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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Bürgerrechte,
einschließlich der Religionsfreiheit und der Pressefreiheit. Es heißt nicht den
Aufstand schüren, wenn man nahelegt, daß angesichts dieser Geschichte
sofortiger Gehorsam der Laien gegenüber einer Institution von Ehelosen in
Fragen der Sexualität unvorsichtig wäre.
    Seit Vaticanum I scheint der
Hauptfehler des Papsttums zu sein, daß es Naturrecht predigt statt der
Bergpredigt. Oder vielmehr, daß die Päpste die Bergpredigt im Licht ihrer
eigenen Theorie vom Naturrecht ausgelegt haben. Dies Naturrecht erweist sich in
der Sexualität und verwandten Bereichen als rein biologisch. Die Päpste haben
durchaus untraditionell ein einziges biologisches Kriterium für die Richtigkeit
sexuellen Tuns akzeptiert. Im Geschlechtsverkehr muß Penetration und Insemination
der Ehefrau durch ihren Mann geschehen. Jede Handlung gegen dieses Kriterium
ist »unnatürlich« und Todsünde. Wenn eine Eizelle von männlichem Samen
befruchtet ist, ist sie ein Mensch mit allen absoluten und unveräußerlichen
Rechten eines Menschen.
    Von diesen simplen biologischen
Prinzipien, verstanden als »das moralische Gesetz« der Sexualität, wird eine
ganze Reihe »natürlicher Gesetze« abgeleitet. Diese Gesetze werden unerbittlich
jedem aufgezwungen. Umstände, individuelle Verschiedenheiten, all jene Dinge,
die in die Überlegung eines Menschen hineinspielen, wenn er zu entscheiden
versucht, was für ihn gut und böse ist, zählen nicht. Der Papst hat durch seine
Auslegung des Naturrechts für jeden Einzelnen entschieden, was er oder sie tun
muß oder nicht tun darf, jetzt und in Ewigkeit. Der Einzelne hat kein Recht,
sich selbst eine Meinung zu bilden; der Papst hat sich für ihn eine Meinung
gebildet. Die große Herausforderung der Bergpredigt ist institutionalisiert
worden; ethische Bürokraten, Moraltheologen genannt, deuten den Willen Christi
für den Einzelnen. Diese Bürokraten setzen die Einzelheiten des Verhaltens mit
rabbinischer Komplexität fest, doch immer in Übereinstimmung mit den großen
biologischen Mustern, die das Papsttum vorgegeben hat.
    Auf der Grundlage sehr weniger
Prinzipien wird den Katholiken eine ganze Gesetzgebung aufgezwungen. Jedesmal,
wenn es eine medizinische Neuentdeckung gibt, schauen die Päpste schlicht noch
einmal ihre biologischen Kriterien für moralische Richtigkeit nach und entscheiden
unverzüglich, was gut und böse ist. Dies sind keine Bagatellen; Zuwiderhandlung
gegen päpstliche Anordnungen ist Todsünde. Ihren eigenen Kriterien zufolge
werfen die Päpste den meisten Katholiken Todsünde vor, weil sie
empfängnisverhütende Mittel benutzen, und weiteren Millionen, weil sie durch
Wiederheirat nach einer Scheidung in Sünde leben. Todsünde heißt Trennung von
Christus. Die Katholiken dürfen sich Christus nicht in der Kommunion nähern,
bis sie sich vornehmen, ihr Leben zu ändern. Sie müssen aufhören, die Pille
oder Kondome zu nehmen, aufhören, mit ihrem zweiten Ehepartner zu schlafen, und
Versöhnung mit der Kirche suchen. Erst dann wird die Kirche ihnen erlauben, in
der Heiligen Kommunion zu Christus, ihrem Erlöser, zu kommen. Dies ist eine
kuriose Folge katholischer Moral: Ein Mensch darf nicht mit Christus
Gemeinschaft haben, solange er Sünder ist, erst nachdem er bereit ist, die
Regeln der Kirche einzuhalten. Die Kirche sagt natürlich, die Regeln habe nicht
sie gemacht, sondern Gott. Sie hat genau das gleiche gesagt, um in der
Vergangenheit ihre Verfolgungen zu rechtfertigen. Die Verfolgungen der
Gegenwart sind zwar unblutig, aber kaum weniger tragisch. Ganze Gruppen von
Menschen zu zwingen, mit dem Gefühl der Sünde und der Bedrohung ewiger
Verdammnis zu leben, ist sehr grausam.
    Die entscheidende Frage muß
lauten: Hat das Papsttum Jesus in seiner Bergpredigt richtig verstanden? Kann
zum Beispiel sein Ideal der Ehe die harte Behandlung der Geschiedenen durch die
Kirche rechtfertigen? Sind die Seligpreisungen reduzierbar auf starre Befehle,
welche Päpste von biologischen Gesetzen abgeleitet haben? Alle Umfragen legen
nahe, daß die Katholiken nicht mehr glauben, selbst wenn sie es früher geglaubt
haben, daß der Papst weiß, was für sie gut und böse ist.
    Was ist dann die Rolle der
Päpste? Eine bedenkenswerte Antwort ist diese: Wenn sie wirklich dem Titel
Stellvertreter Christi gerecht werden wollen, sollten sie wie Christus die
Herausforderung des Evangeliums darlegen, ohne Zusätze oder Mehrdeutigkeiten.
Das Gesetz des Evangeliums ist ein Gesetz der Liebe, und

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