Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
beschränkte sich dabei aber auf eine kurze, unmissverständliche Mitteilung.
Sie wissen Bescheid. Es tut mir so leid, dass ich dich mit hineingezogen habe. Triff mich in einer Stunde mit dem Knochen am Ende des Lakefront Trail. Danach verschwinde ich aus deinem Leben. Zu deiner eigenen Sicherheit musst du vergessen, dass ich jemals Kontakt mit dir aufgenommen habe. Es tut mir sehr leid. Spül diese Nachricht ins Klo.
Er faltete den Zettel einmal und stieg aus dem Wagen. Dann ging er zum Kofferraum und nahm eine verschlissene Baseballkappe heraus, die in einer Ecke klemmte, und dazu eine alte Jacke. Einer der Vorzüge, wenn man ein altes Auto fuhr, war, dass es viel Zeit gehabt hatte, unterschiedliche, vergessene Frachtstücke anzusammeln, die bei verstohlenen Aktivitäten möglicherweise ganz willkommen waren. Er zog die Kappe tief in die Stirn. Das war zwar keine echte Verkleidung, aber zumindest war er so auf größere Entfernung weniger schnell zu erkennen. Jedenfalls redete er sich das ein.
Er verließ das Parkhaus und überquerte die Straße. Er ließ sich Zeit, schlenderte gemächlich über den Bürgersteig zum Ende des Blocks. Das Field Museum glänzte knochenweiß in der frühen Morgensonne. Es war riesig und geräumig und von allen Seiten von einem betonierten Fußweg umringt. Ein Mann in einer verschlissenen Jacke stand an der Ecke und verkaufte Zeitungen. Paul erstand eine und suchte sich eine Parkbank mit einem guten Blick auf den Südeingang des Museums. Das war zwar kein großartiger Plan, aber auf diese Weise machte er sich so unverdächtig, wie es ihm in so kurzer Zeit möglich war.
Dann wartete er.
Er überflog immer und immer wieder dieselbe Schlagzeile, ohne sie wirklich zu lesen – Friedensgespräche des Vatikans gescheitert –, während er alle zehn Sekunden zum Eingang blickte.
Sie kam um Punkt Viertel nach acht an und bog mit ihrem sportlichen grünen Cooper auf den kleinen westlichen Parkplatz ein.
Paul stand auf und faltete die Zeitung zusammen. Er wartete, bis sie ausgestiegen war, dann setzte er sich rasch in Bewegung. Er erreichte sie, als sie gerade den Fuß auf die unterste Stufe der breiten Treppe setzte.
Als sie ihn sah, wirkte sie völlig überrascht, aber nicht verängstigt. Das verriet ihm, dass sie offenbar noch nicht von Lilli wussten.
»Paul …«
»Nicht reden!«, unterbrach er sie. »Einfach nur lächeln.«
Die Überraschung auf ihrem Gesicht verwandelte sich in Verwirrung und dann in Sorge. Einen Moment später glätteten sich ihre Züge und nahmen einen Ausdruck an, den man als ein Lächeln hätte interpretieren können.
»Wir werden uns jetzt die Hände schütteln wie alte Bekannte, die sich zufällig begegnet sind, und dann gehen wir unserer Wege.«
» Okay …«, antwortete sie gedehnt. Ihre Miene verfinsterte sich.
Er hielt ihr die Hand hin, und als sie sie schüttelte, drückte er ihr den Zettel in die Handfläche.
»Ich kann dir bald mehr erklären«, sagte er. »Aber lies erst den Zettel.«
Dann tippte er an seine Kappe. »Schönen Tag noch.«
»Auf Wiedersehen«, erwiderte sie. »Nehme ich jedenfalls an.«
Er ging weiter. Sie drehte sich um und stieg die Stufen hinauf. Er ging einmal um das ganze Museum herum und kehrte schließlich zu dem Parkhaus zurück. Er blickte sich immer wieder um, weil er überprüfen wollte, ob ihm jemand folgte. Es war niemand zu sehen.
Nachdem er seinen Wagen erreicht hatte, verließ er das Parkhaus und fädelte sich in den Verkehr ein. Dabei blickte er immer wieder prüfend in den Rückspiegel.
Die Fahrt bis zum Parkplatz des Lakefront Trail dauerte fünfunddreißig Minuten.
Er wartete am anderen Ende auf sie. Dort begann der breite asphaltierte Fußweg, der am Ufer zwischen dem Museum und dem Jachtclub entlangführte. Paul sah zu, wi e die Boote sanft auf den Wellen dümpelten. Draußen auf dem Wasser stieg die Sonne immer höher. Hinter ihm, vor der Silhouette der Wolkenkratzer, segelten Möwen.
Es war fast zehn Uhr, als sie endlich kam. Er saß mittlerweile auf dem betonierten Rand der Promenade und ließ seine Füße über dem Wasser baumeln. Sie setzte sich neben ihn. Ihr Ellbogen berührte seinen.
»Was Abfuhren angeht«, sagte sie, »war deine ziemlich kreativ.«
»Glaubst du wirklich, dass ich so etwas mache?«
»Nein.« Sie sah ihn an. »Wenn ich dein Gesicht sehe … nein, ich glaube das nicht.«
»Hast du den Knochen dabei?«
»Hab ich.« Sie drehte ihre Hand und zeigte ihm den kleinen
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