Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
nur wunderschön, bemerkte Paul, als er sich ihr näherte. Sie war geradezu umwerfend. Ihr blondes Haar war zu einem kurzen Bob geschnitten, der das perfekte Oval ihres Gesichts umrahmte.
Im Hintergrund spielte leise, beruhigende Musik, Jazz. Der Teppich war dick und dunkelrot; er gab unter den Schritten nach. Es roch hier nach Blumen.
Einen solchen Raum hätte man sich vielleicht ausgesucht, um darin zu sterben, falls man sich dafür einen Raum hätte aussuchen können.
» Kann ich Ihnen helfen?« Die Lippen der Frau teilten sich, als sie lächelte. Ihre Augen waren feuchte, blaue Becken.
»Ich habe einen Termin mit Mr. Belshaw.«
»Selbstverständlich. Er erwartet Sie, Mr. Carlsson.« Ihre Hände glitten hinter den Tresen, verschwanden außer Sicht . Ebenso wie die Lichtquellen. »Sie können sofort hineingehen.«
Es klickte, und auf der anderen Seite des Raumes öffnete sich eine Tür. Dahinter lag ein langer Korridor mit einer Reihe von Türen. Diese Tür hier war schwer und aus Holz.
Paul überquerte eine endlose Fläche von Teppich. Belshaw saß hinter seinem Schreibtisch, als Paul das Büro betrat. »Bitte«, sagte der Mann und deutete auf einen Lederstuhl in der Nähe seines Schreibtisches.
Das Büro wies dieselbe indirekte Beleuchtung auf wie der Empfangsbereich, hatte dieselben ausgeschnittenen Decken. Der Boden allerdings bestand aus poliertem Hartholz . Neben der Tür bemerkte Paul einen Lichtschalter. Ein eifersüchtiger Stich durchzuckte ihn.
»Sie haben um dieses Treffen gebeten, Paul. Also, was kann ich für Sie tun?« Belshaw lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, die breiten Hände hinter dem Kopf verschränkt.
Er war ein großer Mann in den Fünfzigern, braun gebrannt und durchtrainiert. Sein breites Gesicht wirkte entspannt und strahlte Selbstbewusstsein aus. Es war das Gesicht eines Mannes, der Verantwortung trug. Hinter den anderen Türen im Korridor gab es andere Büros, das wusst e Paul, mit Lichtschaltern, Böden aus Hartholz, andere Verw altungsangestellte in Fünftausend-Dollar-Anzügen. Es w aren Männer, die Paul vom Sehen kannte, obwohl er ihnen niemals vorgestellt worden war. Es waren die großen Bosse, deren Namen und Gesichter man mit der Zeit registrierte, so wie Angestellte eben solche Informationen aufschnappen. Durch Osmose. Und wenn man weiter den Flur entlangging, Tür um Tür, kam man schließlich bis ans Ende. Paul wusste, dass es dort eine letzte Tür gab, einen letzten großen Boss, der die meiste Zeit nicht da war und trotzdem ein Büro hier hatte, und eine Privatsekretärin, die sogar noch schöner war als die hinreißende Empfangsdame draußen vor der Tür.
»Ich möchte gerne versetzt werden«, sagte Paul.
Das breite Gesicht veränderte sich, die Brauen zogen sich zusammen. »Sind Sie nicht mehr zufrieden im Osteo-Labor?«
»Ich bin durchaus zufrieden, aber ich habe das Gefühl, dass ich mich verändern muss.«
»Und was schwebt Ihnen da vor?«
»Der vierte Stock«, erwiderte Paul. »Das Analyselabor.«
Belshaw starrte ihn an. Er versuchte zu verstehen, was Paul wirklich verlangte.
»Sie haben das Gefühl, dass Sie eine Gehaltserhöhung verdient hätten«, antwortete Belshaw. »Ich glaube, wir können das zu Ihrer Zufriedenheit regeln.«
»Darum geht es nicht.« Mehr sagte Paul nicht.
»Paul«, der Mann machte eine Pause und wog seine Einwände ab. »Sie leisten gute Arbeit. Normalerweise behalten wir die Außenmitarbeiter etliche Jahre in der Osteo-Abteilung, bevor wir sie befördern …«
»Es muss keine Beförderung sein. Sie können mir dasselbe Gehalt zahlen … Darum geht es mir nicht.«
Erneut zog der Mann die Brauen zusammen. Diese neue Einzelheit schien ihn zu verwirren.
»Sind Sie nicht mehr glücklich mit den Knochen?«
»Ich brauche eine Veränderung, das ist alles.«
Jetzt endlich beugte sich der Mann vor. »Vielleicht können wir andere Anpassungen vornehmen.«
»Keine andere Anpassung als die von mir gewünschte wäre adäquat.«
»Sollte das Reisen ein Problem sein, dann kann ich Ihnen versichern, dass wir nicht vorhaben, Sie erneut auf Außeneinsätze zu schicken, solange Sie nicht bereit dafür sind. Wir haben kein Interesse daran, irgendetwas zu überstürzen.«
»Ich will überhaupt keine Außeneinsätze mehr.«
»Nun, ich verstehe, dass Sie eine … harte Zeit durchgemacht haben. Aber ich glaube, Sie treffen eine überstürzte Entscheidung.«
»Keineswegs.«
»Wir würden Sie etlichen Mitarbeitern vorziehen, die weit mehr
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