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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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Mann fort, »als ich mit meiner Arbeit anfing, habe ich das Ausmaß dessen, was ich mir da vorgenommen hatte, noch gar nicht begriffen. Es war nach meinem Hochschula bschluss, vor dem Genetik-Boom, damals, bevor die Cyto logie mein Interesse erregte. Ich war mir nicht ganz sicher, welche Richtung ich einschlagen sollte. Ich hatte nur Fragen und keinen klaren Weg vor mir, auf dem ich irgendwann zu den Antworten gelangen könnte.«
    Gavin versuchte sich einen Martial Johansson vorzustellen, der in irgendeiner Hinsicht unsicher war. Aber seine Fantasie ließ ihn im Stich.
    »Wenn man mit Tieren arbeitet, verrät einem das viel über die Natur«, erklärte der alte Mann weiter. »Tiere finden sich irgendwann mit ihrer Gefangenschaft ab, müssen Sie wissen.« Martial machte eine Pause, bückte sich und nahm ein weiteres Stück Fleisch aus dem Eimer. Seine Hände waren blutbefleckt. »Mit der Zeit versteht man die Tiere. Sie müssen schließlich fressen.«
    Martial warf das zweite Stück Fleisch zwischen den Stäben hindurch, und die Raubkatze holte es sich mit einer Pranke, groß wie ein Dinnertablett, aus der Luft. Mit einem einzigen Bissen verschlang sie das Fleisch. Dann hob sie den Kopf und starrte die beiden Männer zwischen den Stäben hindurch an. Sie hatte riesige, hellgelbe Augen; der feuchte Blick eines Raubtiers, bei dem sich Gavins Haare auf den Armen sträubten. Dann begann die große Katze wieder herumzulaufen.
    »Aber beim Löwen verhält es sich anders«, fuhr Martial fort. Er deutete zwischen den Stäben auf das Tier. »Der Löwe unterscheidet sich von anderen Tieren. Der Löwe ist ein Tier, das keinerlei Kompromisse eingeht.«
    Der alte Mann stieß den weißen Eimer um, und das Blut floss heraus, versickerte im Gras. Eine Wolke von schwarzen Mistfliegen erhob sich aus dem Eimer und kreiste wütend darum herum, als der alte Mann sich bückte und ein letztes Stück Fleisch aufhob. »Mir ist klar geworden, dass beim Löwen der Hass sein Verlangen nach Fressen aufwiegt.« Martial deutete wieder auf den Käfig. »Wie bei dem Vater dieser riesigen Bestie hier.«
    Die Raubkatze folgte jeder Bewegung des alten Mannes mit den Augen.
    »Ich bin jeden Tag zu den Käfigen hergekommen und habe beobachtet, wie der Löwe uns beobachtet hat. Und wenn ich ihn fütterte, hat er mich mit seinen Augen förmlich durchbohrt, aus einem Meter Entfernung. Mein Inneres wurde ganz weich, weil mein Körper diesen Blick kannte. Selbst beim ersten Mal, als das passierte, wusste mein Körper, was es war – irgendein Rückkopplungsmechanismus in meinem Gehirn wusste, dass ich dem Tod ins Auge blickte, als dieses große Tier mich anstarrte. Und ich lernte noch etwas anderes. Ich wusste in dem Moment etwas, das kein anderer Forscher wusste. Ich wusste mit vollkommener Klarheit, dass dieser Löwe nicht einfach nur fliehen würde, wenn irgendjemand jemals die Käfigtür offen lassen würde. Sondern er würde so viele Menschen wie möglich töten, bevor man ihn schließlich erschießen würde.«
    Der alte Mann warf das letzte Stück Fleisch zwischen die Stäbe. Die Raubkatze war mit einem Sprung zur Stelle. Einen Moment später war die Mahlzeit verschwunden. »Aber bei diesem hier, diesem Löwenhybriden, bin ich mir nicht so sicher. Ist er wie sein Vater?, frage ich mich.« Der alte Mann starrte das riesige Raubtier an. »Wenn dem so ist, kann ich es jedenfalls nicht sehen. Vielleicht ist das Tier auch nur zu gelassen, um es mir zu zeigen.«
    Das Raubtier nahm seine Wanderung wieder auf.
    »Dieser Löwe«, fragte Gavin, »wo ist er jetzt?«
    »Ich habe ihn getötet«, antwortete der alte Mann. »Schon vor langer Zeit.«
    Sie beobachteten schweigend den großen Liger.
    »Es gibt ein uraltes Sprichwort«, meinte der alte Mann schließlich. »Zürne Gott nicht wegen der Existenz des Löwen. Sei lieber froh, dass er ihm nicht auch noch Flügel verliehen hat.«
    Der alte Mann fing an zu husten. Hastig griff er in die Gesäßtasche seiner Hose und zog ein blaues Taschentuch hervor. Er hustete einen Moment in das blaue Tuch, dann wischte er sich sorgfältig den Mund damit ab und schob es wieder in die Tasche zurück.
    Wieder beobachteten sie einige Sekunden lang die Raubkatze bei ihrer Wanderung, bis Gavin begriff, dass der alte Mann auf etwas wartete.
    »Flores, Sir?« Es war die einzige Möglichkeit, die Frage zusammenzufassen, der einzige Weg, sie in ihrer Gänze zu stellen.
    »In Flores ist etliches ziemlich drastisch schiefgelaufen«,

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