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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Situation berechtigt, den anderen
nicht auf das Floß zu lassen, sogar wenn sie Gewalt anwenden muß. Der Fall des
Kindes im Mutterleib, das das Leben der Mutter gefährdet, scheint noch leichter
zu lösen. Wie die Person im Wasser hat das Kind ein Recht auf Leben. Aber
Rechte sind nie absolut; sie sind Umstanden unterworfen. Traurigerweise — denn
dies ist ein trauriges moralisches Dilemma — kann das Ungeborene dies Recht
nicht wahrnehmen.
    Die Reduktion der Moral auf ein
starres biologisches Gesetz, das allen Frauen unter allen Umständen auferlegt
ist, hat ihre Nachteile. Wie Callahan in Abortion: Law, Choice and Morality schreibt:
     
    Das
Gute, das es bewirken würde, geht zu Lasten anderer Güter; der Preis für den Schutz
fötalen Lebens ist ein zu hoher. Ein Verständnis der »Heiligkeit des Lebens«,
das fixierte moralische Konsequenzen, starre Hierarchien von Werten und Rechten
und einen rigiden Ausschluß von Erfahrung und sozialen Gegebenheiten bewirkt,
ist eine unhaltbare Position.
     
     
    Sollte Abtreibung strafbar
sein?
     
    Selbst die, die mit dem Papst
sympathisieren und wie er glauben, daß die Gesellschaft
in die Permissivität abgleitet, würden nicht unbedingt zustimmen, daß jede
Abtreibung als Verbrechen gelten sollte.
    Es ist sogar möglich, die
modernen Abtreibungsgesetze so auszulegen, daß sie schlicht den Frauen eine
Entscheidung überlassen, die in erster Linie sie betrifft.
    In den USA war der Jesuit
Robert Drinan einflußreicher Dekan des Boston Law. College und Kongreßabgeordneter.
Er war völlig gegen Abtreibung und zu Anfang auch gegen die Reform des
Abtreibungsgesetzes. Dann kam er 1967 zu dem Schluß, es gebe gute Gründe, das
Abtreibungsgesetz völlig außer Kraft zu setzen. Auf diese Weise, argumentierte
er, würde das Gesetz keinen Unterschied machen zwischen denen, die ein Recht
darauf hatten, geboren zu werden, und denen, die dies Recht nicht hatten. Er
als Jurist hielt dies für eine gefährliche Form der Diskriminierung. In einer
Rede mit dem Titel »Das Recht des Fötus, geboren zu werden« sagte er im
September 1967 vor der Internationalen Konferenz zur Abtreibung in Washington,
DC, er halte es für besser, allen Föten in den ersten sechsundzwanzig Wochen
ihres Daseins den rechtlichen Schutz zu entziehen. Sein Meinungsumschwung
spaltete die katholische Opposition, und schließlich forderte Rom ihn auf, sein
Kongreßmandat niederzulegen. Doch Dinan bewies, daß es selbst
Abtreibungsgegnern vernünftig erschien, die Aufhebung der Abtreibungsgesetze zu
akzeptieren. Tatsächlich verträgt sich eine solche Liberalisierung mit der
heutigen Auffassung von Bürgerrechten. Abtreibung erlauben heißt nicht, sie
gutheißen oder sie in jedem Fall für moralisch richtig erklären. Es ist nur
klüger, daß die Gesellschaft sie zuläßt, als daß sie sie nicht zuläßt. Verbote
haben die Abtreibung nie verhindert und werden sie nie verhindern; sie können
sie nur in den Untergrund drängen. Die Folge wären Hunderttausende gefährlicher
Abtreibungen. Die Alkoholprohibition war schlimm genug; ein Verbot der Abtreibung
wäre eine Katastrophe, besonders im gegenwärtigen sozialen Klima. Wer will
schon, daß Staaten Gesetze verabschieden, deren Einhaltung nicht durchgesetzt
werden kann? Wer will schon, daß Frauen wieder zu Kleiderbügeln, scharfen
Messern, Fleischspießen, Abführmitteln und Giften greifen? Natürlich würde der
Papst nichts davon wollen, doch er scheint bereit, es zu riskieren. Hierin ist
er wahrscheinlich eine kleine Minderheit. Die meisten Menschen würden heute
sagen, es ist zwar schlecht, wenn eine Frau ihr Kind abtreibt, aber noch
schlechter, wenn die Gesellschaft sie zur Fortsetzung einer unerwünschten
Schwangerschaft zwingt.
    Wenn Johannes Paul weiter
fordert, daß Regierungen immer schärfere Abtreibungsgesetze verabschieden,
zeigt das, wie wenig er vom demokratischen Prozeß versteht. Das ist kaum
verwunderlich. Im Polen seiner Jugend und seines frühen Mannesalters war er
totalitären Regimes unterworfen. Deshalb sieht er nicht ein, daß in einer
Demokratie die Regierenden den Wünschen der Wähler entgegenkommen müssen, weil
sie sonst bald nicht mehr regieren werden. Was Abtreibung betrifft, so würde
jede Regierung, die ihre Gesetze aufzuheben versuchte, beim nächstenmal nicht
wiedergewählt.
    Die päpstliche Haltung zur
Abtreibung paßt nicht in unsere Zeit. Schelte in feierlichen Ansprachen, selbst
vor riesigen, ekstatischen Versammlungen von

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