Gottes erste Diener
römische
Bischof vom römischen Volk gewählt wurde, ging auf apostolische Zeiten zurück.
Dies führte oft zu wirren Verhältnissen. Im elften Jahrhundert wurden sie
dadurch geordnet, daß Kardinale als Vertreter des örtlichen Klerus die einzigen
Wahlberechtigten wurden. Die Laien gewannen ihr Recht, bei der Wahl ihres
Bischofs mitzureden, nie zurück. Selbst Konklaven von Kardinälen lösten das
Problem nicht ganz, so daß es im Mittelalter und danach oft mehr als einen
»Papst« gab. Doch in diesen frühen Zeiten war die Situation manchmal chronisch.
Gregorovius wies darauf hin,
daß die meisten Päpste im sechsten und siebten Jahrhundert nur zwei oder drei
Jahre lang regierten. Wurden sie gewählt, weil sie dem Tode nahe waren, oder
wurde ihr Tod von rivalisierenden Parteien beschleunigt? Er wußte es nicht.
Laut Richards wurden die meisten Päpste als Belohnung für geleistete Dienste
gewählt, so daß die meisten alt und krank waren. Papst Sisinnius zum Beispiel
wurde am 15. Januar 708 geweiht. Er war so von Arthritis verkrüppelt, daß er
nicht einmal seinen Mund finden konnte, um selbst zu essen. Er starb zwanzig
Tage später. Richards schreibt: »Angesichts dieser endlosen Parade von
Krankheit und Unfähigkeit ist es ein Wunder, daß das Papsttum überhaupt etwas
erreicht hat.«
So endeten selbst Wahlen, die
unter Korruption, Bestechung und Blutvergießen stattfanden, nur allzuoft damit,
daß verbrauchte Greise Päpste wurden. Richards berichtet: »Die drastische
Realität jener Zeiten zeigt sich uns in den erhaltenen Dokumenten der
Periode.... Dies ist das blutige, rohe Fleisch der päpstlichen Geschichte,
nicht die ausgedörrten, abgepackten Portionen, die oft als Geschichte des
Papsttums serviert werden.«
Trotz aller Schikane und
Korruption war die Zeit nicht fern, in der diese Jahre als unschuldig gesehen
wurden, fast das Goldene Zeitalter des Papsttums.
Ein erstaunliches Dokument
Stephan III. wurde im Jahr 752Papst, nachdem sein Vorgänger, Stephan II., nur vier Tage
überlebt hatte, die kürzeste bekannte Amtszeit. Der neue Oberhirte war praktisch
am päpstlichen Hof aufgewachsen. Er wußte, daß der Papst nicht nur ein
religiöses Oberhaupt war, sondern als loyaler Vasall des Kaisers auch ein
weltlicher Machthaber mit ausgedehnten Territorien.
Die von Konstantin begonnene
Säkularisierung der Kirche war weit vorangekommen. Er hatte das Potential der
Hierarchie als herrschende Klasse gesehen. Sie war ebenso gut organisiert wie
seine eigene Beamtenschaft, die sie langsam an den Höfen und in der Diplomatie
ersetzte. Als der Kaiser im Jahr 330 seinen Hof nach Konstantinopel brachte, an
die Stelle der alten griechischen Stadt Byzanz, wurden die Bischöfe immer mehr
in weltliche Angelegenheiten verwickelt. Besonders zwei Päpste zählen zu den
größten Männern, die je gelebt haben. Leo der Große (440—61) rettete Rom durch
eine Tat von großer Kühnheit vor Attila, dem Hunnen. Gregor der Große (590-604)
war tatsächlich ebenso weltlicher Herrscher wie Patriarch des Westens. Durch
diese doppelte Rolle der Päpste mußte die Bürokratie unausweichlich
anschwellen. Sie arbeiteten heldenhaft, doch christliche Schlichtheit sollte im
christlichen Rom nie mehr gesehen werden.
Als die Langobarden, ein
Barbarenstamm von der Ostsee, nach 568 in Italien siedelten, hatte das Papsttum
keinen Frieden. Die Neuankömmlinge brachten den größten Teil des Nordens an
sich. Obwohl sie sich mit der Zeit bekehrten, traute der Heilige Stuhl den
Langobarden nie. Als die Bindung zwischen den Päpsten und ihren Lehensherren,
den Kaisern, schwächer wurde, mußten die Päpste eine neue militärische Allianz
zuwege bringen, wenn sie Rom und seine Umgebung halten wollten. Vielleicht
hätten sie besser daran getan, sie aufzugeben, aber für Großgrundbesitzer ist
das immer undenkbar gewesen.
Als er ein Jahr Papst gewesen
war, reiste Stephan III. im Winter nach Norden, um Pippin, den König der
Franken, zu sehen. Nie zuvor hatte ein Papst Hilfe bei einem westlichen
Herrscher gesucht; es sollte die erste von vielen Bitten um militärische Hilfe
werden. In schwarze Gewänder gehüllt, sein Haupt mit Asche bedeckt, kniete der
Papst zu Füßen des Königs und flehte ihn an, seine Armeen einzusetzen, um die
Anliegen der Apostel Petrus und Paulus und die Gemeinschaft Roms zu retten.
Dort in der Abtei von St. Dénis salbte er Pippin und seinen Sohn, Karl den
Großen, zu »Patriziern der
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