Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
Dienstjahre auf dem Buckel haben als Sie.«
»Sie reden unaufhörlich von Beförderung.«
»Schließlich wäre es auch eine!«, fuhr Belshaw hoch. Der Mann war daran gewöhnt, seinen Willen zu bekommen. Er war brüsk. Den Wert einer solchen Barschheit durfte man für die Karriere eines höheren Angestellten nicht unterschätzen. Paul hatte oft gedacht, dass Manager öfter wegen ihres Temperaments scheiterten oder Erfolg hatten, als aus irgendwelchen anderen Gründen. Aber hier hatte er es mit einem Mann zu tun, der sowohl gerissen als auch brüsk war. Er war der Typ Mann, bei dessen vierteljährlicher Beurteilung das Adjektiv »sachlich« zweifellos mindestens dreimal auftauchen würde. Das war das höchstmögliche Lob.
»Wie lange hatten Sie vor, mich noch im Osteo-Labor arbeiten zu lassen?«, erkundigte sich Paul.
»Wie lange sind Sie schon bei der Firma?«
»Vier Jahre.«
»Dann noch mindestens drei Jahre.«
»Also sah Ihr Plan vor, mich am Ende ohnehin zu versetzen. Ich möchte Sie einfach nur bitten, dieses Datum vorzuziehen. Sie können mein Gehalt so belassen, wie es ist.«
Belshaw lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück und m usterte Paul über den breiten Schreibtisch hinweg. »Habe n Sie mit Ihren direkten Vorgesetzten darüber gesprochen?«
»Nein.«
»Warum sind Sie dann zu mir gekommen?«
»Weil Sie diese Sache bewerkstelligen können.«
»Wir haben ein erprobtes System für solche Dinge. Warum also sollten wir das System außer Acht lassen und Sie früher als andere Probentechniker versetzen, die ihre Zeit abgeleistet haben? Warum sollten wir ausgerechnet Sie vorziehen?«
»Weil ich ein Auge für die Firma geopfert habe.«
Belshaw schloss den Mund und sah Paul lange an. Paul hatte es gesagt, das, was natürlich ohnehin ständig unter der Oberfläche gegärt hatte. Es war ebenso offenkundig wie seine schwarze Augenklappe aus Leder. Es war Betrug; Paul konnte das eindeutig in Belshaws Blick erkennen. Es war Verrat, sein Auge zu erwähnen, diese Karte auszuspielen. Und Paul wusste in diesem Moment, dass er gewonnen hatte. Er wusste, dass Belshaw nachgeben würde. Er sah es an dem Gesicht des Mannes. Er würde nachgeben, aber er würde ihm das nicht vergessen. Männer wie Belshaw schätzten es gar nicht, in die Enge getrieben zu werden. Das Schweigen zwischen ihnen hielt an. »Ich melde mich bis zum Ende der Woche bei Ihnen«, sagte Belshaw. Er stand auf und streckte Paul die Hand hin. Die Besprechung war vorbei.
Paul schüttelte die angebotene Hand. Er bedankte sich nicht. Er sagte gar nichts. Er nickte einfach nur und ging hinaus.
Später saß Hongbin in Pauls Büro. Er lehnte sich zurück und spielte mit seinem Yo-Yo. Hoch und runter. Hoch und runter. Bis das Band riss.
Hongbin nahm die Sache philosophisch. »Jetzt ist es nur noch ein Yo«, sagte er.
Paul spielte mit dem Gedanken, es ihm zu sagen. Er überlegte, ob er ihm alles erklären sollte. Er erwog, ihm zu sagen, was auf Flores tatsächlich passiert war, ihm von der Probe zu beichten, die er versteckt hatte, und davon, was er damit vorhatte. Aber er konnte es nicht. Es wäre nicht fair Hongbin gegenüber. Es wäre nicht richtig, ihn diesem Risiko auszusetzen.
»Du gibst also die Knochen auf«, meinte Hongbin.
»Nein«, widersprach Paul. »Ich werde die Knochen niemals aufgeben.«
19
Beweis für Expansive Introgression
(Übersetzung aus dem Russischen)
Die geografische Verteilung der 25-Mikrosatelliten-Y-Chro mosom-Haplogruppe C3c wurde aus der Analyse von viertausendsechshundert Blutproben abgeleitet, die von phyletischen Populationen in ganz Osteuropa, Asien und dem indischen Subkontinent genommen worden waren. Die Analysen ergaben, dass die höchste Häufigkeit der 25 Mikrosatelliten-Sequenz in der südlichen Mongolei gefunden wurde, mit einem deutlichen Vorkommen in ganz Chin a sowie bei den Kasachen des Urals in Russland sowie de n Hazara in der Gegend um den Bolan-Pass in Pakistan. Die begrenzte Variation des 25-Mikrosatelliten-Markers demonstriert ein unnormal junges Alter für diese Gruppe, in Bezug zu dem Auftreten anderer örtlicher Haplogruppen. Das deutet darauf hin, dass diese Verteilung nicht auf normaler Expansion der Population beruht, sondern auf einer Reihe von »introgressionalen Vorfällen« in einer bereits existierenden Populations-Matrix. Die derzeitige geografische Reichweite der 25-Mikrosatelliten-Sequenz ist ungefähr von der größten Ausdehnung des mongolischen Imperiums im dreizehnten
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