionen ausdehnen konnte, die unter
dem Verbot der Empfängnisverhütung litten. Daß er mit der Zustimmung zu dieser
Scheidung hundert Päpsten widersprach, machte ihm nichts aus. Wenn Pius XII.
sagte, es sei richtig, war es für ihn richtig. Wieder wählte er sorgsam die
Päpste, mit denen er übereinstimmte.
     
    Durch all diese Veränderungen,
wobei die jüngste die folgenreichste war, paßte sich die Kirche neuen
Situationen an. Man mußte etwas tun für die Bekehrten in der Neuen Welt, die in
dem Christentum fremden Gesellschaftsstrukturen aufgewachsen waren, und sie tat
etwas. In der Moderne paßte sie sich der Tatsache weitverbreiteter
zivilrechtlicher Scheidung an, indem sie ihrerseits und zu ihren eigenen
Bedingungen Scheidungen gewährte, gewöhnlich in der Form »Mit Speck fängt man
Konvertiten« oder Trost für ihre katholischen Partner. Diese Praktiken führten
zu der Frage: Warum ist die Kirche nicht ehrlicher und konsistenter? Wenn sie
die Lehre Jesu nach wie vor wörtlich nimmt, warum besteht sie nicht darauf, daß
zuvor verheiratete Konvertiten in spe ehelos bleiben, etwa wie verlassene katholische
Partner einer christlichen und vollzogenen Ehe? Oder andersherum gefragt: Warum
bestrafte sie nur als Katholiken Geborene?
    Da sie die Bergpredigt weiter
als ein Stück Gesetzgebung behandelt, pfuscht die Kirche an einem Problem von
alarmierender Tragweite nur herum. Sie wahrt den Schein, sie sei ganz gegen die
Auflösung der Ehe, sie werde sie unter keinen Umständen dulden, die Regierungen
täten etwas unsagbar Böses, wenn sie Scheidung zuließen. Gleichzeitig bastelt
sie weiter an ihren »Regeln«, in dem erfolglosen Versuch, mit der weltlichen
Gesellschaft Schritt zu halten.
    Weil sie es versäumt hat,
vernünftige Gesetze zu verabschieden, weil sie jede Scheidung zu einer
»Vergünstigung«, noch schlimmer, zur Vergünstigung von einem Mann macht, hat
sie eine besondere Art kurialer Anwälte hervorgebracht: gute Köpfe mit
trivialer Beschäftigung. Sie bei der Arbeit zu beobachten ist wie Aalen beim
Ringen zuzusehen. Sie haben durchaus kein Vorurteil zugunsten der Mächtigen und
Reichen, wie oft behauptet wird — sie sind überhaupt nicht wirklich an Menschen
interessiert. Prinzipien und ihre Anwendung sind ihr Anliegen. Es ist nicht
ihre Schuld, daß ihre Arbeit oft grotesk ist.
    Sie müssen vielleicht die
Aussagen von Zeugen lesen, die angeben, sich mit engelgleicher Klarheit an
Ereignisse zu erinnern, die dreißig Jahre zurückliegen. Das Gedächtnis von
Zeugen reift mit den Jahren wie

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