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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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und er hatte die richtigen Zeugnisse.«
    »Halten Sie mich für einen Narren?«
    Gavin dachte an die herumwandernde Raubkatze in ihrem Käfig. »Weil ich neugierig war«, gab er zu. »Und ich dachte auch, dass man ihm etwas schuldete.«
    »Ihm etwas schuldete.« Die gebrechliche Stimme wurde plötzlich zu Stahl. »Was schuldete man ihm?«
    Gavin sah dem alten Mann in die Augen und sagte nichts.
    Martial nickte. »Haben Sie das Gefühl, dass die Schuld beglichen wurde?«
    »Ich wünschte, ich hätte ihn niemals in die Sache hineingezogen. Ich bedaure es. Hätte ich gewusst, dass es so ablaufen würde, hätte ich ihn niemals auf diese Insel geholt.«
    In der Ferne ertönte schon wieder dieses seltsame Geräusch. Der verzerrte Schrei. Gavins Nackenhaare stellten sich auf.
    Er sah Johansson ins Gesicht und stellte fest, dass die übliche Zuversicht daraus verschwunden war. Sie war dem Ausdruck eines Mannes gewichen, der nicht alle Antworten kannte. Der Schrei hörte nicht auf, im Gegenteil, er stieg zu einem schrillen, merkwürdigen Wehklagen an, wie Gavin es noch nie gehört hatte.
    »Man hat mir gesagt, er hätte einem Mann die Kehle zerquetscht«, erklärte der alte Mann.
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Wenn das stimmt, war das eine höchst ungewöhnliche Reaktion auf die Umstände. Eine gänzlich unerwartete Reaktion.«
    »Und was wäre die erwartete Reaktion gewesen?«
    »Auf diese Umstände? Zu sterben, selbstverständlich.« Der alte Mann fuhr sich mit der Handfläche über seinen schwitzenden Kopf. »Sie haben ihn in diese Sache hineingezogen.« Die Augen des alten Mannes schienen zu glühen. »Sie sind für das, was passiert ist, verantwortlich.«
    »Verstehe.«
    Martial nickte. »Sie haben mich in eine sehr schwierige Situation gebracht.«
    »Sie ist nicht schwieriger, als wenn es jemand anders vom Team gewesen wäre.«
    »Und wieder wollen Sie mich zum Narren halten.«
    »Wäre er es nicht gewesen, hätte es eben jemand anders getroffen.«
    »Aber das war nicht der Fall.«
    »Nein.«
    Der alte Mann drehte sich um und sah die im Gehege kauernden Schimpansen an.
    Nach einem Augenblick redete er weiter. »Sagen Sie mir, ist er der Sohn seines Vaters?«
    »In gewisser Weise.«
    »Wird er all diese Dinge auf sich beruhen lassen? Die Toten. Das, was er gesehen hat.«
    »Vielleicht.«
    Der alte Mann beschattete seine Augen vor der Sonne, die immer noch heiß brannte, obwohl sie dabei war unterzugehen. Er wischte sich die rissigen Lippen mit dem Handrücken ab und hustete erneut in sein Taschentuch. Dann stellte er die Frage, für die Gavin über Tausende Meilen Ozean hierhergekommen war, die unausweichliche und unumgängliche Frage, die vom ersten Moment an in der Luft gelegen hatte. »Können wir ihm vertrauen?«
    Gavin beobachtete den großen Schimpansen in seinem Käfig. Er spielte einen Augenblick mit dem Gedanken zu lügen, aber er wusste, dass der alte Mann es in seinem Gesicht sehen würde.
    »Nein, das können wir nicht.«

18
    Die Glaswand bildete eine einzige nahtlose Barriere, es sei denn, man wusste, wo man suchen musste.
    Die Türen hatten keine Griffe, wiesen keinerlei Unregelmäßigkeiten oder Schmierflecken auf, bestanden nur aus Glas wie die Wände und waren an unsichtbaren Angeln aufgehängt, schwangen nach innen, als Paul näher kam. Hinter ihm, auf der anderen Seite des kurzen Marmorbodens, schlossen sich die Aufzugtüren mit einem leisen Klingeln.
    Der vierte Stock.
    Der Olymp.
    Paul trat vom Eingangsbereich der Aufzüge auf den weichen Teppich der Verwaltungsebene. Er war erst einmal hier gewesen, und zwar an dem Tag, an dem man ihn eingestellt hatte. Er erinnerte sich noch, dass ihn die Beleuchtung sehr beeindruckt hatte. Die Decken waren in sehr komplizierten Winkeln abgeschrägt, und das Licht der indirekten Beleuchtung wurde von den ausgeschnittenen Deckenflächen reflektiert. Auf diese Weise erzielte man die Wirkung eines sehr gut ausgeleuchteten Raumes, obwohl es weder Fenster noch irgendein sichtbares Beleuchtungsmittel gab. Als er an jenem Tag auf das Einstellungsgespräch wartete, hatte er sich in dem behaglichen Empfangsbereich umgesehen und nach einem Schatten gesucht, nach irgendeinem Schatten. Es gab keinen. Das Licht war einfach überall gleichzeitig.
    Auf der anderen Seite des Raumes saß eine wunderschöne Frau hinter einem großen, elegant geschwungenen Möbelstück, das ein Zwischending zwischen einem Schreibtisch und einem hohen Tresen war. Die Empfangsdame. Und sie war nicht

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