Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
Jahrhundert; begrenzt wird diese ungewöhnliche Verteilung am besten als das genetische Artefakt eines massiven, reproduktiven Vorteils beschrieben, der in einer einzigen väterlichen Linie dieser Epoche übertragen wurde. Die Ursprünge dieser Linie gehen wahrscheinlich auf die Steppen-Stämme der südlichen Mongolei und bis zu Dschingis Khan zurück.
Paul erfuhr es am Freitag. Die Nachricht kam ohne Pauken und Trompeten. Es war eine Mitteilung in seiner Mailbox, die besagte, er könne am nächsten Montag in der Analyseabteilung anfangen. Eine Gehaltserhöhung auf A 7 war eingeschlossen. Laut Personalakte handelte es sich um eine Beförderung.
Mr. Lyons kam zur Gratulation vorbei und schüttelte ihm die Hand. »Ich verliere Sie nur sehr ungern«, meinte er. Paul konnte sehen, dass er es ernst meinte. Aber seine eigenen Gefühle waren in dieser Angelegenheit weit widerstreitender.
Am Samstag betrank er sich vollkommen sinnlos, zum ersten Mal seit Flores. Er genehmigte sich den Sonntag zur Erholung, übergab sich nur einmal, und sein Gesicht nahm die Farbe von kühlem weißem Porzellan an.
Am Montag fuhr er früh zur Arbeit und nahm diesmal die schönere Strecke. Er wollte das Wasser von der Straße aus sehen. Er überquerte die Brücke, als die Sonne gerade auf der anderen Seite der Bucht aufging.
Er kam früh zum Parkplatz und zog seinen Ausweis durch den Leser, um das Gebäude zu betreten. Der Wachposten nickte ihm zu, als er durch die Lobby ging. Paul fuhr mit dem Aufzug in den dritten Stock, wo er Janus treffen sollte, seinen neuen Vorgesetzten. Die Lobby im dritten Stock war ähnlich wie die im vierten, nur statt einer eleganten Wand aus gläsernem Origami bestand die Wand hier aus blankem Stahl mit einer Stahltür, auf der die Worte GEN-FREQUENZ-LABOR in fetten Blockbuchstaben geschrieben standen.
Die Heimat der Gen-Freqs. Der Gen-Freaks.
Es gab zwar kein Knochenfrequenz-Labor, aber die Techniker im zweiten Stock wurden trotzdem Knochenfreaks genannt. Paul vermutete, dass es sich ähnlich verhielt wie bei den Rhinozerossen. Die ersten Nashörner wurden weiße Rhinozerosse genannt, eine anglizistische Verballhornung des örtlichen Dialekts. Es hatte nichts mit der Farbe zu tun. Als jedoch eine zweite Spezies entdeckt wurde, gab es keinen Zweifel, wie man sie nennen sollte: schwarze Rhinozerosse. Definiert durch den Gegensatz. Und es spielte dabei keine Rolle, dass beide Spezies graue Haut hatten.
Paul versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen. Die Lampe in dem Kartenlesegerät neben der Tür glühte rot.
Paul hatte auf dem College gelernt, DNA zu testen, Basenpaar-Sequenzen aus Knochen und Abfall und infizierten Stoffen herauszulesen. Es war der Index, der entscheidend war. Die Vergleichsergebnisse. Ohne den Index gab es nichts, mit dem man die Sequenzen hätte vergleichen können. Dann war sie nur weißes Rauschen, ein primitiver Code. Ein bedeutungsloses Muster.
Man brauchte den Index, um zu wissen, was man da vor sich hatte.
Und genau das machten sie hier im dritten Stock, auf der anderen Seite dieser Tür, die er nicht öffnen konnte.
Kurz nach neun tauchte Janus endlich auf. Er war schlaksig und rotgesichtig, hatte eine rötliche, pockennarbige Haut und heruntergezogene Mundwinkel. Sein dickes, erdbeerfarbenes Haar entschädigte für sein Gesicht. Obwohl er bereits über sechzig sein musste, war sein Haar einfach prächtig. Als Paul ihm zum ersten Mal in den Korridoren begegnet war, hatte er angenommen, es wäre eine Perücke, aber das war ein Irrtum. Janus kämmte das Haar aus der Stirn glatt nach hinten, als wollte er betonen, dass sein Haaransatz seit seinem Studium keinen einzigen Millimeter zurückgewichen war. Er hatte kleine scharfe Augen. Sie waren haselnussbraun.
»Wie ich sehe, sind Sie schon sehr früh hier?«, begrüßte ihn Janus. Paul wusste, dass der Mann gerne seine Sätze wie Fragen formulierte, obwohl sie eigentlich Aussagen w aren. Auf diese Art und Weise konnte man ihm nur schw er widersprechen.
»Ja«, antwortete Paul. »Der frühe Vogel fängt den Wurm, wie man so sagt.«
Janus sah ihn an. Auf seinem pockennarbigen Gesicht zeichnete sich vorsichtige Herablassung ab. Dann wurde der Blick mitleidig, als er auf Pauls Augenklappe fiel. Irgendwie war das noch schlimmer. Paul fragte sich, was man Janus über seine Versetzung erzählt hatte. Wusste er, wie stark Paul darauf gedrängt hatte? Wusste er auch, dass er sich vorgedrängelt hatte?
»Wir fangen damit an,
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