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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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gefangengenommen wurde. Sergius räumte auf, indem er beide
abschlachtete.
    Sergius exhumierte ein weiteres
Mal den inzwischen zehn Jahre toten Papst Formosus und ließ ihn wiederum
verdammen. Da Sergius selbst von Formosus ordiniert war, hätte er sich selbst
als irregulär ansehen müssen, aber theoretische Haarspaltereien waren seiner
Natur fremd. Um sie aufs rechte Maß zu stutzen, ließ er Formosus’ Leiche
enthaupten; außerdem entfernte er weitere drei Finger, bevor er sie dem Tiber
übergab. Als die kopflose Leiche sich im Netz eines Fischers verfing, erwies
sie sich noch einmal als unzerstörbar: Wieder wurde sie nach St. Peter
zurückgebracht.
    Als Marozia Sergius’ Geliebte
wurde, war sie fünfzehn Jahre alt und er fünfundvierzig. Sie hatte einen Sohn
von ihm, für dessen Karriere sie sich voll einsetzte. Sergius sollte fünf Jahre
später sterben, nach einem Pontifikat voller Blut, Intrigen und Leidenschaft.
    Marozia vergaß ihre junge Liebe
nie. Mit dem Papst zu schlafen, hatte ihr ein Gefühl von Entschlossenheit und
Heiterkeit gegeben, das nicht einmal drei Ehen und zahllose Affären auslöschen
konnten. Das erstemal hatte Papst Sergius sie im Lateranpalast verführt. Ihre Wege
hatten sich oft gekreuzt, weil sie einen Großteil ihrer Kindheit dort verbracht
hatte—ihr Vater war Senatsvorsteher von Rom. Doch der Augenblick kam, als
Sergius bemerkte, daß dies einst bildhübsche Kind zu einer Frau von
atemberaubender Schönheit erblüht war. Was Marozia betraf, so suchte sie in
seinen päpstlichen Armen weniger Vergnügen als vielmehr die Ekstase der Macht.
    Ihre Mutter Theodora hatte
schon zwei Päpsten zu Aufstieg und Fall verholfen, als sie gegen alles
Kirchenrecht ihren Lieblingsliebhaber bei der Hand nahm und ihn vom Bischof von
Bologna zum Erzbischof von Ravenna und schließlich als Johannes X. zum Papst
machte. Bischof Liutprand von Cremona schrieb: »Theodora, wie eine Hure,
fürchtete, sie würde wenig Gelegenheiten haben, mit ihrem Schatz im Bett zu
sein, und so zwang sie ihn, sein Bischofsamt im Stich zu lassen und sich — o
ungeheures Verbrechen — das Amt des Papstes in Rom anzueignen.« Dies war im
März 914, als Marozia zweiundzwanzig war. Sie fand es nicht sehr schlimm; ihr
Sohn Sergius war erst sechs, noch zu jung für einen Papst, selbst in jenen
unfrommen Zeiten.
    An diesem Punkt stürmten die
Alberichs von Tusculum, ursprünglich aus dem Norden gekommen, die Bühne. Papst
Johannes legte seiner Bettgenossin Theodora nahe, eine Heirat zwischen Marozia
und Alberich würde in jeder Hinsicht nützlich sein. Marozia erkannte den
kommenden Mann, und aus der Verbindung kam Alberich junior. Alberich senior,
vielleicht von seiner Frau angestachelt, machte einen verfrühten Versuch, Rom
unter seine Kontrolle zu bringen, und wurde getötet. Papst Johannes zwang die
junge Witwe, seine verstümmelte Leiche anzusehen. Das war ein Fehler. Eine
Frau, die mit Papst Sergius geschlafen hatte, wußte alles über Rache.
    Als Theodora 928 starb, ließ
Marozia den Papst gefangensetzen und dann ersticken. Ihr erster Sohn war
inzwischen siebzehn. Bald, sehr bald würde er genug Erfahrung für das Amt des
Papstes haben. Er war durch ein sinnenfrohes und völlig unmoralisches Leben
darauf vorbereitet. Die nächsten beiden Päpste regierten nur kurz; beide
verschwanden unter mysteriösen Umständen. Nun, im Alter von zwanzig Jahren,
wurde der Sohn von Marozia und Papst Sergius Papst Johannes XI.
    Marozias Ehrgeiz ging noch
weiter. Als Guy, ihr zweiter Ehemann, gestorben war, heiratete sie seinen
Halbbruder, König Hugo von Provence. Hugo war schon verheiratet, aber seine
Frau war leicht zu beseitigen. Es war ein Glück für Marozia, daß ihr Sohn Papst
war; er war in der Lage, das glückliche Paar von allen Hindernissen wie etwa
Inzest zu dispensieren. Was sollte verhindern, daß ihr neuer Mann Kaiser wurde
und sie selbst Kaiserin? Es war etwas, das Sergius gewollt hätte. Johannes XI.
zelebrierte bei der Hochzeit seiner Mutter im Frühling 932.
    Dann wurde alles zunichte durch
Marozias eifersüchtigen zweiten Sohn, den achtzehnjährigen Alberich junior. Er
übernahm die Macht in Rom und wurde der neue Papstmacher. Hugo von Provence
ließ seine Frau im Stich und floh in Schande. Alberich setzte Johannes XI.,
seinen Halbbruder und den Sohn eines Papstes, in ständigen Arrest im Lateran —
dort starb er vier Jahre später —, und was besonders unfreundlich war, er ließ
seine eigene Mutter

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