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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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daß der Kaiser, und nur er, die Autorität hatte, religiöse
Versammlungen wie das Konzil von Arles im Jahr 314 einzuberufen. Ein
zeitgenössischer Bischof drückte es so aus: »Die Kirche war Teil des Staates.
Die Kirche war in das Kaiserreich hineingeboren, nicht das Kaiserreich in die
Kirche.« Deshalb diktierte Konstantin und nicht der Bischof von Rom Zeit und Ort
der Kirchensynoden und sogar die Wahlergebnisse. Ohne seine Zustimmung konnten
sie nicht rechtskräftig werden; er allein war Gesetzgeber des Reiches.
    Es ist eine weitere Paradoxie
der Geschichte, daß Konstantin, ein Heide, der Erfinder eines Konzils aller
christlichen Gemeinden war. Nur auf diese Weise, sagte ihm sein Genius, würde
der Glaube der Kirche unanfechtbar und für immer formuliert werden. Kein
Bischof jener Zeit hätte den Bischof von Rom gebeten, heikle Glaubensfragen zu
entscheiden.
    Als er 321 Licinius im Osten
besiegt hatte, rief Konstantin das erste Allgemeine Konzil der Kirche zusammen.
Es trat 325 in Bithynien zusammen, an einem Ort namens Nizäa, was »Sieg«
bedeutet. Es war wahrscheinlich die wichtigste christliche Versammlung der
Geschichte. Der Arianismus, eine Häresie, die den Sohn dem Vater unterordnete,
hatte sich in der ganzen Welt verbreitet. Die Auseinandersetzung war nicht nur
bitter: sie war blutig. Es war gegen die Interessen des Kaisers, daß die
Christen einander bekriegten; sie sollten die stabilisierende Kraft des
Kaiserreiches sein. Zu seinem Entsetzen fand er, daß sie einander wegen der
Heiligen Dreifaltigkeit zerrissen, sobald er sie von der Verfolgung befreit
hatte.
    In Nizäa versammelte der
Gründervater der Konzilien 300 Bischöfe; die Reisekosten hatte er übernommen.
Bis auf ein halbes Dutzend waren alle aus dem Osten. Sylvester, der Bischof von
Rom, war nicht anwesend; er sandte statt dessen zwei Presbyter. Es besteht
nicht der geringste Zweifel daran, daß Sylvester nicht an der Einberufung des
Konzils beteiligt war und keinen Einfluß auf seinen Ablauf hatte. Ein
heidnischer Kaiser hatte es vollkommen unter Kontrolle. Er hielt es in der
großen Halle seines Palastes ab. Dem Geschichtsschreiber Eusebius zufolge war
er groß und schlank, voller Anmut und Majestät. Um seine Gegenwart fühlbar zu
machen, eröffnete er das Konzil »starr vor Purpur, Gold und Edelsteinen« .
    Bald war klar, daß eine
Mehrheit der Bischöfe für die arianische Position war. Konstantin hatte keine
theologischen Präferenzen durchblicken lassen, doch er erhob sich von seinem
goldenen Thron, um die Diskussion zu beenden. Vielleicht wollte er einfach
zeigen, daß er das Sagen hatte. Er trug das vor, was später »die orthodoxe
Sicht« genannt wurde, in der Gottes Sohn »eines Wesens« mit dem Vater ist. Alle
andersdenkenden Bischöfe gaben nach, außer zweien, die Konstantin unverzüglich
absetzte und heimschickte. Danach schrieb er nach Alexandria, wo die Arianer
noch einen Rückhalt hatten: »Was dreihundert Bischöfen gefallen hat, ist nichts
anderes als der Wille Gottes.«
    Das Ergebnis war nicht das, was
er erhofft hatte. Der arianische »Irrglaube« hielt sich noch Jahrhunderte. Das
gleiche galt für die völlige Einmischung des Staates in Kirchendinge.
Kirchenpolitik trat an die Stelle der Prioritäten des Evangeliums. Religion war
unwichtig, die Kirche war allein wichtig. Das Ergebnis war, wie Burckhardt
sagt, eine »Kirche, die im Sieg rasch verkam«.
    Der Preis für Konstantins
»Bekehrung« zum Christentum war der Verlust der Unschuld. Sein zynischer Umgang
mit Christus, den alle einschließlich des Bischofs von Rom hinnahmen, bedeutete
eine tiefgreifende Verfälschung der neutestamentlichen Botschaft und ein
Eindringen von Werten, die ihr fremd sind. Von nun an gedieh der Katholizismus
auf Kosten des Christentums und auf Kosten Jesu, der keinen Teil an der Welt
der Macht und Politik haben wollte, der sich lieber kreuzigen ließ, als irgend
jemandem seine Meinung aufzuzwingen.
     
    Als Stephan III. Papst wurde,
war die Kirche dann gründlich zum Römischen Reich bekehrt. Es ist
offensichtlich, daß der Bischof von Rom seit der Schenkung wie Konstantin
aussah, lebte wie er, sich kleidete wie er, seine Paläste bewohnte, seine
Länder beherrschte, genau das gleiche imperiale Weltbild hatte. Auch der Papst
wollte Herr über Kirche und Staat sein. Nur siebenhundert Jahre nachdem Petrus
gestorben war, waren die Päpste besessen von Macht und Besitz. Der Papst war an
der Spitze der Welt, eine weltliche und unweltliche

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